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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Mal zurückgelegt hatte, ertönte hinter ihm – für ihn unerwartet, da er niemanden hatte eintreten hören – eine Stimme: »Lieb, dass Sie uns einen Besuch abstatten, bester Abády.«
    Es war Clémence Absolon, die Mutter Pali Uzdys, die ihn begrüßte: eine bejahrte Frau, groß und hager, von gerader Haltung; in alter und weiblicher Variante eine vollkommene Kopie des Sohns. Einst musste sie trotz der leicht tatarisch geschnittenen Augen und der breiten Backenknochen sehr schön gewesen sein. Ein winziges Witwenhäubchen aus Spitzen saß auf ihrem dichten weißen Haar. Das hochgeknöpfte, graue Kleid reichte ihr bis zum Kinn, um das sich ein dünner, doppelt gefalteter weißer Kragen zurückbog. Ihr Gang schien etwas holprig, als stieße sie bei jedem Schritt an und stampfte dabei mit hartem Willen. Die dünnen Lippen hatten sich zu einem höflichen, kühlen Lächeln verzogen, das aus sehr weiter Ferne zu kommen schien. Sie gingen zum mittleren Kanapee. Frau Uzdy nahm Platz und wies mit einer zeremoniellen Gebärde auf den gegenüberstehenden Fauteuil.
    »Wenn es beliebt. Man wird den Tee gleich bringen. Sind Sie gut gereist?«
    »Vorzüglich, danke.« Und Bálint berichtete, um die Konversation in Gang zu bringen, dass die Kutsche der Uzdys ihn von Bánffyhunyad wie im Flug hergebracht habe, wie sie bergauf, bergab im schnellsten Trab gefahren seien. »Als säße ich in einem Auto, so sind wir gerast.«
    »Mein Sohn liebt den raschen Gang, darum hält er lauter Amerikaner, die sind doch die besten Traber.«
    Auch dies war ein Thema. Es war ausreichend für zehn Minuten, in dieser Zeit ließen sich die Rekorde, Vorteile und Nachteile der amerikanischen Traber abhandeln.
    Wann endlich kommt Adrienne, fragte sich Abády.
    Der alte Butler brachte den Tee und verzog sich lautlos. Nun eröffnete sich die Möglichkeit, über Tee zu sprechen: welche besser sei, die chinesische oder die ceylonesische Sorte, und dass man nun auch in Siebenbürgen in vielen Häusern den Brauch eingeführt habe, Tee statt Kaffee mit Schlagobers zu servieren. Auch dieser Gegenstand taugte. Er füllte eine Viertelstunde.
    »Wann sind Sie von Budapest zurückgekommen?« Die Frage setzte die in der Tat stockende Konversation wieder in Gang. Abády berichtete jetzt über die politischen Nachrichten, über die Chancen der verschiedenen Lösungen; er sprach präzis und leidenschaftslos, wie sich das in guter Gesellschaft geziemt. Dies nun war ausgezeichnet, es ließ sich lange vortragen. Die magere alte Dame saß in gerader Haltung ihm gegenüber, ab und zu stellte sie eine Frage – nicht aus Interesse, sondern aus Wohlerzogenheit; es gehörte sich, dass die Gastgeberin der Konversation Nahrung gab. Dazwischen schlürfte sie mit gemessener Bewegung ein wenig aus ihrer Teetasse. Endlich ging hinter Abády die Tür auf. Der junge Mann zuckte zusammen. Doch dies waren nicht Addys Schritte, sondern die einer anderen Frau und dazu ein feines Trippeln. Die englische Nurse war mit Adriennes Töchterchen hereingekommen. Sie stellten sich zu Frau Uzdy. Das Kind schwieg, die Nurse allein fragte: »Now we’ll go out for a walk if you allow …«
    Bálint bekam zum ersten Mal Adriennes Kind zu sehen: ein dreijähriges Mädchen, das steif neben der dicklichen Bonne stand. Sie gleicht der Mutter nicht im Geringsten, dachte er, während er einen raschen Blick auf das Gesicht des Kindes warf. Es war ein merkwürdig verschlossenes Kindergesicht, nicht freudig, nicht gutgelaunt, ein wenig dünn und blass, und die großen braunen Augen schienen nur zu schauen, aber nichts wahrzunehmen.
    »Yes, go out now«, antwortete die Großmutter und blickte auf die Uhr. »Spazieren Sie anderthalb Stunden auf dem Weg am Waldrand. Ich komme später nach …«
    Die Erzieherin und das kleine Mädchen drehten sich um und entfernten sich wortlos. Das Kind sprang und hüpfte nicht, wie es andere Kinder tun, sondern schritt artig und ernst dahin. Dann waren sie fort.
    »Wie haben Sie gesagt, bitte, die Verhandlungen mit Burián …«
    Und die verwitwete Frau Uzdy und Abády fuhren mit ihrer Konversation fort, suchten mühsam die Worte, all die vielen Worte, die sie beide nicht interessierten …

    Gräfin Clémence erhob sich nach einer halben Stunde: »Lassen Sie uns in den Garten hinuntergehen.«
    Sie betraten den Hof, hier wandten sie sich nach links und gingen um das Haus, das hier oben ebenerdig war, doch da man es an einer Bergflanke erbaut hatte, wies es auf der Talseite

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