Die Schrift in Flammen
bereitete mit Strychnin präpariertes Ziegenfleisch zu und zog durch das Gebirge unterhalb der Tannenwälder; die vergifteten Stücke, die er an Draht gebunden hatte, hängte er hier und dort an Wacholdersträucher und Tannenzweige. Er hinterließ sie, wie bereits amtlich angekündigt, in der ganzen Umgebung: beim Wasserfall, in Sztenyisora und auch oberhalb von Pejkója. Die Wölfe, herumschweifende Tiere, können überall auftauchen. Am gleichen Abend nach der Beendigung seiner Aufgabe kehrte er in die Försterhütte von Szkrind zurück.
Und in dieser Nacht brachen schweigsame Männer in den Häusern von Pejkója auf und machten sich auf den Weg. Sie trugen, alle gleich gekleidet, Pelz, Bundschuhe und schwarze Schaffellmützen. Eine Axt führte natürlich jeder mit sich sowie einen langen Stock, doch einer von ihnen hielt auch etwas anderes in der Hand. Etwas, das an mehreren Drähten hing, etwas Rötliches, Rundliches, der Mann ließ es baumeln wie einen Blumenstrauß. Lautlos schritten sie im dichten Schneefall; mit der stets unbeirrbaren Sicherheit von Waldleuten zogen sie dahin, obwohl tiefschwarzes Dunkel herrschte und der Schnee die Pfade zugedeckt hatte. Lange marschierten sie, stiegen hinab ins Tal des Száka, von dort erreichten sie den Bergkamm und setzten ihre Wanderung fort. Zuletzt ließen sie den Wald hinter sich und langten auf dem Bergrücken an, wo sich Bálint Abádys Karawane zwei Monate zuvor aufgemacht hatte, hinunter zum Haus des Pantelimon Rus. Es lag von da nicht mehr als hundert Schritte entfernt.
Ihr Anführer, Turturica, das Turteltäubchen, sprach nach hinten: »Moi, Cula«, sagte er leise, »geh voran mit dem Fleisch und wirf es hinein. Rüttle am Tor, wenn die Hunde schlafen sollten, und wirf es in mehrere Richtungen, damit es für alle reicht.«
Cula – er war der Mann, der den Drahtstrauß trug – ging voraus. Dies war das Einzige, wozu er sich bereiterklärt hatte, dies aber musste er nun tun. Der Schneefall verschluckte ihn nach einigen Schritten. Die anderen blieben auf der Stelle stehen und stützten sich nach Hirtenart auf ihre Stöcke. Dumpfes Hundegebell ertönte nach kurzer Zeit hinter dem Schneevorhang. Man vernahm es zuerst aus der Richtung des unteren Wegs, später dann von höher, wohl von der oberen Ecke der Mauer. Es klang auch nach einer Rauferei. Cula kam zurück und mischte sich wortlos unter die anderen. Das Gebell verstummte. Sie rührten sich dennoch nicht. Lange warteten sie. Die Menschen vom Hochgebirge sind geduldig. Zeit spielt keine Rolle. Man muss warten. Nachdem etwa eine Stunde vergangen war, erteilte Turturica einige kurze Befehle, und sie machten sich auf den Weg. Zwei Männer mit Äxten begaben sich hinunter zum Tor, die übrigen zur Umzäunung auf der Bergseite; sie warfen einen Pelz auf die oben mit Glassplittern besetzte Mauer und kletterten darüber.
Die Untersuchung kam am nächsten Tag in Gang. Gaszton Simó war gleich mit vier Gendarmen heraufgekommen, was als außergewöhnlich galt, denn mehr als zwei sah man selten beisammen. Das Tor war unbeschädigt. Vom Haus hätte man es auch meinen können, wenn aus den Fenstern nicht Rauch gequollen wäre, der die Mauern weiter oben bereits schwarz gefärbt hatte, und wenn das Dach über der guten Stube, wo das Feuer im Inneren des Hauses den Stirnbalken erreicht hatte, nicht eingesunken wäre. Der hereinwehende Schnee hatte jedoch das Feuer gelöscht. Es schwelte nur noch drinnen, wo Pantelimon Rus tot auf dem Boden lag. Im Zimmer hatte man alles krumm und klein geschlagen und angezündet. Zuvor war die Einrichtung offensichtlich mit Petroleum übergossen worden. Erhalten geblieben war nur die Ecke einer Truhe, in der man Dokumente aufbewahrt hatte; sie lag inmitten eines Haufens verbrannter Schriften; und unversehrt in einem Winkel war die Ikone, unter der das Öllämpchen immer noch flackerte; vielleicht hatte es der Schnee, der durch die aufgerissenen Fenster in diese Richtung hereingewirbelt war, vor der Zerstörung bewahrt. All dies wurde bei der Untersuchung festgestellt. Man kam ebenso zur Erkenntnis, dass die Hunde mit Strychnin vergiftet worden waren; Draht ragte aus dem Mund des einen oder anderen noch immer heraus. Etwas anderes erbrachte die Ermittlung nicht. Der weiche, nasse Schnee, der auch seither ununterbrochen fiel, hatte alle Spuren zugedeckt. Der bei Rus im Dienst stehende kleine Junge, der in jener Nacht ins Dorf hinuntergerannt war und sich in der Mühle versteckt hatte,
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