Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
mir hinterher die Hände waschen.«
    Ich holte meinen künstlichen Wurm ein, warf ihn an einen hohlen Zypressenstamm und ließ ihn durch die Algenschicht auf den Grund der Bucht sinken. Er wartete, dass ich etwas sagte, aber ich schwieg.
    »Was denn, klinge ich etwa, als hätte ich mich endgültig um den Verstand gesoffen?«, sagte er.
    Ich wollte ihm von meinem Erlebnis berichten, als ich in Legions Haus eingebrochen war, öffnete aber stattdessen die Eiskiste und holte zwei mit gebratenen Austern belegte Poor-Boy-Sandwiches heraus.
    »Das hilft dir garantiert beim Abnehmen und macht dich zugleich jünger«, sagte ich.
    »Ich hab’s gerochen, Dave. Ich schwör’s. Ich war weder besoffen noch verkatert. Der Kerl macht mir echt zu schaffen«, sagte er und zog ein Gesicht, als gingen ihm tausend widersprüchliche Gedanken durch den Kopf, die er nicht entwirren konnte.

26
    Am Montagmorgen war der Himmel schwarz und von Blitzen durchzogen, die sich über dem Golf entluden. Kurz nachdem ich in der Dienststelle eingetroffen war, ging ich zur Staatsanwaltschaft und suchte Barbara Shanahan auf. Sie trug ein graues Kostüm und eine weiße Bluse und wirkte abweisend und leicht unwirsch.
    »Falls Sie hergekommen sind, um über eine persönliche Angelegenheit zu sprechen, würde ich es vorziehen, wenn wir damit bis nach Dienstschluss warten«, sagte sie.
    »Ich bin wegen Amanda Boudreau hier.«
    »Oh«, sagte sie und errötete leicht.
    »Ich möchte mir sowohl Tee Bobby Hulin als auch Jimmy Dean Styles vornehmen«, sagte ich.
    »Weshalb?«
    »Ich glaube, dadurch können wir ein für alle Male erfahren, was mit Amanda passiert ist. Aber wir müssen Perry LaSalle von Tee Bobby fern halten.«
    Sie stand hinter ihrem Schreibtisch und schob mit den Fingerspitzen zwei Schriftstücke hin und her.
    »Diese Behörde wird sich an keinerlei rechtswidrigen Maßnahmen beteiligen«, sagte sie.
    »Wollen Sie erfahren, was mit Amanda tatsächlich passiert ist oder nicht?«, fragte ich.
    »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
    »Yeah, hab ich. Es klingt aber auch ein bisschen eigennützig.« Ich sah ihre ungehaltene Miene und schlug einen anderen Ton an. »Sie müssen in der Nähe sein, wenn Tee Bobby und Styles vernommen werden.«
    »Na schön«, erwiderte sie. Sie starrte aus dem Fenster. Draußen wehte ein heftiger Wind, der die Bäume entlang der Bahngleise umbog und die Mülltonnen durch die Straßen trieb. »Sind Sie sauer auf mich wegen Clete?«
    »Er ist Ihretwegen in den Knast gekommen, und Sie haben ihn abserviert«, sagte ich.
    »Er hat sich ständig drüber ausgelassen, dass er Legion Guidry ›alle machen‹ will. Meinen Sie etwa, ich möchte, dass er wegen mir nach Angola kommt? Verdammt noch mal, wieso halten Sie mir nicht auch ein bisschen was zugute?«, sagte sie.
    »Clete ist empfindlicher und leichter verletzlich, als man meint«, sagte ich.
    »Im Grunde genommen mag ich Sie, Dave. Vermutlich glauben Sie das nicht, aber es ist so. Wieso sind Sie so grausam?«
    Ihre Augen waren feucht und leicht gerötet, so als wäre ein Tropfen Jod hineingeraten.
    Weiter so, Robicheaux, dachte ich.
    Ich ging wieder in mein Büro und wählte die Nummer des Boom Boom Room.
    »Ist Jimmy Sty da?«, sagte ich.
    »Der kommt in ’ner halben Stunde. Wer will das wissen?«, erwiderte eine Männerstimme.
    »Ist schon okay. Sagen Sie ihm, ich spreche heute Abend mit ihm«, sagte ich.
    »Wer spricht heut Abend mit ihm?«, fragte der Mann.
    »Er weiß schon Bescheid«, sagte ich und legte auf.
    Danach rief ich bei Ladice Hulin auf Poinciana Island an.
    »Ich bin’s, Dave Robicheaux, Ladice. Ist Tee Bobby daheim?«, sagte ich.
    »Er schläft noch«, erwiderte sie.
    »Ich rede später mit ihm. Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, sagte ich.
    »Is irgendwas los?«, sagte sie.
    »Ich melde mich wieder«, sagte ich und legte den Hörer auf.
    Ich ging den Flur entlang zum Büro von Kevin Dartez, dem Drogenfahnder der Dienststelle, der wegen seiner toten Schwester einen gewaltigen Brass auf alle Zuhälter und Dealer hatte.
    Als ich seine Bürotür öffnete, hatte er den Stuhl zurückgekippt und telefonierte, während er mit der anderen Hand eine Stahlklammer zusammendrückte.
    »Wenn du deine Sache erledigt hättest, statt Maulaffen feilzuhalten, müssten wir dieses Gespräch gar nicht führen«, sagte er und hängte den Hörer leise auf. Er hatte ein schmales Gesicht und pechschwarze Haare, die er einölte und glatt nach hinten kämmte. Mit seinen

Weitere Kostenlose Bücher