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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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ganz gewiss. Aber so viel Zeit brauche er dazu.
    »Die kleine Gyálákuthy? Was?«, fragte der Oberst, der über die Sache etwas hatte munkeln hören. »Na, gratuliere!« 11
    Wickwitz ließ den Namen gelten. Dabei wusste er sehr wohl, dass die kleine Dodó ihn nicht heiraten würde. Zumindest nicht gleich. Vielleicht in ein bis zwei Jahren, wenn er ihr in dieser Zeit fleißig den Hof gemacht haben würde, und auch nur dann, wenn sich außer ihm keine andere Partie fände. Doch nicht jetzt gleich. Er aber konnte nicht warten.
    Er konnte nicht, denn das Geld, mit dem er seine verschiedenen Schulden beglichen hatte, war gefährlicher Herkunft. Es handelte sich um das Geld der kleinen Dinóra. Keine saubere, nein, eine sehr ungute Sache. Käme sie ans Tageslicht, dann zöge sie, wie alle Geschichten dieser Art, das »Infam kassiert« 12 nach sich. Doch er hatte keine andere Lösung gefunden. Der sechsmonatige Urlaub, den er Anfang Sommer genommen hatte, war am Ablaufen. Er musste zum Regiment zurückkehren. Er war sich im Klaren: Sollte er in Kronstadt ohne Geld wieder erscheinen, würde er auf seinen Rang verzichten müssen; der Oberst hatte ihm das bei seinem Abgang eindeutig zu verstehen gegeben. Dann aber stünde er auf der Straße.
    So wurde er bei Dinóra vorstellig. Er tat es nicht zum ersten Mal. Er hatte von ihr schon im Verlauf des Sommers und hernach im Herbst Geld erbeten – zuerst einige hundert und später ein- bis zweitausend Kronen. Das wurde natürlich durch kleine Ausgaben aufgebraucht. Der fatale Zeitpunkt aber nahte. In dieser Lage brachte er die weichherzige kleine Frau Abonyi dazu, ihm Wechsel zu geben. Er werde das ihr Geschuldete gleich zurückzahlen und könne auch seine übrigen Schulden in Ordnung bringen. Dinóra hatte wenig Ahnung, was ein Wechsel war. Sie freute sich, dass er von ihr nicht Bargeld erbeten hatte, denn sie war zwar vermögend, zugleich aber eine leichtfertige Verschwenderin, in deren Händen Geld nie lange liegenblieb. Ja, so einfach ist das! Man kritzelt den eigenen Namen hin, und schon ist es getan. Zumal sie dann gleich die Summe zurückbekommen wird, die sie Egon in kleinen Portionen gegeben hat. Und das war vorzüglich! Denn ihre Schneiderin bedrängte sie bereits stark.
    Mit drei Wechseln, ausgestellt auf je achttausend Kronen, begab sich Wickwitz nach Marosvásárhely, in Weissfelds Bank. Der Herr Generaldirektor empfing ihn sofort. Als er aber die Unterschrift der Frau Abonyi erblickte, nahm er seinen Zwicker ab, reinigte ihn gründlich, und er meldete sich erst zu Wort, nachdem er ihn zurückgelegt, lange gerichtet und auf dem Nasenbein in genaues, gesichertes Gleichgewicht gebracht hatte: »Dürfte man fragen, bitte, ob … wie es kommt, ich meine, bitte, warum nicht der gnädige Herr Abonyi, bitte, den ich gut kenne? Denn dies hier, bitte, so, bitte, ist eine heikle Sache, bitte …« Er sah Wickwitz mit einem stechenden Blick an, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem argwöhnischen Lächeln.
    Wickwitz geriet nicht aus der Fassung. Frau Abonyi wolle ihren Mann in diese Angelegenheit nicht hineinziehen. Sie sei reich. Aber das gehöre nicht hierher. Sie habe Verpflichtungen gegenüber vielen Seiten (dies traf sogar zu), ihre Rapsernte wolle sie aber noch nicht verkaufen, fügte er mit rascher Erfindungsgabe hinzu. Sobald sie es getan habe, werde sie die Summe begleichen.
    Weissfeld schenkte seinen Worten keinen Glauben. Da er aber wusste, dass Marosszilvás, ein überaus wertvolles Gut, der Gräfin Dinóra Malhuysen gehörte, löste er am Ende die Wechsel doch ein; 23.000 und einige Kronen wurden Wickwitz ausbezahlt. Baron Egon kehrte damit nach Szilvás zurück. 4162 Kronen und sechzig Fillér übergab er gleich der kleinen Dinóra, welche die zwei Kronen und sechzig Fillér nicht mehr annehmen wollte, doch Egon bestand darauf: Dies sei Ehrensache, er dürfe einer Frau nicht einen Heller schulden, denn das wäre eine Schweinerei. Er habe jeden Groschen gewissenhaft notiert, damit ja nichts unbeglichen bleibe. Der gute Wickwitz legte sich tatsächlich über alles pedantisch Rechenschaft ab. So wusste er auch genau, dass sich seine Schulden in Kronstadt auf 15.377 Kronen beliefen. Die Differenz aber brauchte er, denn nun musste er auf Biegen und Brechen einen finden, der Dinóras Wechsel bezahlen würde. Bevor es aber so weit war, musste man leben und – mehr als das! – Bälle besuchen, und wer konnte schon wissen, was noch alles nötig würde. Ganz ohne

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