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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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gleichmäßigen Schritten. Schöne, glänzende, schwarze Tiere; mit ihren lang bewimperten Augen blickten sie bekümmert auf die ihnen entgegenkommende Karawane, sie blieben aber nicht stehen, sondern stemmten sich mit großem Pflichtbewusstsein gegen das Joch; sie schleppten paarweise Tannenstämme, die als Dachsparren dienen sollten.
    Drei Männer begleiteten sie und zwei junge Peitschenknechte, alle so gekleidet wie Mézes: Sie trugen Lederwesten und langärmelige blaue Hemden, Hosen aus rohem Tuch und Stiefel. Nur die Burschen hatten Bundschuhe an den Füßen.
    Ihr Erlaubnisschein war in Ordnung, und so zogen sie schweigsam weiter, nachdem sie, wie das der Anstand verlangte, die Pelzmützen gelüftet und »Gott zum Gruß!« gesagt hatten.
    Bálint bestaunte die Büffel, die er so in Winterkleidung noch nie gesehen hatte. Denn der Büffel ist ein närrisches Tier; er verliert seine ohnehin dünnen Haare gerade im Winter. Deshalb hatte man sie umhüllt, jeder trug einen aus Sackleinen genähten, matratzenartigen Mantel, der das Tier vom Widerrist bis zur Hüfte und manchmal bis zur Brust bedeckte und über den Rippen mit einem Bauchgurt gesichert war. Auf diese Weise erkältete sich also der »arme Büffel« nicht, wie man in Kalotaszeg zu sagen pflegte.
    Bálint ging, seit sie den Grat betreten hatten, zu Fuß, um sich aufzuwärmen. Crișan führte an der Spitze, denn dies war sein Revier, und Bandi Mézes, hinter Abády, folgte mit den Pferden.
    Stumm schritten sie auf dem leicht abschüssigen Gelände vorwärts. Stille herrschte überall, nur manchmal ertönten hier und dort aus der Ferne hämmernde Schläge. Einmal kam das Geräusch vom Grat rechter Hand, ein andermal von der Talsenke her oder vom Berghang auf der anderen Seite. Abády glaubte zuerst, nur ein Echo zu vernehmen, doch bald kam er darauf, dass Leute an verschiedenen Orten dabei waren, Bäume zu fällen. Er erkundigte sich bei Mézes, was es damit auf sich habe; ob man im Wald beliebig Holz schlagen könne.
    »Nicht gerade beliebig, halten zu Gnaden, aber wer bei der Forstverwaltung einen Schein gelöst hat, kann hier, in diesem Teilstück, Holz schlagen, wo er will; er wählt das ihm passende und weist sich erst aus, wenn er vom Wald wieder herunterkommt.«
    »Und kann er so viele Bäume fällen, wie er nur will?«
    »Fällen kann er sie, aber mehr als in seinem Schein verzeichnet steht, darf er nicht herunterholen.«
    Eine schreckliche Vergeudung, dachte Bálint, eine fürchterliche Unordnung. Dann stellte er erneut eine Frage: »Hat man hier über einen Betriebsplan je auch nur nachgedacht?«
    »Doch, doch, bitte sehr, es gibt einen Plan. Aber er ist nicht im Gebrauch. Aber es gibt ihn«, antwortete Mézes, und er erzählte, dass er als Jugendlicher, wohl vor etwa zwanzig Jahren, zusammen mit einem Ingenieur während zweier voller Monate das Gebiet durchstreift hatte. Er habe das Messband, die Signalscheiben und das dreibeinige Gestell mit dem Fernrohr geschleppt, mit dem der Ingenieur die Berge ins Visier genommen habe. »Das«, sagte er, »machte mir damals Lust aufs Leben im Hochgebirge.«
    »Im darauf folgenden Frühjahr reichte er seine Arbeit tatsächlich ein, ich begleitete ihn auch bei diesem Gang nach Béles, denn er hatte mich sehr gern bekommen. Wenn ich mich recht erinnere, war das gleich nach dem Tod des seligen jungen Grafen.«

    Sie kamen im Fehérvíz-Tal an. Die Menschen schafften die Überquerung des zugeschneiten Bachbetts leicht, der Schnee unter ihnen blieb fest. Den armen Pferden erging es aber anders, denn ihre Hufe versanken manchmal, sie brachen bis zur Brust ein, und wenn sie mit den Hinterbeinen ausschlugen, um sich zu befreien, dann gab die Unterlage dort nach. Nach langem Hin und Her erreichten sie aber doch das andere Ufer, und nun begann der Aufstieg zu dem von Buchen bewachsenen Sattel des Humpleu. Es war ein schwerer Weg, denn hier gab es fast keine ausgetretenen Pfade mehr, zum Glück aber standen die Stämme auf dieser Seite minder dicht, der Wind hatte den Schnee weggefegt, sie brauchten sich nur durch einige Verwehungen durchzuschlagen. Um die Mittagszeit langten sie endlich auf dem Vurtop an, auf dem kahlen Rücken, der hier die Wasserscheide bildete.
    Grässlicher Wind empfing sie oben. Dennoch musste man haltmachen, Menschen und Tieren Ruhe gönnen. Glücklicherweise kannte Schukuzo selbst hier einen geschützten Platz, wo man unterkommen konnte. Er führte sie zu einer merkwürdigen, trichterartigen

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