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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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seine drängende Sehnsucht verspürt – setzte sich Adrienne unerwartet mit versteifter Taille auf. Sie bemerkte, dass ihr Kleid hinaufgerutscht war. Rasch verdeckte sie die Knie und die Beine und blickte ihn mit hasserfüllten Augen an. Alles an ihr schien sprungbereit. Ihre Miene war dieselbe wie damals vor dem Kamin und wie früher auf der Bank in der Heide.
    Bálint erkannte im Bruchteil einer Sekunde, dass er all das bisher Erreichte verlöre, sollte er sie nicht beruhigen. Folglich spielte er den Beleidigten, den Unterwürfigen und Verwunderten, und durch sein Zureden brachte er die Frau nach und nach in seine Arme zurück, wieder streichelte er sie wie ein Kind, mit ruhiger Hand, erging sich in Erklärungen und Rechtfertigungen: Wenn es ihm erlaubt sei, sie auf die Lippen, die Augen, am Hals, an der Hand und am Arm zu küssen, dann solle sie ihm auch gestatten, sie am Knie oder darüber zu berühren und zu küssen, er habe ja gesagt – sie solle sich doch erinnern! –, dass er sich nie mehr wünschen werde als nur so viel, wie sie ihm gewähren wolle. Zuletzt, zum Zeichen des Friedens, durfte sein Mund jenseits des Seidenstrumpfs hinaufgleiten und auf der Blütenhaut eine Stelle, so klein wie eine Briefmarke, berühren. Doch dauerte dies nur eine Sekunde, denn Adriennes verbietende Hände schoben ihn mit dem eng zusammengerafften Kleid gleich weg, während sie mädchenhaft errötete. Sie legten sich wieder hin wie zuvor, und Bálint setzte, obwohl das Herz ihm bis zum Hals schlug, die schwärmerischen Sätze seiner Liebeslitanei fort, wiewohl er anfänglich kaum wusste, was er sagte. Doch mit dem warmen Körper der Frau in den Armen, mitten im Wald und in der unendlichen Stille, die sie umgab, reifte in ihm ein Entschluss heran; hier unter all den Bäumen, den Büschen und dem Goldlaub, unter dem blau glänzenden Himmel, wo es nirgends ein Menschenwerk, nur die Wellenlinien der Hügel gab, die sie von der Welt abschlossen, in der erhabenen Natur wurde sein Bekenntnis zur Schönheit, das ihn in Adriennes Nähe bewusst oder unbewusst immer mitriss, zu einer neu erwachten, zwingenden Kraft; sein Bekenntnis erschien ihm als eine Lehre, die verkündet und offenbart werden musste; und er beschloss, darüber zu schreiben, ja selbst den Titel des Buchs sah er schon vor sich: »Schönheit als Handlung« – ja, so würde er lauten. Er nahm sich vor, sich an der Riviera mit dem Thema zu beschäftigen und seine ganze Liebe hineinzulegen. Und kehrte er dann nach ein oder zwei Monaten zurück, dann würde er das Werk Adrienne zu Füßen legen, um zu bezeugen, dass ihn auch dort in der Ferne in jeder Stunde und Minute ihre Schönheit erfüllt hatte; die Sätze würden sich im Rhythmus ihrer langen Schritte folgen, das Licht ihrer Alabasterhaut widerspiegeln, ihre geschwungenen Lippen abbilden und wild flattern wie ihr pechschwarzes Haar.
    Die Umrisse des zu schreibenden Werks fügten sich so zu einem organischen Ganzen. Langsam wurde es Mittagszeit. Aus dem Almás-Tal schwebte Glockengeläut über den Bäumen hinweg. Dann war auch Mittag vorbei. Es galt, sich zu trennen. Vielleicht hatten sie ihre Zusammengehörigkeit noch nie so stark empfunden wie diesmal. Sie umarmten sich am Waldrand fest, bis dann Bálint im Gras niederkniete und die Frau vom Kleid über die Strümpfe, ihrem ganzen Körper nach bis zum Fuß mit Küssen bedeckte. Und Adrienne wehrte sich nicht; mit leicht vorgeschobenem Knie wie eine griechische Göttin litt sie es, in marmorner Regungslosigkeit. Als lägen hierin ein stummes Versprechen und ein Geschenk.

    Gräfin Róza Abády und ihr Sohn brachen acht Tage später auf. Schneevermischter Regen fiel am Bahnhof Klausenburg, als sie in den Schlafwagen stiegen. Der Schneefall verstärkte sich unterwegs. Der Zug rastete in Bánffyhunyad länger, weil man einen Schneepflug vorspannte. Bálint, der sich bisher mit der Mutter unterhalten hatte, blickte hinaus, bevor er in sein Abteil ging. Vielleicht nahm er von Adriennes Bahnstation Abschied, oder vielleicht interessierte er sich für das Wetter. Hier fielen schon dicke Schneeflocken, die weich zerfallend alles bedeckten. In Almáskő schneit es gewiss auch, dachte er, als er sich schlafen legte.
    Es schneite auch dort. Überall schneite es, in ganz Kalotaszeg und im Hochgebirge, wo der Schnee bereits seit zwei Tagen ununterbrochen gefallen war. Und dort oben zeigten sich jetzt die Wölfe. András Mézes Zutor, nachdem er hiervon Kunde erhalten hatte,

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