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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Dir könnte sich auf diesem Feld eine große Rolle eröffnen.«
    Beim Aussteigen fasste Slawata Bálint an der Schulter: »Unter uns, natürlich!« 7 sprach er den rituellen Zauberspruch des Stillschweigens aus, und während er hinter der schweren Brille zurückzwinkerte, schloss er sich der gleichzeitig ankommenden Gruppe der Damen an.

    Am Rande der Waldschneise standen die Gewehr- und die Patronenträger schon auf ihren Plätzen. Die Jäger ebenso, doch die Nachbarn plauderten noch, in Erwartung, dass das Treiben beginnen sollte. Wuelffenstein war dabei, etwas zu erklären – eine Tätigkeit, der er sich mit großer Vorliebe widmete. Dies besonders dann, wenn er jüngeren Leuten gegenüberstand. Über alles hatte er seine unerschütterliche Meinung, ob es sich um Fragen des Ehrenkodexes, der Mode oder der Jagd handelte. Er äußerte sich auch über Politik, doch dies eher nur nebenbei. »Ein Edelmann handelt so« oder »Ein Edelmann handelt nicht so« – das war die tragende Säule seiner Argumentierung. Oh, welch vollkommene Urteile er von sich gab!
    Er setzte gerade Niki etwas auseinander, als die Damen bei ihm anlangten.
    »Schaut euch die schönen gelben Kugeln an!«, rief Mici Lubiánszky und zeigte auf die Kassetten, deren säulenartige Fächer von safranfarbenen Patronen ausgefüllt waren.
    »Englische Patronen«, bemerkte Wuelffenstein leichthin. »Mit etwas anderem kann man nicht schießen. Kann man nicht. Das deutsche und das österreichische Pulver da, das alles taugt nichts! Schießen lässt sich nur mit dem englischen, einzig mit dem englischen!« Und zur Sicherheit stampfte er mit einem seiner langen Beine, an dem die bunten Quasten hin und her baumelten. »Mit allem anderen verdirbt man bloß das Wild.«
    Vielleicht wäre seine Behauptung nicht so gewagt und entschieden ausgefallen, wenn er bemerkt hätte, dass Antal Szent-Györgyi, sein Nachbar auf der anderen Seite, zu ihm herübergekommen und hinter ihm stehen geblieben war.
    »Wirklich?«, meldete sich dieser zu Wort. »Interessant! Hättest du nicht die Freundlichkeit, mir davon ein paar zu borgen, damit ich einen Versuch machen kann? Denn ich habe bisher nur das österreichische Pulver benutzt, und nach dem, was du sagst, könnte ich mit diesen da vielleicht ein besseres Ergebnis erzielen.«
    Szent-Györgyi sprach mit ernster Miene und in höflichem Ton; nichts verriet, dass er spottete, was er in Wirklichkeit tat. Szent-Györgyi galt nämlich als der beste Schütze in der Gesellschaft, als der Jäger mit dem schönsten Stil. Dies nicht darum, weil er das Ziel niemals verfehlte – bei Schützen dieser Klasse verstand sich das ohnehin von selber –, sondern darum, weil er jeden Vogel mit einem einzigen Schuss genau am Kopf traf. Kein Hahn wälzte sich, keine Federn flogen, keiner schlug um sich, sondern stürzte – aus jeder Höhe und bei jeder Geschwindigkeit – mit derselben Bewegung hinab, indem er mit geschlossenen Schwingen und gebeugtem Hals einen wunderbaren Bogen beschrieb, als mache er einen Kopfsprung in die Vernichtung. Und die Beute blutete nie, nur manchmal glänzten beim Schnabel einige Tropfen.
    Wuelffenstein antwortete leicht gezwungen: »Bitte, bediene dich!« Niki indessen drehte sich jäh ab, um sein Gelächter zu verbergen, und schloss sich rasch seinem Onkel an, der mit gewohnt ruhigen Schritten zu seinem Stand zurückkehrte, zwei gelbe Patronen in der Hand, die er wie Reliquien vor sich hertrug.

    László Gyerőffy befand sich schon auf seinem Platz, rechts von Montorio, am Ende der von Schützen gebildeten Reihe, als die Damen auf der entgegengesetzten Seite aus ihren Kaleschen stiegen. Aus der Ferne beobachtete er, wie sie die rasenbedeckte Schneise entlangkamen und hier und dort im Gespräch innehielten. Die zwei Lubiánszky-Mädchen und Magda hatten sich unterwegs dem einen oder anderen Jäger angeschlossen. Einzig Frau Berédy und Klára kamen immer näher. Sie hatten schon Antal Szent-Györgyi, Wuelffenstein und Péter, den Nachbarn des Principe auf der anderen Seite, hinter sich.
    »Klára wird natürlich bei diesem Montorio stehen bleiben«, dachte László etwas bitter. Doch keine der beiden hielt dort, sondern sie setzten ihren Weg bis zur Ecke fort.
    »Wie viele hast du geschossen?«, fragte Klára.
    »Ich habe um meine Noten geschickt«, sagte die schöne Frau Berédy, »kann sein, dass sie am Abend schon da sind.«
    »Hier an der Ecke könnten sogar Rebhühner auftauchen«, bemerkte Klára.
    »Nicht

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