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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Liebe?« Unbeirrt durch die verneinende Antwort, fuhr sie fort: »Man serviert Tee. Eine Tasse wird dir nach so viel Singen trotzdem guttun.«
    »Danke, das wird vorzüglich sein. Ich komme gleich nach, ich will nur meine Noten zusammenlegen«, antwortete die junge Frau.
    Die Fürstin versammelte die Gesellschaft um sich und zog plaudernd hinaus. Einzig der alte Kanizsay verblieb im Saal. Vielleicht hatte er den Abgang der anderen nicht bemerkt, vielleicht war er in Gedanken anderswo. Breit, in steifer Haltung, die Beine gespreizt, die Arme auf die Knie gestützt, als sähe und hörte er nichts – wie auf einem unsichtbaren Pferd, so saß er immer noch auf dem mittleren Kanapee. Die anderen kümmerten sich nicht um ihn.
    »Sind Sie müde?«, fragte Fanny László.
    »Ach, wo! Sie könnten es eher sein, Gräfin! Ich begleite Sie, wenn es sein muss, bis zum Morgen, es macht mir große, wirklich sehr große Freude.« Und er setzte sich wieder an den Flügel.
    »Dann wollen wir einige von diesen da versuchen, obwohl ich sie noch nicht ganz richtig kann. Aber sie gefallen mir so sehr«, und sie nahm ein Notenheft von Richard Strauss hervor, der als Komponist von Liedern damals erst kurz zuvor in Erscheinung getreten war. »Sehr heikle Sachen, gehen Sie das vielleicht ein wenig durch.«
    László schlug leise einige Akkorde an, die auf unerwartete Art ineinander übergingen; er gab sich immer noch damit ab, als Klára, die zuvor mit den anderen hinausgegangen war, in den Saal zurückkehrte. Mit ihren flachen Schritten war sie lautlos von der Fensterseite hergekommen und stand mit einem Mal beim jungen Mann.
    »O, Strauss«, sagte sie. »Ich werde die Noten umblättern.« Und sie setzte sich neben László. Einige Takte der Einleitung, dann erhob sich die Melodie: »Wie an einem …«
    László begleitete mit gespannter Aufmerksamkeit. Er spielte das Stück zum ersten Mal. Er hatte es nicht einmal vom Hörensagen gekannt. Man musste bei dieser kompliziert harmonisierten Musik sehr achtgeben. Fannys Hand klopfte erneut den Rhythmus an seiner Schulter; sie berührte ihn hin und wieder auch mit den Hüften, weil manchmal auch sie in die Noten blicken musste. Auf der anderen Seite, nahe zu ihm, damit sie die Notenblätter erreiche, saß Klára. Und jedes Mal, wenn der runde, weiße Mädchenarm und die wohlriechende Hand an ihm vorbeiglitten, schmiegte sich ihr federnder Busen für einen Augenblick an den Körper des Mannes. László bemerkte es nicht. Bei anderer Gelegenheit hätte es ihm das Blut ins Gesicht gejagt, doch jetzt war er einzig auf die Musik bedacht, auf die richtige Begleitung der Singstimme.
    Es ging dennoch nicht ohne Fehler. Klára verspätete sich manchmal beim Umblättern. Der abschließende Teil gelang indessen schön, er klang gewaltig. Trotzdem verzichteten sie auf die übrigen Lieder und brachen auf, um in die Salons hinüberzugehen. Alle drei schwiegen, wie wenn etwas Fremdes, Störendes in ihren Kreis getreten wäre. Auch der alte Kanizsay erhob sich jetzt heftig keuchend vom Kanapee. Gemächlich schloss er sich ihnen an.
    »Schön, schön, wunderbar schön!«
    Eine Art von Rührung lag in seinen wässrigen Greisenaugen. Mit einer galanten Verbeugung küsste er die Hand der schönen Frau Berédy. »Dank, Dank, meine Dame, vielen, vielen Dank!«
    Beim Hinausgehen erkundigte er sich bei Klára nach dem letzten Lied.
    »Strauss«, sagte das Mädchen.
    »Strauss? Johann Strauß! Ein großartiger Kerl!« Und er begann im Walzertakt zu summen: »Timm-timm, tim-timmm-tim …!« Dabei umarmte er plötzlich das neben ihm gehende Mädchen und drückte sie an seine fetten Seitenrippen. Gewiss waren alte Erinnerungen im greisen General erwacht, schöne Lieder und Tänze von einst, vielleicht entsann er sich der Lombardei, wo er vor langer Zeit als eleganter Walzertänzer, als schneidiger, schlanker und hübscher Husarenleutnant seine Jugendzeit verbracht hatte.
    Im Roten Salon wie im Marmorzimmer herrschte Abschiedsstimmung. Die meisten Gäste wollten schon früh am Morgen aufbrechen. Nun besprach man das Programm der kommenden Tage und die neuen Zusammenkünfte, die in anderen Schlössern, bei anderen Jagden folgen würden.
    Fanny suchte László unter den größtenteils stehenden Gästen; zusammen mit ihrem Bruder wollte auch sie früh im Auto abfahren. Freundlich ermunternd sprach sie zu ihm: »Wann sehe ich Sie wieder? Sie haben mich ausgezeichnet begleitet!« Und sie fügte dann, ebenfalls mit Betonung,

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