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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Aufgabe der Detectives gewesen wären. Aber er ließ es mich tun.«
    Im Bericht stand, dass Michael Gallagher mit einem Nylonstrumpf stranguliert worden war – keine Strumpfhose, sondern ein oben offener, schenkelhoher Strumpf, der an einem Straps oder Hüfthalter befestigt werden musste. Völlig anachronistisch, auch schon vor zwanzig Jahren. Die beiden Socken des Jungen waren ihm in den Mund gestopft worden, wahrscheinlich, um ihn am Schreien zu hindern. An Händen und Füssen gefesselt, ebenfalls mit Strümpfen, lag er bäuchlings auf der Erde. Er war grausam anal vergewaltigt worden, und zwar so brutal, dass die Erde unter seinen Lenden blutgetränkt war. Im Anus wurden keine Spermaspuren gefunden.
    Bei der Obduktion wurden aber Spuren von Latex entdeckt.
    »Ein Kondombriefchen oder ein benutztes Kondom wurde nirgends gefunden?«
    »Nein. Der Mörder hatte offensichtlich alles mitgenommen.«
    Hier hatte es sich um einen sorgfältigen Mörder gehandelt, zumindest was die Details anging. Ein organisierter Mörder. »Er hat sich ein gutes Versteck für die Leiche ausgesucht.«
    »Außer, dass es zu der Zeit wärmer wurde und der Gestank in ein paar Tagen sowieso herausgedrungen wäre.«
    »Er wollte wahrscheinlich, dass man sie fand«, sagte ich. »Aber nicht zu schnell.«
    Die Fotos, die ich in der Akte gesehen hatte, zeigten eine sorgfältig gefesselte Leiche in verdrehter Lage. »Ich wette, dieser Junge hat sich gewehrt.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Was bedeutet, dass der Mörder es eilig gehabt haben dürfte. Vielleicht haben Sie deshalb kein Sperma gefunden, weil er überhaupt nicht fertig wurde.«
    »Das war leider nicht festzustellen. Das Einzige, was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass Michael Gallagher nicht freiwillig mitmachte. Seine Hände und Arme waren geschwollen und aufgeschürft, Gott sei seiner Seele gnädig. Der Täter wäre wahrscheinlich noch voller blauer Flecken gewesen, wenn wir ihn schnell genug geschnappt hätten. Das Problem mit blauen Flecken als Beweismittel ist aber, dass sie vergehen.«
    »Wie wirkte eigentlich Sean O’Reilly dabei? Ich meine, war er irgendwie nervös oder so was in der Richtung?«
    »Er sagte nur immer wieder, was für eine Schande das sei, was für eine furchtbare Schande, dass die Mutter ihn nicht so sehen sollte, mit dem ganzen Blut, das aus ihm herausgeflossen war. Und ich erinnere mich, dass er ziemlich weiß im Gesicht, ziemlich erschüttert war. Sean war ein echter Veteran; so etwas hätte ihn eigentlich nicht so mitnehmen dürfen. Ich gebe zu, es war ein ziemlich übler Tatort, aber ich hatte schon Schlimmeres gesehen und er ebenfalls – ein paar Jahre zuvor hatten wir diese Kollision eines Busses mit einem Zug, und da lagen überall Leichenteile herum. Damals zuckte er mit keiner Wimper. Ich fragte ihn, ob er okay sei, und er sagte irgendwas von Grippe.«
    Moskal schwieg einen Augenblick und schaute auf seine Füße hinunter.
    »Sonst noch was?«
    Der große Detective seufzte. Er war sehr bekümmert und versuchte gar nicht, es zu verstecken. »Als Sean aus dem Verschlag kam, hatte er Blut an den Händen, das er sich mit einem weißen Taschentuch abzuwischen versuchte – wir trugen damals alle keine Handschuhe. Wir sind wie alte Eishockeyspieler: am liebsten ohne Helm und Tiefschutz. Ich fragte ihn, wie es dort hingelangt war, und er sagte, er hätte selbst überprüfen wollen, ob der Junge wirklich tot war. Als hätte überhaupt die Chance bestanden, dass er es nicht war. Wir machen das normalerweise, indem wir einen Finger auf einen der Pulspunkte legen. Die Hände des Jungen waren gefesselt, also hätte Sean es am Hals machen müssen. Aber an Michael Gallaghers Hals war kein Blut. Nach Angaben des Leichenbeschauers blutete er durch den Anus aus.«
    »Was bedeutet, dass er nach der Vergewaltigung noch lange genug lebte, damit das passieren konnte.«
    »Ja. Ich will Ihnen gar nicht sagen, wie oft mich dieser Gedanke nachts wach gehalten hat. Ich wollte immer wissen, welchen Körperteil Sean O’Reilly wirklich berührt hatte. Er dürfte hier drin einige Spuren verwischt haben.«
    Von dem stand kein Wort in den Berichten.
    »Und noch was – die Strümpfe, ich meine, die passten einfach überhaupt nicht nach South Boston. Ich weiß noch, als die Strumpfhosen auf den Markt kamen, schmissen meine Mutter und meine Schwester ihre Strümpfe und Hüfthalter sofort weg. Ich will gar nicht daran denken, wie viele Jahre das schon her ist. Dass jemand sie

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