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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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eine Geschichte es bis in Ihre Lokalblätter schafft …«
    »Den Globe kann man eigentlich nicht ein Lokalblatt nennen«, sagte er. »Aber ich habe auch die Los Angeles Times gelesen.«
    »Dann haben Sie es gesehen.«
    »Ja. Aber ich bin verwirrt. Das Opfer war schwarz, das passt nicht zu Ihrem Muster.«
    »Wir gehen davon aus, dass es nur eine Übungstat war.«
    »O Mann. Hat er denn nicht schon genug Übung?«
    »Und dann gab es drei fehlgeschlagene Entführungen an einem Tag. Er wollte mich herausfordern.«
    »Aha«, sagte er. »Das ergibt schon mehr Sinn. Jetzt, da Sie eine Leiche haben, können Sie ihn auch wegen Mordes drankriegen, sobald Sie die Beweise beisammen haben.«
    »Das können wir. Und das werden wir.«
    »Na dann.«
    An seinem resignierten Tonfall merkte ich, Moskal wusste, dass er schon sehr nett bitten musste, um Durand zurück in den Bay State zu bekommen, was erst passieren würde, wenn der Golden State damit fertig war, ihm die Lungen aus dem Leib zu reißen, so Gott wollte.
    »Wie haben Sie ihn letztendlich überführt?«
    »Turnschuhe«, sagte ich. »Er hat alle ihre Turnschuhe aufbewahrt.«
    Ich konnte beinahe hören, wie sein Unterkiefer auf den Boden knallte. Die Leitung schien plötzlich tot zu sein.
    »Pete? Sind Sie noch da?«
    »Ja«, sagte er, beinahe ein Flüstern. »Warten Sie mal ’ne Sekunde. Ich lege Sie in die Warteschleife. Aber legen Sie bitte nicht auf.«
    Er war verschwunden, ich war mit einem Spiralkabel an meinen Schreibtisch gefesselt, und ein Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Kopf: Du hältst mich davon ab, den bösen Buben einzulochen.
    Es schien eine Woche zu dauern, bis er zurückkam. Zwei Kopien des Haftbefehls, die ich in der Hand hielt, waren zerknittert und schweißfeucht, fühlten sich aber so heiß an, als würden sie gleich in Flammen aufgehen. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie meine fünf Kollegen ihre Waffen überprüften, ihre kugelsicheren Westen anzogen und die Batterien ihrer Funkgeräte kontrollierten. Das Stammesritual der Jagdvorbereitung war bereits voll im Gange, und ich würde nachhecheln müssen.
    »Tut mir Leid«, sagte Moskal, als er sich wieder meldete. »Das hat länger gedauert, als ich dachte. Ich musste was nachprüfen.«
    »Um Himmels willen, was denn?«
    Plötzlich sprang auf dem Gestell neben meinem Schreibtisch das Fax an. Die ersten Millimeter Papier ruckelten aus dem Gerät.
    »Kommt das Fax von Ihnen?«
    »Ja. Ich warte, wenn Sie es sich anschauen wollen.«
    Nach zweiminütigen Wehen war die Seite geboren. Ich riss sie fast verzweifelt aus dem Schlitz. Es war die etwas kontrastärmere, aber mit Hochauflösung gesendete Fax-Version von einem der Fotos, die ich in Moskals Fallordner gesehen hatte.
    Die schuhlosen Füße waren eingekreist.
    »O Mann«, flüsterte ich ins Telefon.
    »Wenn Sie ihn verhaften, könnten Sie da vielleicht nach einem Paar schwarzer Basketballstiefel mit dem Logo der Boston Celtics suchen …«
    Es würde mir ein Vergnügen sein.
     
    Die beiden Dreier-Teams fuhren in getrennten Autos. Ich saß mit Spence und einem anderen Kollegen in dem ersten Fahrzeug, das zum Studio fuhr. Ich war dankbar für die Gesellschaft, denn ich war nervös – es war der größte Fall, den ich je bearbeitet hatte, und es versteht sich wohl von selbst, dass ich hoffte, es würde alles glatt laufen. Es gibt so vieles, was schief gehen kann, wenn man versucht, jemanden zu verhaften.
    Ich schätzte Wilbur Durand als eher gelassen ein; als er mir seinen kleinen Besuch abstattete, war er so ziemlich der coolste Kunde, der je in ein Polizeirevier geschlendert war. Er hatte offensichtlich gewusst, dass wir in dem Augenblick nichts gegen ihn unternehmen konnten. Anscheinend hatte er mit einem Anwalt gesprochen, bevor er zu uns kam. Nicht mit diesem Kanzleiangestellten, den wir mit unserer Durchsuchung vom Golfplatz geholt hatten, sondern mit seiner berühmten Schwester, der bösen Hexe der Ostküste. Zweifellos wusste Sheila Carmichael bereits Bescheid, aber das muss man sich mal vorstellen: dass man einem anderen menschlichen Wesen – und noch dazu seinem eigen Fleisch und Blut – eröffnet: Ich werde verdächtigt, mehrere halbwüchsige Jungen entführt zu haben. Es würde ein kurzes Schweigen folgen, denn die Person, der man sich anvertraut, würde sich hüten zu fragen, ob man tatsächlich getan hat, wessen man verdächtigt wird. Und dann muss man sich vorstellen, Folgendes als Antwort zu hören: Dann lass uns mal überlegen,

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