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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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heute ein größeres Inkasso.«
    Fanny übernahm die schönen, neuen Tausenderscheine. Sie warf einen letzten Blick auf ihre Perlen, die noch unter der Lampe leuchteten. Der Verzicht schmerzte sie erst jetzt ein wenig. Sie fragte trotzdem in ruhigem Ton: »Darf ich von da aus telefonieren?«
    »Bitte sehr«, antwortete Bacherach. Er öffnete eine kleine Kabine bei der anderen Wand und verzog sich diskret in den äußeren Laden.
    Frau Berédy wählte eine Nummer. Sie gehörte Szelepcsényi. Der alte Herr meldete sich nach kurzem.
    »Bist du es, Carlo?«, fragte Fanny. »Gibt es die kleine Tür noch, die auf die Nebengasse geht? Ja? Dann käme ich jetzt dorthin … In zehn bis fünfzehn Minuten bin ich dort. Du lässt sie offen, gelt? … Ja, es ist am besten, wenn ich nicht zu läuten brauche … Danke … Ich will dich um etwas bitten … einverstanden? … Danke … also in zehn bis zwanzig Minuten, denn ich komme natürlich zu Fuß …« Dann lachte sie über etwas, was wohl Szelepcsényi gesagt hatte. »Na, mach keine Witze! Das ist schon ein altes Lied!« Und sie legte den Hörer auf.

    Szelepcsényis kleines Palais stand an der Ecke der Eötvös- und der Szegfű-Straße. Fanny ging am Tor bei der Eötvös-Straße ruhig vorbei und bog um die Ecke. Schon stand sie vor der kleinen Tür, die unter dem Druck nachgab. Sie trat rasch ein, zog die Tür hinter sich zu und eilte die zehn steilen Stufen hinauf. Oben wurde sie vor einer Tapetentür von Szelepcsényi erwartet. Sie befanden sich nun im Schlafzimmer des alten Herrn; den Platz in der Mitte nahm das berühmte, riesige Brustoloni-Bett ein, das Szelepcsényi noch in den sechziger Jahren in Venedig gekauft hatte; Samtvorhänge aus jener Zeit verdeckten es, ebenso wie die Wände. All dies passte gut zu Szelepcsényi, der mit seiner gewaltigen Stirn und dem vorspringenden Kinn, das sein kurzer Bart erst noch hervorhob, als irgendein »Tiranno« aus dem Zeitalter der Renaissance hätte gelten können. Ohne hier zu verweilen, gingen die beiden hinüber in den benachbarten Großen Salon. Dieser Raum war beinahe schon ein Museum und eine Bildergalerie. Werke der besten modernen, zeitgenössischen Künstler bedeckten die Wände, und Meisterwerke der Goldschmiedekunst standen auf Tischen entlang den Wänden. Hier setzten sie sich in bequeme Lehnstühle neben den aus schwarzem und orangefarbenem Marmor gebauten mächtigen Kamin.
    »Nun, Fanion«, sagte Szelepcsényi, indem er die Frau mit dem alten Kosenamen ansprach, »was ist es also, womit ich dir dienen kann?«
    Fanny lehnte sich im Fauteuil nicht zurück, sie saß aufrecht und hielt ihre wie Katzenpfoten gegen sich selbst zurückgebogenen Hände auf ihrer Tasche, in der die Tausendernoten lagen. Sie zögerte ein wenig, bevor sie sprach. Es galt, eine hohe Hürde zu überwinden, denn sie würde nun, was sie auch sagte, sich selber unwiderruflich verraten. Doch anders ging es nicht, sie musste reden, und Carlo war schließich ihr alter, verlässlicher Freund.
    »Jemand hat heute Nacht im Casino eine sehr große Summe verloren«, begann sie.
    »Wer es ist, diese überflüssige Frage brauche ich nicht zu stellen«, erleichterte Szelepcsényi ihre Lage. »Lass uns weitersehen!«
    »Ich habe das nötige Geld zur Regelung der Sache hier bei mir. Selber kann ich es natürlich nicht hinschicken. Darum habe ich gedacht, dass du es für mich tun würdest, dass … dass du es durch jemanden hinbringen lässt … Ich weiß gar nicht, wie man so etwas macht … damit alles sofort in Ordnung kommt.«
    Der alte Herr schüttelte schmunzelnd den Kopf: »Sieh da, sind wir schon so weit?«
    Fanny errötete, was ihr selten widerfuhr.
    »Er hat mir das Geld heute früh anvertraut«, log sie aus reiner Formalität, da sie ohnehin wusste, dass es vergeblich war, dem alten Carlo solche Dinge zu erzählen. Er lächelte tatsächlich fein zurückhaltend und ging zu einem anderen Gegenstand über. »Weißt du, wem die Beträge zustehen?«
    »Ja, natürlich. Da sind sie«, sagte die Frau. Sie wechselte den Platz, setzte sich auf die Lehne des Fauteuils, in dem ihr Freund saß, und nahm das Geld und den kleinen Zettel hervor. »Da ist die Liste und die Summe«, und nun schmiegte sie sich an Szelepcsényi, rieb sich auf Katzenart an ihm und fragte in schmeichelndem Ton: »Gelt, mein Lieber, du kannst das unverzüglich erledigen? Ich möchte, dass es gleich so weit wäre … Es … es wäre für mich sehr wichtig, dass jetzt, sofort …«
    Der alte

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