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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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so schrecklich unglücklich.«
    László war schon dabei, sich zu entkleiden, als jemand an seiner Tür klopfte.
    Auf das »Herein!« betrat Ázbej den Raum. Das kleine, überall behaarte Männchen konnte sich nicht oft genug verbeugen und bat wieder und wieder um Verzeihung: »Ich habe vernommen, dass Euer Gnaden … dass Graf Szaniszló Gyerőffy … dass Euer Gnaden Seine Gnaden nicht hatten überzeugen können … Sollten Euer Gnaden mich mit Ihrem Vertrauen beehren, dann könnte ich Seine Gnaden gewiss unter Druck setzen und dazu bringen, dass er Ihren berechtigten Wunsch … denn er könnte es nicht abschlagen, wenn ich …« Und hier zitierte er Paragrafen, Gesetze und Urteile des Obersten Gerichts. »Bitte, ich bin Anwalt, aber ich befasse mich nur mit Angelegenheiten Ihrer Gnaden, der Frau Gräfin Abády. Andere Aufträge nehme ich nicht an, denn ich diene ihr mit ganzer Kraft. Da aber Euer Gnaden ein Verwandter der gnädigen Frau Gräfin sind, könnte ich es vielleicht tun … oh, einzig Ihnen zuliebe …«
    Ázbej bereitete Gyerőffy große Freude. Und er unterschrieb die generelle Ermächtigung, die jener ihm auf den Tisch hinlegte. Es war eine unbegrenzte Vollmacht, die sich auf alles erstreckte. Doch László kümmerte sich nicht darum.

    24 »Ahnenstolz« deutsch im Original (A.d.Ü.)

VII.
    »Lieber BA,
    Ich habe eine große Bitte. Sonst jemandem kann ich sie nicht vortragen. Kaufen Sie bitte für mich einen kleinen Browningrevolver, den kleinsten Taschentypus, den es gibt, Sie werden schon wissen. Aber er soll richtig funktionieren, kein Spielzeug sein. Ich habe, wie ich mich erinnere, in Klausenburg im Laden von Emil Schuszter so etwas gesehen. Ich brauche auch Patronen dazu. Und lassen Sie mir alles ohne Aufsehen hierher, nach Almáskő zukommen. Sie tun es, nicht wahr? Ich will Pali Uzdy überraschen! Yours sincerely Ad. – P.S. Nicht wahr, ich bekomme es in zwei bis drei Wochen?«

    »Ohne Aufsehen« und »überraschen« hatte sie zweimal unterstrichen. Diesen Brief bekam er Ende August.
    Bálint saß am Fenster, hier las er das Schreiben. Merkwürdig, dass sie so etwas wollte. Merkwürdig auch ihr Wunsch, ihrem Mann ein Geschenk zu machen. Und dass sie gerade mich beauftragt, das Ding zu kaufen, dachte er leicht säuerlich. Und er überlegte lange. Was wohl war zwischen Adrienne und ihrem Mann geschehen, dass sie ihn mit einem Geschenk zu überraschen gedachte? Sein Eindruck hatte bisher nicht dafür gesprochen, dass die beiden einander auf solche Weise kleine Freuden zu bereiten suchten. Was hatte sich zwischen ihnen abgespielt? Ob … ob sich etwas in ihrem Verhältnis verändert hat … Ob es anders … normal geworden ist … wie ein Verhältnis zwischen Mann und Frau? Vielleicht hatten sie jetzt, nach fünf Ehejahren, einander gefunden, und Adrienne ekelte sich nicht mehr so …
    Bálints Herz verkrampfte sich, er sprang auf. Ja! Das musste geschehen sein. Gut denn. Das war das Beste. Verhielt es sich so, dann brachte das auch ihm die Befreiung von der stets neu erwachenden Sehnsucht, in der er für sich selbst eine so große Gefahr erblickte. Ja, es war eine Knechtschaft. Er könnte die Kette loswerden, die ihn unsichtbar an Adrienne band. So würde es leichter sein, diesem unsinnigen Abenteuer zu entsagen … Und er beschloss, er werde, jawohl, den Browning kaufen und ihn selber nach Almáskő bringen, ihn dort – oh, ja! – ohne Aufsehen übergeben und dazu nur ein paar Worte sagen, nicht mehr als einige kurze, trockene Sätze. Nur so viel, dass Adrienne klar wird, er habe die Symbolik der Waffe begriffen. Damit sie jetzt, da sie ihrem Mann gut war, keine Gelegenheit bekam, über ihn zu lachen … Und seine Einbildungskraft begann gleich, nach Ausdrücken, nach zweideutigen Wörtern zu suchen. All das aber, was ihm einfiel, klang weder überlegen noch spöttisch, wie er das gern gewollt hätte, sondern bitter und verletzend. Er wurde auch später nicht fündig, selbst dann nicht, als er an einem Sonntagmorgen im September im Zug saß, den Revolver in seiner Reisetasche, und auch danach nicht, als das Gespann der Uzdys ihn von Hunyad nach Almáskő brachte.
    Bei der Ankunft in Nagyalmás wandte sich der Kutscher zu ihm zurück: »Belieben zu erlauben, dass wir Hochwürden mitnehmen?«
    Ein alter, weißhaariger Mönch hatte sie auf dem Marktplatz bereits erwartet. Er nahm neben Bálint Platz, und sie fuhren weiter. Sie unterhielten sich, und der Geistliche erzählte, dass er jeden

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