Die schottische Rose
Seite«, antwortete sie.
Eines muss ich ihr lassen, dachte Connor. Sie gibt wahrlich nicht schnell klein bei. Er riss sich zusammen, als sich ein merkwürdiges Gefühl in seiner Magengrube regte. Kein Bedauern!, sagte er sich. Blick nicht zurück, sieh nach vorn!
»Gut!«, meinte er. »Ich nehme an, es kommt Euch entgegen, wenn ich Euch und Eurer … Gouvernante vom Gesinde ein ausgiebiges Frühstück im Kleinen Saal servieren lasse. Fühlt Euch auf Mandrake Manor …«, er machte eine ausholende Handbewegung, »wie zu Hause. Bis nach dem Frühstück. Dann will ich Euch nicht weiter aufhalten, damit Ihr Eure Sachen packen und Euch für die Abreise vorbereiten könnt. Ich lasse Eure … Kutsche anspannen, damit Ihr ohne weitere Verzögerung aufbrechen könnt.«
Er erhob sich, und die anderen Männer an der Tafel standen ebenfalls auf. Sie spürten zweifellos die Spannungen, die zwischen ihm und dieser Frau herrschten, aber Connors versteinertes Gesicht machte jedem unmissverständlich klar, dass er es bereuen würde, wenn er eine Bemerkung dazu machte.
»Ich … ich danke Euch, Sire.« Juliet hatte die Sprache wiedergefunden. Sie sah Connor nicht an, als sie weiterredete, sondern hielt den Blick fest auf eine Scharte an dem Eichentisch gerichtet. »Ich weiß Eure herzliche Gastfreundschaft zu schätzen. Ihr habt recht, die Zeit drängt, und Sir Archibald erwartet mich gewiss. Ich würde auf ein ausgiebiges Frühstück unter Eurem Dach gern verzichten. Es genügt, wenn Eure Köchin …«
Connor hob bei ihren Worten eine Braue und wollte schon bestätigend nicken. Je eher Juliet verschwand, desto eher würde er seinen Seelenfrieden wiederfinden. Bevor Connor jedoch etwas sagen konnte, antwortete Juliet eine ruhige und dennoch gebieterische weibliche Stimme.
»Das kommt gar nicht in Frage, Lady de Germont.« Elizabeth McPherson stand in der Tür hinter dem kleinen Podest, von dem Connor den protzigen Lehnstuhl seines Vaters hatte entfernen lassen. »Ich würde mich persönlich gekränkt fühlen, wenn Ihr und Eure Freundin mir und meiner Tochter Rianna nicht beim Frühstück Gesellschaft leisten würdet.«
Sie ging weiter in die Halle, während sich die Chieftains respektvoll verbeugten, und warf Connor einen unmissverständlich missbilligenden Blick zu, bevor sie weitersprach: »Das liegt gewiss auch in deinem Interesse, Connor, habe ich recht? Dann seid ihr Männer unter euch und könnt beraten. Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass Lady de Germont von Mandrake Manor verabschiedet wird. Höflich, wie es sich gehört, wohlbehalten …«, sie warf Connor einen tadelnden Blick zu, »und mit einem vollen Magen.«
Juliet hätte beinahe gelacht, als sie Connors verdutzte Miene bemerkte. Doch dann fing sie seinen Blick auf, und tief in ihrem Innersten schlug eine zum Zerreißen gespannte Saite an. Einen Moment lang hatte Connor sich nicht in der Gewalt gehabt, weil das Auftauchen seiner Mutter ihn verwirrt hatte. Sein ungeschützter, eindringlicher Blick schnitt ihr tief ins Herz. Konnte es sein, dass sie sich getäuscht hatte? Hatte sie vielleicht übereilt reagiert?
Jetzt, als sie sich ansahen, vielleicht zum letzten Mal, bevor sich ihre Wege möglicherweise für immer trennten, fragte sich Juliet, ob sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Und zwar nicht gestern Nacht, sondern jetzt, heute Morgen, als sie Connor so erfolgreich die Kühle, Unnahbare vorgespielt hatte, wo sich doch in Wirklichkeit ihr ganzer Körper nach seiner Berührung sehnte.
»Kommt Ihr, Lady de Germont?«
Elizabeths Stimme riss Juliet aus ihren Gedanken und brach auch den Bann zwischen ihr und Connor.
»Gewiss, Lady Elizabeth. Ich … ich danke Euch.«
Juliet riss ihren Blick von Connors Gesicht und folgte Elizabeth McPherson.
Sie hatte gewonnen, zweifellos. Sie hatte die Chieftains überzeugt und Connor McPherson damit gezwungen, an den Beratungen der Königstreuen teilzunehmen. Sie hatte ihren Auftrag erfüllt – und sich für die Demütigung gerächt, die Connor ihr angetan hatte.
Das Wichtigste jedoch, und es fiel Juliet schwer, sich das einzugestehen, war ihr nicht gelungen.
Sich ihr Herz zurückzuholen.
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14. Kapitel
W o zum Teufel steckt Hamish eigentlich?«
Connor McPherson tätschelte seinem unruhig auf der Stelle tänzelnden Hengst den kräftigen Hals, während er sich gereizt im Burgfried von Mandrake Manor umsah.
»Ich habe keine Ahnung, Connor.« Buffon O’Dermick stand neben ihm auf dem
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