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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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vertrauensvoll wie ein Kind in seinen Armen einschlief. Die liebkosenden Hände mochten über ihre Haut gleiten, die Lippen sich manchmal verirren, die Küsse ihren Mund immer länger in Besitz nehmen – all dies wirkte angenehm, brachte keine Bewegung in ihre schlummernden Sinne. Der langsame Raumgewinn, dem sie Stück für Stück nachgab, verstörte sie in ihrem Inneren nicht, er unterschied sich kaum vom Tanzen mit ihm auf einem Ball … Letzte Nacht, als sie sich voneinander mit einem langen Kuss verabschiedeten, wurde sie von unerwarteter Schwäche erfasst. Von irgendwo in der Tiefe ihres Unbewussten stieg plötzlich ein Gefühl auf, das ihren Willen zu überfahren und ihr die ganze Kraft zu nehmen drohte, als würden ihre Knochen in einem zauberhaften Rausch dahinschmelzen. Doch sie kam so weit zu sich, dass sie den Mann fast grob von sich wegstieß. »Geh! Geh!«, befahl sie ihm. »Geh!«
    Bálint behielt sie starr im Blick. Vielleicht glitt auch ein kaum merkliches Lächeln über sein Gesicht.
    »Aber morgen Nacht, nicht wahr …?«
    »Gut, morgen. Aber geh! Geh!«
    Dies war geschehen.
    Nun grübelte sie. Ihm schreiben, dass er nicht mehr kommen solle? Dass sie nicht seine Geliebte werden wolle? Dass das nicht möglich sei und nicht geschehen dürfe? Sollte sie ihm all das schreiben, was sie an diesem langen Vormittag schon hundertmal durchdacht hatte? Schreiben ließ sich so etwas kaum, doch ebenso wenig schien es möglich, ein Verbot ohne Begründung auszusprechen. Ihrer tapferen Natur nach war sie bereit, jeder Gefahr ins Auge zu schauen. Am liebsten hätte sie es ihm bei seinem nächsten Besuch ins Gesicht gesagt. Doch nun hatte sie Angst. Angst vor sich selber, dass sie die Kraft nicht finden würde, Angst vor dem Mann, vor seinen forschenden Händen, vor seinem Mund und seinen Augen, Angst vor seiner Gegenwart, dass er ihren Willen betäubte und ihre Besorgnis einschläferte, wie dies so oft schon geschehen war. Und sie hatte Angst, dass die Abschiedstrauer bei einem letzten Treffen ihre Entscheidung erschüttern würde. Dass das Schicksal sie beide einander gerade dann in die Arme werfen könnte, wenn sie miteinander brächen.
    Schreiben also. Sie musste folglich doch schreiben. Sie machte sich daran. Lange schrieb sie. Es fiel ihr schwer; immer wieder tilgte sie Wörter, formulierte sie neu. Man meldete, dass das Mittagessen serviert sei, und sie war noch nicht fertig. Margit kam herein und drängte sie. »Setzt euch nur hin … Vielleicht später … Stör mich jetzt nicht …« Und nun brachte sie die Wörter nur noch aufs Geratewohl zu Papier, so wie sie ihrer verzweifelten Seele entsprungen waren, sie warf sie beliebig hin, wie es sich traf.
    Es war ihr leicht schwindlig, als sie den Brief in einen Umschlag legte. Sie hielt sich trotzdem gerade, und ruhig befahl sie Jolán, ihrer grauhaarigen kleinen Zofe: »Bring das hin und übergib es sofort, aber nur ihm, keinem anderen.« Und Tränen traten ihr erst in die Augen, nachdem Jolán den Raum verlassen hatte.

    »Liebster,
    Ich nehme mein Wort zurück. Komm heute Nacht nicht zu mir. Und nicht nur heute, sondern nie mehr. Nie! Welch schreckliches Wort. Dass es so weitergeht, ist nicht möglich. Bisher habe ich es nicht gewusst, es war so gut, so schön. Schau, Du liebst mich, und ich Dich, und das jeden Tag mehr und mehr, wenn das noch möglich ist. Und früher oder später, wie ich spüre, würde es geschehen, ich wäre Deine Geliebte, und das kann nicht sein. Ich brächte mich um, wenn es dazu käme. Sei mir nicht böse! Bedenke doch, was das bedeuten müsste. Bedenke, wie grauenhaft und welch ein Unding das wäre. Ich bin die Frau eines Mannes, sein Eigentum. Wie wäre es dann, dass Du und auch er …? Mit ihm zusammen ist es jetzt schon so grauenhaft, Du weißt es ja, Du fühlst es, Du hast es besser verstanden, als wenn ich es Dir je erklärt hätte, doch … mit Dir und dann … Nein, das nicht, nein! Nein! Lieber sterben. Etwas anderes könnte ich gar nicht tun. Möchtest Du mir sagen, ich solle mich scheiden lassen? Du sagst es mir ja gar nicht, denn Du weißt, dass eine Scheidung nicht in Frage kommt. Schon längst, bevor Du gekommen bist, hätte ich die Scheidung beantragt, wenn ich es hätte tun können. Doch er hält an mir fest, er umklammert mich und hat mich im Griff, nie, nie wird er mich loslassen. Niemals gäbe er mich frei, und sagte ich nur ein bittendes Wort, so würde er gleich töten. Dich, mich, wen auch immer, Du kennst ihn

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