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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Für einige Augenblicke erschien um ihre Lippen ein spöttisches Lächeln, dann verschwand es wieder.
    »Und du wolltest nur deswegen nicht? Wirklich?« Verachtung, die Verachtung der Lüge, klang in ihrer frostigen Stimme mit.
    »Auch deshalb und … weil … weil ich nicht wollte.«
    »Was wolltest du nicht?«
    »Nur so, ich wollte bloß nicht.«
    An dieser Stelle folgte erneut eine Pause. Die Frau versteifte sich, sie wurde vielleicht noch mehr zur Statue als zuvor.
    »Es ist deiner nicht würdig, Klára, so störrisch zu antworten. Auch meiner nicht, auch unserer beiden nicht. Schließlich bin ich deine Mutter, zwar nicht der Natur nach, aber ich war es in allem.«
    Klára errötete; diese Berufung brachte sie in Verlegenheit. Ihre Stiefmutter hatte sie tatsächlich immer mit viel Güte behandelt; ihre Mutter selbst, die sie nie gekannt hatte, hätte die Tochter nicht besser umsorgen können.
    Darum also sprach sie: »Es kam so, dass er mir am Ende des Nachtmahls einen Spaziergang vorschlug. Ich spürte, er werde, wenn ich mit ihm hinausgehe, um mich anhalten. Es wäre eine Ermutigung gewesen. Darum habe ich es verweigert.«
    »Hatte er irgendeine Anspielung gemacht?«
    Das Mädchen zögerte einen kurzen Augenblick. Sollte sie es ihr sagen? Oder nicht? Dennoch entschloss sie sich, da sie bei ihrem aufrechten Wesen das Lügen verabscheute.
    »Ja. Er sagte, er wolle mich etwas Wichtiges fragen. Ich antwortete … dass es zwecklos sei. Ja, ich antwortete: vollkommen zwecklos.«
    Nun hatte sie es ausgesprochen. Nun gab es keinen Halt mehr. Beherzt hob sie den Kopf und blickte Frau Ágnes geradewegs ins Gesicht.
    »Das hast du gesagt! Du hattest die Kühnheit, das zu sagen! Du Verrückte! Dein Glück so von dir zu stoßen! Aber warum, warum denn?« Frau Kollonichs gepflegte Hände ballten sich für einige Augenblicke zur Faust, sie wäre beinahe vom Diwan gesprungen. Doch sie überwand sich gleich und lachte säuerlich: »Warum? Wozu frage ich, wo ich es doch weiß, so wie es alle wissen: Du bist in den kleinen Laci verliebt! Darum, wegen Lacika hast du diese Verrücktheit begangen, wegen Lacika!« Und sie lachte spöttisch weiter.
    Klára erhob sich auf diese Worte und auf das Lachen hin. Ruhig, aber fanatisch sprach sie: »Ja, so ist es denn. Wir lieben einander, und ich habe beschlossen, ihn zu heiraten. Darum also! Weil wir einander lieben!«
    »Dass du dich in ihn vernarrt hast, das habe ich längst geahnt. Aber er?! Haha! Er ist doch der Liebhaber der Frau Berédy! So falsch und doppelzüngig ist er. Jetzt, jetzt, da er dir den Hof macht, zu gleicher Zeit! Er hat nicht einmal so viel ›Conduit‹, dass er es verheimlichen würde …«
    »Frau Berédy …?«
    »Freilich! Er isst jeden Mittwoch dort zu Nacht und besucht sie auch sonst am Nachmittag. Jedermann in der Stadt weiß das, nur du nicht, meine arme Klára!«
    Das Mädchen stand in gerader Haltung vor ihrer Stiefmutter.
    »Nein! Nein! Nein! Das ist nicht wahr! Ich kenne ihn! Ich weiß es! Er war einige Male dort, er hat es mir erzählt, aber das dort ist ihm ganz gleichgültig, er hat niemanden, nur mich … Er liebt mich seit vielen Jahren, hat mich immer geliebt, immer, ich weiß es! Und er ist mir treu! Es ist nicht wahr!«
    »Gerede würde auch ich nicht ernst nehmen. Was ich behaupte, das weiß ich aus bester Quelle. Der alte Szelepcsényi hat es mir erzählt. Und Szelepcsényi weiß, was bei Fanny vor sich geht. Er ist mit ihrem Haus sehr vertraut. Die Sache ist ganz sicher.«
    »Nein! Nein! Es ist nicht wahr! Alle verfolgen László!«
    »Szelepcsényi hat das nicht böswillig erwähnt, sondern als Lob!«
    »Nein! Das ist eine Verleumdung, eine hässliche Verleumdung, jawohl, eine Verleumdung! Man hat das nur erfunden, um …«
    »Erfunden? So, jetzt genügt es!«, unterbrach sie Fürstin Ágnes, und nun stand auch sie auf. »Mit mir kannst du in diesem Ton nicht sprechen! Jetzt gehen wir hinüber zu deinem Vater, du wirst auch ihm erzählen müssen, was du getan hast, und dort wirst du dich vielleicht ruhiger benehmen.«
    Wie ein gewaltiges Schlachtschiff, so würdig schritt sie zur Tür hinaus. Klára folgte ihr.
    Kollonich hielt sich natürlich im Rauchsalon auf. Die Hände hinter dem Rücken, eine erloschene Zigarre im Mund, so ging er auf und ab und schaute alle zwei bis drei Minuten auf seine Uhr. Zu dieser Stunde war er immer heißhungrig und konnte das Gabelfrühstück kaum erwarten.
    »Na, wird denn niemals serviert?«, fragte er grollend,

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