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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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wahr, Sie werden mich begleiten, wie versprochen?«, fragte Frau Berédy. Sie plauderten im Stehen einige Minuten; es war ein stockendes Gespräch. Als hätten alle darauf gewartet, dass jemand wegging. Doch schon ertönte das Signalhorn, und der leise Ratschenlärm der Treiber setzte in der Ferne ein. Klára klappte den Deckel der Patronenkiste zu und setzte sich darauf. László bot ihr seinen Jägerstuhl an.
    »Nein«, erwiderte das Mädchen, »den nehme ich dir nicht weg. Mein Platz ist hier.«
    Den letzten Satz schien sie mit einer gewissen Betonung auszusprechen … Frau Berédy wandte sich mit einem kaum bemerkbaren Lächeln ab und ging mit ihren langsamen, wankenden Schritten zu Montorio hinüber. László blickte ihr unwillkürlich nach. Vielleicht dachte er daran, dass diese Frau sich fabelhaft in den weichen, in Falten fallenden Tweed kleidete, der alle Formen ihrer geschmeidigen Gestalt so abzeichnete, als trüge sie nur einen Schlafrock über dem nackten Leib.
    Die Treiber waren noch fern. An der Außenseite der Remise sprangen einige Hasen aufs Feld und flüchteten in den Klee. Der eine oder andere hielt inne, und während er sich wie ein Türmchen aufrichtete, blickte er zurück, um dann den Lauf in leichtem, bequemem Galopp fortzusetzen; der weiße Fleck auf seinem Hintern hopste dabei rhythmisch auf und ab. Und so zog er hinaus in die große Welt. Einzig drüben, an der anderen Ecke, fiel der eine oder andere Schuss. Sonst herrschte Stille.
    »Wirklich nicht nett von dir, dass du schon so lange in Pest warst, ohne von dir hören zu lassen«, eröffnete Klára das Gespräch und lächelte László zu. Der junge Mann setzte sich auf den Jagdstuhl und begann zu erklären. Er habe sich, legte er dar, wie schon lange geplant, endlich an der Musikakademie eingeschrieben, er lerne vom frühen Morgen bis zum Abend angespannt und fleißig, um jene einzuholen, die ihre Studien früher aufgenommen hätten. Machen lasse sich das nur, wenn er an nichts anderes denke und sich einzig der Arbeit widme. Er erklärte ein bisschen zu viel und übertrieben umständlich. Und hinter jedem seiner Worte klang die Selbstrechtfertigung mit, seine Rede besagte einzig dies: Eine niederträchtige Lüge sei es, die Niki, dieser Nichtsnutz, über ihn verbreite, dass er sich in Pest wegen irgendeiner Frauensperson versteckt halte. So wiederholte er mehrmals, dass er niemanden treffe und gar niemanden getroffen habe, seit er sich in der Hauptstadt aufhalte. Und warum er nicht einmal geschrieben habe? Nein! Er habe nicht schreiben können, da man ihn andernfalls eingeladen hätte, und wenn das geschehen wäre … Einer Einladung hierher hätte er nicht widerstehen können, und dabei gebe es nichts anderes als zu arbeiten und zu arbeiten …
    Klára hörte ihm wortlos zu und lächelte immer noch auf die gleiche, rätselhafte Weise. Es blieb ungewiss, ob sie Lászlós Rechenschaftsbericht annahm oder ob sie ungläubig über den Rechtfertigungsversuch lächelte. Doch sie war freundlich, liebenswürdig, und sie schien Verständnis zu haben; die Begeisterung, mit welcher der junge Mann über seine Aufgabe und seine künstlerischen Hoffnungen sprach, quittierte sie gelegentlich mit einem Nicken. Was sie bei sich dachte, wurde auch später nicht klar, denn als László sie fragen wollte – nicht wahr, sie sehe ein, dass er so habe handeln müssen –, wurden sie vom zweiten Stand her durch Péters lauten Ruf gestört: »László! Was machst du? Tiro! Drei Hähne sind bei dir schon durch!« Da musste er aufspringen, das Gewehr ergreifen, zumal er auch die Aufgabe hatte, Montorio zu unterstützen.
    Erst bei Beginn des Gegentreibens war es möglich, das Gespräch wiederaufzunehmen.
    »Gelt, du bleibst noch ein paar Tage bei uns, wenn diese Leute hier fort sind?«, fragte Klára, und obwohl ihre Geste allen zur Jagd Geladenen galt, zeigte ihre Hand doch in die Richtung des Principe.
    »Leider schaffe ich das nicht. Selbst diese drei Tage bedeuten schon ein schweres Versäumnis. Ich habe mir geschworen, Mittwochabend zurückzufahren.«
    »Oh, bleib doch wenigstens einen Tag. Bei diesen Anlässen herrscht solch ein Rummel. Und du könntest ja auch mir etwas vorspielen«, fügte sie ein wenig kokett hinzu, »bin ich etwa nicht dein ältestes Publikum?«
    László blieb vorerst stark. Nein, ganz unmöglich!
    »Erinnerst du dich an die ›Valse macabre‹? Die habe auch ich als Erste gehört. Dabei war ich damals noch ein Backfisch.«
    Sie blickten

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