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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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machte sich auf den Weg in die Richtung der inneren Treppen. Offenbar war sie in die königliche Loge gebeten worden. Jetzt! Jetzt musste er zu Klára hinunter, das war die Gelegenheit zu einem Gespräch. Er bahnte sich mühsam den Weg durch die zurückströmende Menge. Er musste beisammenstehenden Gruppen ausweichen, ebenso zahlreichen Bekannten, die eilig ihre Plätze suchten, an manchen Stellen vorbeihuschen und einige Male von einer Bankreihe zur anderen hinunterspringen, da auf dem engen Treppenaufgang Gedränge herrschte. Endlich war er unten bei Klára angelangt. Das Mädchen rückte zur Seite, um ihm auf der Bank Platz zu machen. Sie saßen einander nahe, sehr nahe. Trunken, vom Duft wie benebelt, atmete er ihr Veilchenparfum ein, das ihr Gesicht umhüllte.
    Klára sprach leise, sehr schnell und blickte dabei fortwährend nur vor sich hin. Es waren beinahe ihre Lippen allein, die etwas mitteilten, nicht die Stimme, denn unzählige Bekannte umgaben sie.
    »Ich habe es ihnen gestern gesagt. Es war furchtbar. Aber trotzdem … Doch du musst mir etwas versprechen …«
    »Was immer du willst.«
    »Versprechen, dass du nicht mehr Karten spielst. Mir zuliebe!«
    »Ach, natürlich … alles!«, flüsterte László.
    Das Mädchen blickte ihm nun in die Augen.
    »Gelob es mir! Ich habe darauf gesetzt!«, und sie reichte ihm die schmale Hand, denn ihr war eingefallen, dass die anderen den letzten Satz auf eine Pferdewette beziehen würden.
    Auch László begriff gleich, dass er laut antworten durfte.
    »Ich versichere, du kannst darauf setzen«, sagte er ein wenig feierlich, und er drückte die weiche Mädchenhand.
    Unendliche Freude überflutete Klára. Sie empfand nicht nur Vertrauen in die Zukunft, sie sah nun nicht allein die Gewissheit, dass sie heiraten würden – nur noch einige Monate, und sie könnte vor den Vater hintreten und sagen: Seht, er spielt nicht mehr, László hat das Spiel mir zuliebe aufgegeben, dies ist der große Beweis, der für ihn spricht, und er wird auch nie, nie mehr spielen, niemals! Darüber hinaus erfüllte sie aber auch das erhebende Gefühl, László in dieser Minute vor dem Verderben gerettet zu haben. Denn sie hatte seit dem Vortag unter der Wirkung des leidenschaftlichen väterlichen Protests nachgedacht und sich gestehen müssen, dass das Spiel für László fatal werden konnte. Sie hatte beschlossen, ihn davor zu retten. Und siehe, sie hatte es vollbracht. Dies war wundervoll und beglückend.
    Lange und selbstvergessen sah sie den jungen Mann an. Dann bemerkte sie einige Schritte entfernt Niki, ihren Bruder. Offenkundig beobachtete er sie beide. Gewiss würde er alles hinterbringen. Sie musste László wegschicken.
    »Wir werden beobachtet«, sagte sie leise und fuhr laut fort: »Geh also schnell zum Totalisator.« Und um die Umgebung weiter irrezuführen, nahm sie Geld hervor und fügte hinzu: »Setze diese zehn Kronen für mich!«
    Auch das war ein feiner, schlauer Griff. László beugte sich zu ihr, und bevor er sich erhob, fragte er flüsternd, während er die Banknote übernahm: »Darf ich mich heute Abend neben dich setzen?«
    »Ja. Jetzt gilt für mich keine Vorsicht mehr!«, antwortete das Mädchen, und ihr Mund bewegte sich dabei kaum, denn sie war glücklich und dankbar, denn sie liebte ihn, denn die wenigen Worte, das Gelübde des Jünglings hallten in ihrem Herzen noch nach, und mit lautem Triumph tönte es in ihr: Mir, nun steht es fest, mir wirst du gehören! Ihre meerfarbenen Augen glänzten wie vielleicht noch nie, und sie folgten ihm verliebt, als er sich entfernte. Ein Mädchen, eine ihrer Nachbarinnen, fragte von hinten: »Auf welches hast du gewettet? Auf ›Patience‹? Es lohnt sich kaum, das Pferd ist Favorit.«
    »Das verrate ich nicht!«, antwortete Klára, während sie sich umdrehte. »Nein, nein! Das ist ein Geheimnis, mein Geheimnis!« Sie lachte verschmitzt, und ihr Lachen war von Freude und Sieg erfüllt, es klang weich und wollüstig wie das Gurren der Turteltauben.

    Gyerőffy drang eilig durch die Menschenmenge. Er verspürte einen abergläubischen Befehl, mit Kláras Geld unbedingt auf eines der Pferde zu wetten. Es gelang ihm wegen der vielen Wett-Teilnehmer fast nicht, zur Kasse vorzudringen. Als er anlangte und durch die kleine Öffnung die Zehnkronennote hineinschob, fragte der Beamte hinter dem Gitter nervös: »Welches wünschen Sie?« Er musste rasch entscheiden, da hinter ihm Hunderte drängten, und László, der die Pferde nicht kannte,

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