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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Unterbrechung, doch er schaute mich an, was er nicht immer tat.
    »Gründlich?«
    »Gründlich genug, um zu wissen, dass sie seine Komplizen sind und dasselbe Schicksal erleiden sollten, das ihren Herren treffen mag.«
    »Sie wussten also, auf welche Art diese Unschuldigen ums Leben kamen.«
    Jean de Malestroit zeigte ein wenig Verdruss. »Nicht alle waren unschuldig, Guillemette. Es gab einige, die offensichtlich Milord de Rais’ Gesellschaft suchten, um einen Vorteil aus seinem Stand zu ziehen. Man kann nicht sagen, dass diese jungen Männer völlig ohne Schuld waren.«
    Ich wollte keine Zeit mit einem Disput über diesen Punkt vergeuden, denn meine Entschlossenheit schwand bereits. »Aber diejenigen, die noch jünger waren – Ihr wisst, auf welche Art sie gestorben sind?«
    »Ja.« Er schob seine Lektüre ein Stück von sich weg und lehnte sich verwirrt zurück. »Wollt Ihr mich etwas Bestimmtes fragen, Schwester?«
    »Ja«, antwortete ich. »Das will ich.«
    »Dann seid so freundlich und tut es; ich habe Arbeit vor mir liegen und würde gern damit fortfahren.«
    »Die Jüngeren«, fragte ich, »sagen wir, die Zehn- oder Elfjährigen – wie wurden sie getötet?«
    »Auf grausame Art«, antwortete er. »Wie sonst?«
    »Nein, ich meine, mit welchen Methoden beendete er ihr Leben …«
    »Guillemette …«
    »Sagt es mir.«
    Er zögerte kurz und sagte dann: »Einige wurden getötet, indem man sie ausbluten ließ. Andere wurden am Hals aufgeschlitzt und dann enthauptet.«
    Einen Augenblick lang schwieg ich vor Bestürzung.
    Im Namen Gottes …
    Ich war beinahe erleichtert, denn es war nicht, was ich erwartet hatte. Aber die wahre Erleichterung würde erst kommen, wenn ich auch die letzte Antwort erhalten hatte.
    »Wurde einigen auch der Bauch aufgeschlitzt?«
    Er sah mir direkt in die Augen. »Ja. Den meisten. Aber warum wollt Ihr diese grässlichen Einzelheiten wissen?«
    Ich ließ die Frage unbeantwortet. »Eminenz, ich möchte noch einmal zu einer Reise aufbrechen. Aber diese wird länger sein als die letzte. Ich möchte Euch bitten, Frère Demien mitnehmen zu dürfen.«
    Er legte seine Arbeit wieder weg. »Das ist unmöglich. Im Augenblick seid Ihr unentbehrlich.«
    »Bittet Schwester Elene, meinen Platz einzunehmen.«
    »Und Frère Demien wird auch gebraucht …«
    »Die Ernte ist bereits gut im Gange. Wir sind beide entbehrlich.«
    »Aber wohin jetzt? Wir haben doch bereits …«
    Ich hob die Hand, und er ließ sich von mir zum Schweigen bringen.
    »Es gibt Dinge, über die ich mir Klarheit verschaffen muss«, sagte ich.

20
    Die Maschine stieg wie eine Rakete vom John Wayne Airport auf und gewann sprunghaft an Höhe, aber der Rest des Fluges war ruhig und schien nicht so lange zu dauern wie die ewigen Sicherheitschecks, die wir vor dem Einsteigen durchlaufen mussten. Wir landeten in Newark; es war das erste Mal, dass ich die veränderte New Yorker Stadtsilhouette mit eigenen Augen sah. Alle in der Maschine waren still, als wir zum Gate rollten. Es schien nur angemessen.
    Wir fünf fuhren in einem Zubringerbus zu unserem mittelmäßigen Hotel. Da ich die einzige Frau war, hatte ich ein Zimmer für mich allein, die Jungs mussten sich mit Doppelzimmern begnügen. Es würde perfekt funktionieren. In dem Kurs am Freitag würde ich tatsächlich etwas lernen. Schade, dass ich den am nächsten Tag verpassen würde – der Lehrer hatte erwähnt, er würde einige Themen behandeln, die wirklich interessant klangen. Suchmaschinen, die speziell für die Ermittlungsarbeit konzipiert waren, Pay-by-Call-Dienste, einige ähnlich wie Nexus Lexus, die speziell auf böse Jungs ausgerichtet waren. Aber ich hatte Wichtigeres zu tun. Am Samstagmorgen schlich ich mich um sechs Uhr, als alle anderen noch schliefen, aus dem Hotel. Ich hängte das BITTE NICHT STÖREN-Schild an die Tür und schob einem Kollegen einen Zettel unter die Tür mit der Nachricht, dass ich die ganze Nacht wegen Frauenproblemen wach gewesen sei und jetzt schlafen wolle. Große, starke Bullen schauen ohne Wimpernzucken in den Lauf einer Waffe, aber ein Tampon ist eine ganz andere Geschichte.
    Detective Peter Moskal wollte mich an der South Station abholen, die, wie er mir versichert hatte, ganz in der Nähe des Reviers von South Boston lag. Ich hatte ihm gesagt, ich könne auch ein Taxi nehmen, aber er bestand darauf, mich abzuholen.
    Ich erkannte ihn sofort an der goldfarbenen Marke, die aus der Tasche seiner Lederjacke hing, aber er war keineswegs das

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