Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
Vom Netzwerk:
mehreren Leuten einzeln und drohte ihnen unter vier Augen. Er sagte auch, dass er, sollten sie gegen Pantelimon Rus prozessieren, als Zeuge auftreten und aussagen werde, dass sie die fragliche Summe wirklich schuldeten. Er sei eine Amtsperson, deren Wort entscheidend ins Gewicht falle. Das sollten sie sich hinter die Ohren schreiben! Zuletzt, gerade zur Zeit der Maisernte, habe er alle zu öffentlichen Arbeiten beordert. – Das habe er, Cula, dem Mariasa berichten wollen, damit er verstehe und ihnen nicht zürne. Nach dem Notar sei auch der Priester vorbeigekommen. Was dieser gesagt hatte, erzählte Cula nicht mehr: Er hatte sie ausgeschimpft, weil sie sich gegen ihre Landsleute an einen ungarischen Herrn gewandt und ihren Priester und dessen Freund, Rus, in Verruf gebracht hätten. Das werde er sich merken, und sollten sie jemals mit ihm zu tun haben, dann würden sie schon sehen, was es bedeute, ihn herauszufordern! – Darüber sagte aber Cula kein Wort, er wiederholte nur einige Male: »Der Parinte war auch da. Auch er war bei uns …«
    Bálint bedankte sich für die Mittelung. Er reichte dem jungen Mann eine Zweikronenmünze. »Ich tu es nicht deswegen, bitte«, verwahrte sich Cula, »wirklich nicht wegen der Belohnung.« Zuletzt dann nahm er das Geldstück doch an, und schon war er hinter den Haselnussbüschen verschwunden.

    Abády suchte einige Tage später in Klausenburg den Hauptnotar des Komitats auf; er wandte sich an ihn, weil auch hier der Vizegespan bereits suspendiert war. Er berichtete über seine Erfahrungen im Gebirge und darüber, was Timișan ihm gesagt hatte, ohne allerdings den alten Volkstribun beim Namen zu nennen, er unterstrich die Rolle des Kreisnotars und legte gegen ihn Beschwerde ein. »Eine Schweinerei, wie dieser Mann die Menschen behandelt!«
    Der Hauptnotar hörte ihm mit eisiger Miene zu. »Ich kann jetzt gar nichts unternehmen, mein Herr«, sagte er schließlich. »Zurzeit wird aus allem eine politische Frage gemacht, ob von der Regierung oder vom Komitat. Und auch sonst – Gaszton Simó ist, bitte sehr, einer unserer besten Notare.«
    »Sie sprechen aufgrund Ihrer eigenen Erfahrung?«
    »Aufgrund der Berichte seines Vorgesetzten, des Hauptstuhlrichters, der jederzeit …«
    »Ja! Weil er mit ihm unter einer Decke steckt, statt ihm auf die Finger zu schauen!«, unterbrach ihn Bálint zornig.
    Der Hauptnotar richtete sich beleidigt auf: »Dass er mit ihm gesellschaftlichen Kontakt pflegt, das versteht sich. Simó kommt aus einer sehr guten Familie. Sein Onkel ist Kammerherr, und er hat die Laufbahn eines Notars nur darum gewählt, weil er wegen anderer Umstände nur sechs Jahre lang die Schule besuchen konnte. Doch zumindest soviel ich weiß, bewährt er sich hier ausgezeichnet, und ich darf sagen, er ist dort im Hochgebirge der ungarische Wachtposten.«
    »Der ungarische Wachtposten?«
    »Jawohl, der ungarische Wachtposten!«
    »Er, der die Aktion der Unita unterstützt, weil er daraus Nutzen zieht? Der mit dem Wucherer gemeinsame Sache macht?«
    »Das sind schwerwiegende Anklagen, aber sie wären erst zu beweisen. Was mich angeht, wäre ich mit Rücksicht auf Euer Gnaden bereit, an Ort und Stelle eine Inspektion vorzunehmen, aber belieben Sie bitte einzusehen, dass in diesen Zeiten … nicht wahr? … Ich setzte meine Stelle aufs Spiel, denn was ich auch immer unternehmen würde, die Regierung wie die Opposition sähe darin gleich eine politische Handlung …«
    Hier rede ich vergeblich, dachte Bálint, während der Hauptnotar ihn unter ausgiebigen Erklärungen zur Treppe geleitete; traurig verließ er das Komitatsgebäude. »Wie grässlich die Parteipolitik alles unterminiert!« Schwachen Trost bot ihm ein einziger Umstand: Die Leute von Pejkója hatten seine Hilfe selber zurückgewiesen, folglich durfte niemand behaupten, er habe sie im Stich gelassen. Dies erschien als einzig guter Punkt in der unseligen Geschichte.

    Dies hatte sich bis Mitte November zugetragen. Tagsüber trieb er Sport, am Abend lernte er ein bis zwei Stunden Rumänisch, und beim Nachtessen und danach befand er sich in Gesellschaft. So durchlebte er diese Zeit. Am Samstag fuhr er jeweils nach Dénestornya. Am ersten Novembersamstag hatte er jedoch die Mutter im Bett gefunden. Sie hatte sich stark verkühlt. Der Arzt stellte Bronchitis fest. Während einiger Tage hatte sie auch Fieber. Das Fieber ging dann zurück, den schlimmen Husten verlor sie aber nicht. Professor Purjesz, den man ans Krankenbett

Weitere Kostenlose Bücher