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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Herr richtete seine scharfen Augen prüfend auf sie. Vielleicht war in ihm eine Ahnung aufgestiegen, dass Fanny all dies ohne Lászlós Wissen unternahm und auf Eile drängte, um ihren Liebhaber vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er drückte ein wenig die willige Schulter der Frau an sich und stand auf. »Wir bringen das gleich unter Dach.«
    Er ging hinüber zum großen Refektoriumstisch, der ihm als Schreibtisch diente, setzte seine Brille auf und übertrug sorgfältig die Liste der Gewinner auf ein sauberes Blatt Papier. »Geh für einen Augenblick ins Schlafzimmer, liebe Fanny«, sagte er dann, »es ist überflüssig, dass mein Diener dich jetzt hier sieht.«
    Frau Berédy ging hinaus, ließ aber einen Flügel der Tür hinter sich offen. Sie hörte zu, wie Szelepcsényi anordnete, das Geld im Namen Gyerőffys dem Butler des Spielcasinos auszuhändigen, eine genaue Quittung zu verlangen, auch die Bons zu übernehmen und alles in einem Umschlag ihm hierher zurückzubringen. Er solle für den Hin- und den Rückweg eine Droschke nehmen, um Zeit zu sparen. Nachdem der Diener sich entfernt hatte, rief er durch die Tür hinüber: »Fanion! Jetzt musst du dir aber meine neuesten Schätze anschauen!«
    Er legte den Arm um die Frau und führte sie zum anderen Ende des Salons, wo auf einer Staffelei ein größeres Bild stand; es stellte eine verschneite Berglandschaft dar und war mit einer wunderbaren Technik gemalt, wie aus lauter Fäden gewoben.
    »Schau! Das ist ein Segantini. Ein heute noch unbekannter italienischer Maler. Ich aber glaube, dass er eine glänzende Zukunft hat. 27 Sieh es dir von da an, von hier, schau, wie wunderbar! Was für eine Atmosphäre in dieser Luft liegt, wie eigenartig der ganze Stil ist!« Lange standen sie vor dem Bild, und der alte Mäzen lenkte dabei die Aufmerksamkeit des Gastes auf Einzelheiten und Feinheiten. »Und ich habe noch ein Bild – von einem Ungarn. Er heißt István Csók.« Er führte sie, die Hand immer noch auf Fannys Schulter, zu einer zweiten Staffelei, auf der ein Bild von kleinerem Maß stand: eine von unbestimmten Grünpflanzen umgebene nackte Frau. »Schau, wie interessant! Gar kein Schatten ist da, auch keine wahrnehmbare Zeichnung. C’est vraiment de la peinture! Und ihr Akt erinnert an dich.«
    »Sei nicht so boshaft«, antwortete Fanny lachend. »Woher willst du wissen, ob es auch heute noch so ist?« Und scherzhaft versetzte sie dem Mann mit dem Ellbogen einen Stoß in die Brust.
    Auf solche Weise betrachteten und genossen sie die Kunstwerke, unterhielten sich lange sachlich, bis der Diener zurückkehrte. »Ist’s in Ordnung?«, fragte Szelepcsényi. »Gut, leg es dort auf den Tisch.« Nachdem der Bedienstete sich entfernt hatte, prüften sie den Inhalt des Umschlags, und Frau Berédy ließ ihn in ihrer Geldbörse verschwinden. Sie brach auf, zurück zur kleinen Treppe. Bei der Tapetentür umarmte sie den alten Herrn eng, damit er die Wölbung ihrer Brüste spürte. Das gab sie ihm zur Belohnung.
    »Ich danke dir sehr, danke wirklich sehr!« Und sie küsste den harten, borstigen Bart ihres einstigen Anbeters, denn Szelepcsényi beugte sich zu ihr nicht hinab, sondern legte ihr bloß die Hände auf den Rücken, um sie väterlich zu streicheln. Er wartete oben auf dem Treppenabsatz, bis Fanny die Tür erreichte.
    »Stets zu deinen Diensten, Fanion!«, rief er ihr nach, als sie ihm vom Ausgang zum Abschied winkte.

    Fanny betrat nach einer halben Stunde wieder die Liebeswohnung. Sie hatte nun nicht nur ihre Handtasche mit, sondern auch ein stattliches Paket, in dem sich kalte Zunge, Schinken, Pastete in einer kleinen Tasse, zwei Mokkatortenschnitten und eine kleine Flasche Champagner befanden. »Das eignet sich dazu, die Trauer zu zerstreuen«, hatte sie sich gesagt, als sie auf dem Heimweg alles einkaufte.
    László schlief noch immer auf dem Diwan. Wie leidend seine Miene selbst im Schlaf war!
    Fanny ging schnell in den Waschraum. Sie öffnete den Wasserhahn über der Champagnerflasche, um sie einzukühlen. Dann entkleidete sie sich und zog über die nackte Haut einen der Kimonos an, die, in sechs verschiedenen Farben, im Garderobenschrank hingen. Um das Haar, damit es sich nicht löste, band sie sich ein breites, grünes Band, und nachdem sie im Spiegel nachgeprüft hatte, ob ihr die Masche über der Stirn geraten war, ging sie zurück ins dunkle Zimmer. Hier deckte sie den kleinen Tisch, und erst als sie damit fertig geworden war und den Champagner in einem

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