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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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hinzu: »Nicht wahr, wir passen gut zusammen? Dabei wird es noch vorzüglicher, wenn wir uns aneinander besser gewöhnen.« Hernach vermerkte sie noch, dass sie wahrscheinlich schon um die Weihnachtszeit ihre Wohnung in Pest beziehe; er solle sie besuchen. Spätestens nach Neujahr werde sie in der Stadt sein. Ganz gewiss! »Nicht wahr, Sie kommen, und wir können zusammen musizieren?«
    László antwortete mit mechanischer Höflichkeit. Er sagte das eine oder andere Wort oder verbeugte sich zum Dank. Im Geist war er nicht da, und auch sein Blick kehrte nur spärlich zu der schönen Frau zurück, die neben ihm stand und so gütig sprach. Seine Nervenfasern waren alle gespannt, seine Sinne alle aufgewühlt wegen einer Beobachtung, die er machte. Klára unterhielt sich in der entgegengesetzten Ecke mit Montorio. Das Mädchen, in einem Lehnstuhl sitzend, kehrte ihm den Rücken, er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Der Principe dagegen saß ihm gegenüber, und während er sich nach vorn beugte, setzte er Klára offenbar sehr ernst etwas auseinander. Gleich im Augenblick, als er die beiden bemerkte, durchzuckte ihn der Gedanke: Jetzt! Dieser Mann hält jetzt um Kláras Hand an! Jetzt, jetzt!
    Und sollte sie Ja sagen, dann könnte er gar nichts tun. Die Wohlerzogenheit nagelt ihn hier fest, er kann sie nicht warnen, nicht beschützen, er muss dastehen, während das Schicksal – bei sich nannte er es das Schicksal des Mädchens – sich dort drüben für immer entscheidet. Und wenn er hinginge? Nein, unmöglich.
    Magda Szent-Györgyi und Niki sitzen vor den beiden, reden aber nur miteinander. Sie schirmen die anderen offenbar ab, damit diesen Montorio ja niemand stört! Es waren ein paar schreckliche Minuten, für ihn dauerten sie eine Ewigkeit, bis sich die beiden drüben endlich erhoben und der Gesellschaft anschlossen, in der alle damit beschäftigt waren, voneinander Abschied zu nehmen. Er versuchte vergeblich, Klára – und sei es nur für einige Worte – allein anzutreffen. Sie begleitete die geladenen Mädchen ins Obergeschoss hinauf, sodass er an sie nicht mehr herankam. Bestimmt würde sie nicht mehr zurückkehren. Auch alle anderen hatten sich verzogen.
    Er blieb in der Vorhalle allein.
    Eine Zeitlang wartete er – ohne Grund, ohne Zweck, ohne jede Hoffnung.
    Die Diener brachten das Teeservice, Platten, Teller und Gläser aus den Salons. Man löschte drinnen das Licht, später auch im Treppenhaus, und einer der Lakaien blickte ihn verwundert an, als er ihn bei der Rückkehr immer noch in der Halle vorfand. Hier konnte er nicht länger bleiben. Langsam machte er sich auf, durchschritt den nun schon dunklen Korridor, der zu seinem Zimmer führte.
    Als er an der Dienstbotentreppe vorbeiging, erblickte er bei der Kehre zum Zwischengeschoss wieder Szabó, den Butler, doch er war diesmal nicht allein. Ein junges, hübsches Stubenmädchen wand sich in seinen Armen, und wimmernd wiederholte sie unablässig: »Nein, Herr Szabó! Ich bitte Sie! Nein! … Ich flehe Sie an, nein, wirklich … Bitte, lassen Sie mich los … bitte, Herr Szabó!«
    Angeekelt eilte er weiter. Er hatte das Mädchen im Gegenlicht von oben nur einen Augenblick gesehen, sie aber erkannt. Es war Kláras kleine Kammerzofe, die sie schon als Halbwüchsige bedient hatte. Seine Besorgnis wegen Klára wurde durch den Auftritt noch schmerzlicher, als ob die Gewaltsamkeit des Butlers gegenüber dem Mädchen ein Symbol gewesen wäre. Als verkörperte sie die Drohung, dass der verhasste Montorio Klára an sich raffen könnte. Im Zimmer angelangt, setzte er sich auf einen Stuhl. Er machte keine Anstalten, sich zu entkleiden, er saß nur da und starrte vor sich hin. Ob der Mann dort im Salon wohl um Kláras Hand angehalten hat?
    Ob er wohl deswegen mit so unerwartet ernster Miene sprach, mit so überzeugungswilligen Gesten? Und wenn er es getan, wenn er den Mut gefunden hat, es zu tun? Was hat das Mädchen geantwortet? Hat sie ihm einen Korb gegeben oder …? Oder? Bei diesem »Oder«, dessen Fortsetzung er vor sich selber nicht einmal auszusprechen vermochte, fühlte er einen grässlich drückenden, eisernen Griff ums Herz; eine eiskalte Hand klomm hinauf, immer höher, zur Kehle, sie würgte ihn, das Blut schoss ihm in den Kopf. Er sprang auf und rannte im Zimmer auf und ab. Er sagte sich, dass er es erfahren, es wissen müsse. So, in dieser Ungewissheit, kann man nicht leben. Schnell, beinahe im Laufschritt, ging er auf und ab. Hin und wieder stieß er sich

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