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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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hatte ziemliche Probleme bei seiner Geburt, und die neue Ehe funktionierte von Anfang an nicht so recht. Sie bekam diese furchtbare Infektion und musste sich alle ihre weiblichen Teile entfernen lassen – Sie müssen mir verzeihen, dass ich vor Ihnen so offen darüber spreche, Detective Moskal. Danach schenkte ihr Mann ihr keine Beachtung mehr. Hat sie ziemlich allein gelassen. Nach der Geburt des Babys zog er mit ihr nach Brookline, weil es eine aufstrebende Gegend sei und eine gute Investition, wie er sagte. Na ja, aber Patricia gefiel es dort nicht. Sie hatte keine Freunde dort, in der Kirchengemeinde fand sie auch keinen Anschluss, und so fing sie an, ihre Sorgen in Alkohol zu ertränken. Die Carmichael-Kinder – Sheila, Eileen und Cullen – hatten keine so schwere Zeit, weil sie ihre Mutter hatten, als es ihr noch gut ging, und ihr Vater war wunderbar gewesen, Gott sei seiner Seele gnädig. Was für eine Schande, dass er so jung sterben musste.
    Der arme Wil wurde von Patricia aber ziemlich vernachlässigt. Maggie fuhr jeden zweiten Tag mit der Straßenbahn hin, um dafür zu sorgen, dass Wilbur etwas Vernünftiges zum Essen bekam und anständig angezogen war – manchmal blieb sie sogar über Nacht, wenn die Missus mal wieder blau war. Wir mussten uns schließlich sogar ein Telefon anschaffen, weil Mrs. O’Day von unten es über bekam, mir ihre Nachrichten auszurichten. Oft waren seine Laken durchnässt, wenn sie dort ankam, und er hatte keine sauberen Sachen, wenn sie nicht die Wäsche machte. Manchmal musste sie die Missus ausnüchtern und mit ihr zur Bank gehen, weil sie Geld für Einkäufe brauchte. Ein- oder zweimal kaufte sie sogar Lebensmittel von ihrem eigenen Geld. Aber da habe ich einen Riegel vorgeschoben. Bring den Jungen her, sagte ich ihr, und wir ziehen ihn anständig auf. Aber sie wollte sich nicht in das familiäre Privatleben einmischen. Sie war eben so.
    Egal was sie tat, er blieb ein merkwürdiger kleiner Junge. Sehr still meistens, aber wenn er wütend wurde, dann war was los. Seine Mutter bestrafte ihn nie, und sein Vater war zu der Zeit schon längst nicht mehr da. Es war herzzerreißend. Aber Maggie kümmerte sich, so gut es ging, um den Jungen – zumindest bis sie krank wurde. Er war sechs, als sie den ersten Knoten entdeckte. Sie ging nicht sofort zum Arzt, sagte, es sei schon nichts, aber ich glaube, sie hatte Angst. Als sie dann ging, war es eigentlich schon zu spät, aber sie haben ihr trotzdem beide Brüste abgenommen, um ihr noch ein wenig Hoffnung zu machen. Es brachte ihr etwas Zeit, aber nicht sehr viel.
    Wils Großvater – Patricias und Seans Vater –, er war der Teufel in Menschengestalt. Hasste Maggie, weil sie sich in die Angelegenheiten seiner Tochter einmische, wie er sagte. Dabei hätte er ihr jeden Tag auf den Knien dafür danken müssen, also wirklich. Der alte Mistkerl drehte absolut durch, wenn irgendjemand etwas gegen Sean sagte, obwohl wir doch alle wussten, was das für einer war. War nie verheiratet, immer hinter kleinen Jungs her; der Großvater wollte nichts davon hören, dass man Sean mit Kindern nicht allein lassen durfte. Er war Polizeibeamter und alles, und ich schätze, das machte ihn in den Augen seines Vaters zu einem Heiligen. Maggie brachte Wil zu seiner Oma und seinem Opa, weil sie es für richtig hielt, dass er sie kennen lernen sollte, auch wenn seine Mutter sich die Mühe nicht machte. Sie erzählte mir, dass er sie ›dieses verdammte Weib‹ nannte, direkt vor dem Jungen. ›Dieses verdammte Weib ruiniert dich‹, sagte er, als wäre Maggie gar nicht da. ›Dieses verdammte Weib lässt dir viel zu viel durchgehen.‹ In der ganzen Zeit, die Maggie sich um den Jungen kümmerte, versuchte die Großmutter nie, gegen den Großvater einzuschreiten. Ich schätze, sie hatte Angst vor ihm, wohl mit gutem Grund. Es hieß, er hätte sie ein paar Mal geschlagen. Na ja, eines Tages zog Maggie sich fein an und besuchte die alte Dame zum Tee, so wie sie es jetzt bei mir tun, und erzählte ihr alles, was vorgefallen war. Flehte sie an, die Kinder zu sich zu nehmen. Und schließlich konnte sie sie sogar dazu überreden.
    Maggie starb ungefähr zwei Monate später, kurz nachdem Wil und die anderen Kinder in das Haus am Strand gezogen waren. Danach ging es Wil nicht sehr gut, soweit ich weiß – er hatte den einzigen Menschen verloren, der ihn um seiner selbst willen liebte. Und später sah man ihn dann viel mit Sean. Es war nicht richtig. Überhaupt

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