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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Zwergflämmchen jubelnd verschlang. Eine Spalte öffnete sich manchmal auf einem der runden Hölzer, ein dicker, glühender Riss mit schwellenden Lippen, er ging mehr und mehr auf, dann schloss er sich wieder, als schämte er sich, die Hölle in der eigenen Kehle zur Schau darzubieten.
    Oben unterdessen prasselte das Feuer wild, mit riesigen Flammen. Viele, sehr viele dünne Äste, daran wirr abstehende, wie vom Sturm geschüttelte, schaukelnde Tannenzapfen, behaartes Geäst, närrisch nach oben schnellende Zweiglein, Unmengen von Glut und Funken, die aufstiegen und zurückfielen – all dies umarmt vom glänzenden Mantel der Flammen, die nach oben strebten; weiß und blau, am Rand auch rot, orange und giftgrün gefärbt jagten sie aufwärts, in großer Eile, Licht, Glanz, Farbe und Lohen, alles eilte hinauf in die purpurne Nacht. Sie eilten, getrieben von anderen Flammen tiefer unten, auch sie strebten unbändig aufwärts, immer höher, in tausend Formen und doch in gleicher Gestalt, und noch heller flogen über dem Haufen Millionen von Funken, die, indem sie in die Höhe entschwanden, vielleicht den Weg wiesen, den Weg ins Paradies, in die glückliche Vernichtung.
    Bálint starrte lange ins Feuer. Noch nie hatte er eine solche Schönheit gesehen, ein solches Toben des Lebenswillens. Und auf dem rätselhaften Weg der Gedankenverknüpfung meldete sich unerwartet die Erinnerung an Adrienne. War es nicht der gleiche unruhige Lebensdurst, der sie auf der Eisbahn hatte dahinjagen lassen? Hatte nicht er sie dazu gezwungen, die Arme rhythmisch hochzuwerfen, als sie unter Drehungen wegglitt, als sie sich neigte und um die eigene Achse wirbelte, war es nicht dieser Durst gewesen, der sie abwechselnd von einem Tänzer in die Arme des anderen trieb? Und auch ihre Lippen hatten sich rot geöffnet, als hätten sie unablässig gebrannt …
    Jetzt, da er daran dachte, glaubte er, dass er damals, als er unwillentlich die Frau belauerte, in deren Seele geblickt hatte. Eine schicksalhafte Kraft hatte er in ihr wahrgenommen, die sie gewaltig anstachelte, ohne dass sie dessen gewahr wurde, eine Zaubermacht, die ihr fatal werden könnte …
    Gut, dass er das gesehen hatte, sagte er sich. Das wäre kein Abenteuer, es brächte nicht bloß einige Schäferstündchen, nach denen man kameradschaftlich scheidet. Nein, das ist kein Fall dieser Art. Man soll dergleichen nicht anrühren. Etwas anderes wäre es, sollte er in Adrienne verliebt sein. Aber so … Nein, besser, dass er der Sache jetzt schon ein Ende gemacht hat … viel klüger! Der Schlaf übermannte ihn inmitten solcher Gedanken.

    Der Morgen dämmerte, als er erwachte. Er fror. Grimmige Kälte herrschte. Der Tee mit Rum und der gebratene Speck, den Crișan für ihn auf Holzspießen gebraten hatte, taten ihm wohl. Dann beluden sie die Pferde, und sobald sich der erste Sonnenstrahl zeigte, machten sie sich weiter auf den Weg.
    Tannen, Tannen ununterbrochen, einmal wie hohe Burgmauern in ihrer Nähe, ein andermal weiter auseinandergezogen an morastigen Stellen, in deren Nähe viele kleine Bäume wuchsen, so dicht wie Hanf. Der Berggrat verbreiterte sich allmählich. Hier und dort wurde der Hochwald von einer Magerwiese unterbrochen, die sich in weißen Wellen den Abhang hinuntersenkte und die Aussicht auf das Land freigab. Es war das gleiche Bild wie am Nachmittag tags zuvor, doch jetzt, da das Licht von der entgegengesetzten Seite einfiel, wirkte alles verändert. Die entfernten Gipfel zeichneten sich dunkelviolett ab, grüne Schatten schienen auf den rosa Schnee zu fallen. Und trotz der scharfen Kälte lag etwas Unbestimmtes, taumelig Aufwallendes im heiteren Morgen. Sie erreichten eine Kreuzung auf dem breiten Weg. »Morgen kommen wir hier wieder herauf«, sagte der Vizeförster und zeigte gegen Süden, »wenn wir von Gyurkuca zurückkehren. Wir können dann geradeaus, dort rechts, den Abstecher in das Retyicel-Tal machen, oder wenn Sie wünschen, nehmen wir den Weg in die Richtung des Égett-kő und steigen dann beim Wasserfall nach Szkrind hinunter.«
    Nach kurzer Zeit ging es wieder durch den Hochwald. Allmählich verloren sie nun an Höhe. Drei Büffelgespanne kamen ihnen im Gehölz entgegen, nachdem sie im Wald weiter vorgedrungen waren. Gheorghe Crișan lief diesmal nicht zu den Fuhrwerken, anders als die Motzen tags zuvor belehrte und bedrohte er die Bauern nicht. Dies waren Leute von Kalotaszeg, die keinen Spaß verstehen.
    Die Büffel näherten sich gemächlich, aber mit

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