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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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die landesweiten Nachrichten geschafft. Das ist immer der Fall, wenn ein Feuerwehrmann Verbrennungen erleidet und später stirbt.
     
    Moskal und ich waren beide erschöpft und weiß im Gesicht, als wir Gallaghers Haus verließen. Es gab Dinge, die hingen ungesagt zwischen uns in der Luft, schreckliche Dinge, die von menschlichen Wesen nicht ausgesprochen werden sollten. Patrick Gallagher hatte etwas Neues ins Laufen gebracht, und jetzt war es an Moskal und mir, es auch am Laufen zu halten.
    »Kelly McGrath erwartet uns in einer halben Stunde. Die Fahrt dauert nur zwei Minuten. Wollen Sie ins Revier zurück?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich glaube, wir beide haben einiges zu besprechen. Gehen wir’s an.«
    »Okay.« Er hielt am Bordstein, direkt vor einem kleinen Park – ein unbebautes Grundstück, das man begrünt hatte. Ich fragte mich, ob dort früher ein Haus gestanden hatte, vielleicht eins, das abgebrannt war. Auf einem Karussell lärmten Kinder.
    Ich machte den Anfang. »Das sind genug neue Indizien, um den Fall wieder zu eröffnen.«
    »Ja.«
    »Und Sie wollen ihn haben.«
    »Ja.«
    »Ich brauche noch ein bisschen mehr Zeit, um in Los Angeles Beweise zu sammeln. Ich möchte Sie gern bitten abzuwarten, wenn Sie die Möglichkeit dazu sehen.«
    »Ich dachte mir, dass Sie mich das bitten.«
    »Ich habe dreizehn vermisste Jungs. Vielleicht lebt einer von ihnen noch.«
    »Das sollten Sie eigentlich besser wissen.«
    Ich tat es, wollte es aber nicht wahrhaben. »Hoffnung besteht immer.«
    Der Lärm der Kinder wurde plötzlich lauter. Wir drehten uns beide um und sahen, dass zwei etwas ältere Jungs vom Karussell gesprungen waren und es jetzt mit aller Kraft anschoben. Die Kleinen waren begeistert.
    »Ach, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte«, sagte ich.
    »Ja.« Er dachte das offensichtlich nicht, sondern wollte unser Problem so schnell wie möglich geklärt sehen. »Ich könnte schon warten, aber wenn er davon Wind bekommt, dass Sie hinter ihm her sind, und er mir deshalb durch die Lappen geht, kann ich ganz schön in Schwierigkeiten kommen.«
    »Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass das nicht passiert. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich so schnell und so diskret vorgehen werde wie möglich. Ich habe auf der Suche nach ihm bereits sein Studio angerufen. Vielleicht hat ihm schon jemand gesagt, dass es Nachfragen gab. Wer weiß, vielleicht hat er sich bereits aus dem Staub gemacht.«
    »Wenn er es getan hat, quittiere ich sofort den Dienst und jage ihn.«
    Das glaubte ich ihm aufs Wort.
     
    Wir kamen zu einer einstweiligen Übereinkunft: Ich würde eine Woche bekommen, um so viel zu sammeln wie ich konnte, und dann würden wir beide uns noch einmal unterhalten und die Situation neu bewerten. Wenn er mit meinen Fortschritten nicht zufrieden war, würde er selbst in Aktion treten. Aber bis dahin würde er nichts Offizielles unternehmen. Fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit hielten wir vor Kelly McGraths Reihenhaus.
    Sie war nicht so alt, wie ich erwartet hatte. Anfang sechzig vielleicht, zierlich, die Haare kastanienbraun gefärbt, ordentlich und gepflegt. Sie führte uns geradewegs in ihr Wohnzimmer; auf dem Couchtisch stand bereits ein Teeservice mit Tassen und Löffeln und Würfelzucker. Sahne, aber keine Zitrone. Auf dem Klavier standen Fotos von Kelly und einer etwas älteren Frau, die ihr Zwilling hätte sein können.
    »Ist das Ihre Schwester Maggie?«, fragte ich, als sie mir eine Tasse mit Untertasse reichte.
    »Ja«, antwortete sie und bekreuzigte sich mit der freien Hand.
    »Sie ruhe in Frieden.«
    »Wie lange ist sie schon tot?«
    »Ach, schon sehr lange. Inzwischen sind es dreiunddreißig Jahre.«
    Sie war gestorben, als Wilbur sieben Jahre alt war. »Ihre Schwester war Kindermädchen bei den Durands?«
    Sie machte kurz ein verwirrtes Gesicht und sagte dann: »O ja, der kleine Junge hieß Durand, nicht? Ich hatte das ganz vergessen. Für mich ist das immer noch das Carmichael-Haus. Sie nannten es ja selber so, deshalb. Sie mochten es nicht, dass Patricia einen Franzosen heiratete. Ich meine, er war katholisch und alles, ich verstehe einfach nicht, wie einige Leute so engstirnig sein können. Das liegt am Geld, wenn Sie mich fragen. Wie auch die Schäbigkeit, das muss man sich mal vorstellen. Es wäre wohl einiges besser für sie gelaufen, wenn ihre Familie ihr ein bisschen mehr geholfen hätte.«
    Ich musste keine einzige Frage mehr stellen.
    »Patricia ging es nicht gut, wissen Sie. Sie

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