Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
Vom Netzwerk:
nein, Fred und ich haben nur hier gesessen und geplaudert. Es ist bald Zeit, nach Hause zu fahren.«
    Fred … Ich fühlte, wie meine Handflächen schweißnaß wurden.
Der Mann, den er Fred nannte, trug den gleichen Bart wie sein
Chef, aber seine Haare waren bis fast auf die Schädeldecke
abrasiert, und die Nase sah aus, als habe jemand ein paarmal mit
dem Kopf dagegengeschlagen.
Als sich unsere Blicke trafen, entstand sofort ein gegenseitiges
Verständnis dafür, mit wem wir es zu tun hatten – aber es war
klar, daß ich nie den Beweis dafür erbringen könnte, wer mich
damals im Büro aufgesucht und mich mit Schnaps vollgefüllt
hatte, während meine Maschine mit Antabus fuhr, und das
einzige, woran ich mich hinterher erinnerte, war der Tonfall von
Birger Bjelland und der Name seines Kompagnons: Fred.
Ich sah demonstrativ auf die Uhr. »Ja, ich habe auch eine
Verabredung … Um fünf.«
Birger Bjelland betrachtete mich säuerlich erwartungsvoll.
»Na, dann lassen Sie uns keine Zeit vergeuden, was?«
»Nein.« Ich versuchte, mich im Sessel zurückzulehnen, als sei
ich eigentlich nur vorbeigekommen, um ein wenig informell zu
plaudern. »Mir ist zu Ohren gekommen«, begann ich, »daß Sie
der offizielle Eigentümer einer Spielhalle im Zentrum sind,
nämlich des Jimmy –«
Er hob fragend die Hände. »Das ist doch kein Geheimnis,
Veum.«
»Ich wüßte gern, ob Sie wissen, was in dem Laden vor sich
geht?«
Er lehnte sich einen Deut nach vorn. »Nein. Was meinen Sie
damit?«
»Daß sowohl ich als auch andere beobachtet haben, daß junge
Mädchen für gewisse Dienste bestellt werden – Sie können sich
denken, zu welchen – in gewissen, einschlägigen Hotels. Und
daß die Vermittlung im Jimmy vor sich geht.«
»Und auf welche Weise sollte das vor sich gehen?«
»Allem Anschein nach durch telefonische Nachrichten eines
der Geschäftsführer. Kalle Persen«, fügte ich hinzu, um zu
zeigen, wie gut ich informiert war.
Birger Bjelland krümmte die Finger und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel. »Dazu habe ich nichts zu sagen, Veum.
Wie meine Leute die Etablissements führen, deren Miteigner ich
bin, geht mich im Prinzip nichts an, solange sie keine Verluste
machen.«
»Sie haben ja auch das frühere Week End Hotel gekauft,
stimmt’s?«
»Kein Grund, das abzustreiten. Es hat schließlich in der Zeitung gestanden.«
»Die gleiche Art von Betrieb läuft da auch, mit der Bar als
Ausgangspunkt und noch leichter zugänglichen Hotelzimmern,
nehm ich mal an.«
Er runzelte die Stirn, als dächte er nach.
»Es ist Ihnen vielleicht auch egal, welchen Ruf Ihre Hotels
haben?«
»Ein Ruf ist etwas so Relatives, Veum.«
»Genau. Stand Richter Brandt vielleicht auf der Kundenliste?«
»Ich mache mit so vielen Geschäfte«, sagte er bedächtig, »aber
an den Namen kann ich mich gerade nicht …«
»Nein? Sie haben sicher von dem jungen Mädchen gelesen,
dessen Leiche auf dem Fanafjell gefunden wurde. Torild
Skagestøl, sagt Ihnen der Name was?«
»Überhaupt nichts.«
»Nein, der Name wohl vielleicht nicht, aber als Einnahmeposten in Ihrer Buchführung?«
»Das müssen Sie mit meinem …«
»… Bürochef besprechen, vielleicht?« Ich warf einen schnellen Blick zu Fred.
»Ja, er taugt zu so vielem.«
»Das glaub ich gern. Helge Hagavik trieb sich viel im Jimmy rum. Sie erinnern sich doch an ihn?«
Mit einer Engelsgeduld erwiderte Birger Bjelland: »Ich bin
viel zu selten in den Läden, die mir gehören, Veum, und wenn,
dann immer, um mit dem Personal zu reden, selten, um Kunden
zu begrüßen. Woher haben Sie denn Ihre ganzen Behauptungen?«
»Kontakte bei der Presse und von den Vertreterinnen einer
Frauengruppe, die sich aus unerfindlichem Grund Ottar nennt.«
Er machte eine Mundbewegung, als hätte ich ihm ein Stück
verdorbenen Fisch serviert. »Neofeministinnen?«
»So was Ähnliches.«
»Das sind die Schlimmsten, Veum. Die malen den Teufel an
die Wand vom Bethaus, wenn es ihnen paßt.«
»Ganz ohne Grund?«
»Ganz ohne Grund, Veum!«
Ich zögerte ein wenig. »Sagen Sie, was ich schon immer mal
wissen wollte: Was ist eigentlich der Hauptarbeitsbereich Ihrer
Firma hier, Bjelland?«
Er hob kaum die Lider. »Finanzhilfe, Investitionen und andere
Formen von Geldanlagen, Darlehen auf allen möglichen
Ebenen. Wie wär’s mit einem kleinen Kredit? Die Zinsen sind
niedrig zur Zeit –«
»Eine Kniescheibe statt zwei?«
»Das war nicht witzig, Veum. Wir betreiben völlig legale
Geschäfte, genau in

Weitere Kostenlose Bücher