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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Dunbar, weil ich Ihr Vorgesetzter bin und Ihr Rücken eine Verlängerung von meinem ist. Wenn Ihr Täter – und ich bin mir noch immer nicht sicher, ob wir es hier wirklich nur mit einem zu tun haben – am Ende doch einer unserer Bekannten ist, dann gibt’s einiges zu erklären, sobald jemand merkt, dass Sie sich die nicht sofort vorgeknöpft haben.«
    Er hatte natürlich Recht; es war professionell vernünftig, das zu tun, außerdem gab es uns politische Sicherheit. Aber mir kam es vor wie eine gigantische Zeitverschwendung; es gab Tausende von Sextätern in der Gegend von Los Angeles, und es würde ewig dauern, sie alle vorzuladen.
    »Kann ich nicht wenigstens versuchen, zuvor den Kreis ein wenig einzuschränken?«
    »Wie?«
    Ich probierte es noch einmal. »Wie wär’s mit einem Profiler?«
    Ich hätte es besser wissen müssen.
    »Halten Sie sich an Erkinnen.«
     
    Diesmal lud er mich zum Essen ein, in ein ziemlich nettes kleines Restaurant in West L. A., auf der Südseite der Melrose. »Die erstatten Ihnen doch keine Spesen«, sagte er. »Ich kenne diese Typen.«
    »Das erste habe ich aus der Portokasse bezahlt«, sagte ich ihm. »Das Zweite ging auf mich. Aber das war schon okay. Sie haben mir sehr weitergeholfen.«
    »Na gut, dann gehen das und das nächste auf mich.«
    Wir suchten uns einen Platz; das Lokal war bewusst im Bistro-Stil gehalten, auch die etwas abseits gelegenen Ecknischen fehlten nicht. Ein wenig Zigarettenrauch in der Luft, und wir hätten in einem Schwarz-Weiß-Film aus den Vierzigern sein können. Die Ungestörtheit war ziemlich teuer erkauft, aber ich hatte nichts dagegen – sie diente einem guten Zweck, und die Gesellschaft war angenehm.
    Bis er anfing, über Perverse zu reden, worum ich ihn allerdings gebeten hatte.
    »Die Statistiken zeigen eindeutig, dass die Wiederholungsrate bei Sexualstraftätern deutlich höher ist als in allen anderen Schwerverbrechenskategorien. Es gibt eine Reihe gut strukturierter, wissenschaftlich solider Studien, die diese Hypothese bestätigen. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse von zwei Metastudien –«
    »Für Normalsterbliche, Doc.«
    »’tschuldigung.«
    Eine kleine Pause entstand. »Wissen Sie, es wäre mir sehr recht, wenn Sie mich Errol nennen würden.«
    Ich musste ihn angestarrt haben, denn er ergänzte: »Bitte.«
    »Natürlich. Das wäre nett.«
    Wie kann man nur so etwas Blödsinniges sagen.
    »Also, Errol, eine Metastudie ist …«
    »Ja. Okay. Das ist eine Studie, bei der wir das Zahlenmaterial einer Reihe kleinerer Studien zusammenfassen, um zu sehen, ob die Kombination etwas anderes ergibt als die ursprünglichen Ergebnisse der kleineren Studien.«
    »Aha. Klingt nach etwas, das ich tun würde, wenn ich sehr schnell ein Paper produzieren müsste.«
    »Manchmal läuft es so – jemand muss seine Dissertation abschließen und verrennt sich bei seinen Recherchen. Aber sie können auch wirklich hilfreich sein, weil der Datensockel breiter ist. Manchmal denke ich, dass viele der kleineren Studien einen zu beengten Blickwinkel haben. Sie müssen wissen, dass wir, wenn wir Fördermittel für ein Projekt wollen, originäre Studien vorweisen müssen, wir können also nicht einfach etwas besser machen, was ein anderer bereits gemacht hat. Das Ei muss auf ganz neue Art zerteilt werden.«
    Ich glaubte ihn zu verstehen. »Anstatt also einfach nur die Schlafgewohnheiten von Kaffeetrinkern zu untersuchen, müssen Sie sich mit den Schlafgewohnheiten von Kaffeetrinkern beschäftigen, die vorwiegend Styropor-Becher benutzen.«
    »Sehr gut, Detective.«
    »Wissen Sie was, ich glaube, mir wäre es recht, wenn Sie mich Lany nennen würden.«
    »Tut mir Leid. Natürlich. Ich wollte nur nicht unhöflich sein. Lany also. Wie auch immer, Rückfälligkeit wird ziemlich regelmäßig untersucht. Viel zu regelmäßig, wie viele von uns meinen. Aber die Hoffnung stirbt als Letztes.«
    Sein Tonfall war ein bisschen zu pedantisch für meinen Geschmack, und ich fragte mich, ob er einer dieser Akademiker war, die Polizisten für zu blöd zum Leben halten. »Wir hoffen immer, dass die beunruhigende Wahrheit sich ändert oder dass ein Faktor sich zeigt, der den festgestellten Trend zum Positiven hin verändert, so dass wir die Glaubwürdigkeit dieses Trends in Zweifel ziehen können.«
    »Moment mal.« Vielleicht hatten diese Typen ja Recht mit der Blödheit der Polizisten. »Ich komme da nicht mit.«
    »Wir haben Behandlungsmethoden für diese Sache. Wir wollen sagen

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