Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
was dieses Glücksspiel angeht, will ich Ihnen mal etwas erklären, damit Sie mich vielleicht ein bisschen besser verstehen. Der Großteil der Fabriken, die Chilisauce herstellen, bezieht seine Lieferungen mittlerweile aus dem Ausland. Wir nicht. Wir haben nicht einen Arbeiter entlassen, wir gewähren nach wie vor jedem Wohnrecht. Dazu stehen wir. Aber es kostet uns einen Haufen Geld.«
Er blickte zu mir auf, hatte die Hände gefaltet und saß da wie ein Geistlicher, aufrecht und würdevoll, so wie er es einst gelernt hatte.
»Ich habe das Ganze noch nicht durchschaut, Perry. Aber meiner Meinung nach ist die Sache viel schmutziger, als Sie zugeben wollen«, sagte ich.
Er nahm einen Schuber mit den Posteingängen zur Hand, zupfte mit dem Daumen daran herum. Warf ihn dann in die Luft und ließ ihn auf seinen Schreibtisch fallen. »Sie sollten sich lieber um Ihre Sachen kümmern, statt sich meinetwegen Sorgen zu machen«, sagte er.
»Könnten Sie sich vielleicht ein bisschen klarer ausdrücken?«
»Ihr Freund, der Elefantenmensch, dieser Purcel, hat Legion Guidry heute Morgen in Franklin von einem Barhocker gezerrt und durchs Fenster geworfen. Einen vierundsiebzigjährigen Mann. Ihr zwei seid mir vielleicht ein schönes Paar, Dave«, sagte er.
Sobald ich wieder im Büro war, rief ich im Bezirk St. Mary an und erfuhr von einem Deputy, dass Clete wegen Ruhestörung und Sachbeschädigung in Gewahrsam genommen worden war und noch an diesem Nachmittag dem Richter vorgeführt werden sollte.
»Keine Körperverletzung?«, fragte ich.
»Der Typ, den er durch das Fenster geschmissen hat, wollte keine Anzeige erstatten«, erwiderte der Deputy.
»Hat er eine Erklärung dazu abgegeben?«
»Er hat gesagt, es wäre eine persönliche Auseinandersetzung gewesen. Außerdem wäre nichts weiter passiert«, sagte der Deputy.
Nichts weiter passiert. Na klar.
Nach Dienstschluss fuhr ich zu Cletes Apartment. Vom Parkplatz aus sah ich ihn in einem Hawaiihemd und verblichenen Jeans mit ausgeleiertem Hintern oben auf seinem Balkon über dem Swimmingpool, wo er sich ein Steak briet und eine Dose Bier auf dem Geländer stehen hatte.
»Wie steht’s, mein Guter?«, rief er und grinste mich durch den Rauch an.
Ich gab keine Antwort. Ich lief die Treppe hinauf, durch seine Wohnungstür und das Wohnzimmer zu der gläsernen Schiebetür, die auf den Balkon führte. Er trank einen Schluck Bier und schaute mich mit seinen grünen Augen über den Dosenrand hinweg an.
»Ist irgendwas los?«, sagte er.
»Du hast Legion Guidry durch ein Fenster geschmissen?«
»Der kann froh sein, dass ich’s ihm nicht verfüttert habe.«
»Der ist jetzt hinter dir her.«
»Gut. Dann bringe ich das zu Ende, was ich heute Morgen angefangen habe. Weißt du, was er in dem Westernladen mit Barbara gemacht hat?«
»Nein.«
Er berichtete mir von dem Vorfall in dem Geschäft, als Legion Guidry Barbara seinen Atem ins Gesicht geblasen und ihr die Knochen in der Hand zusammengequetscht hatte.
»Der will dich drankriegen, Clete. Deswegen hat er dich nicht angezeigt«, sagte ich.
Er spießte sein Steak auf, nahm es vom Grill und klatschte es auf einen Teller. »Ich will nicht mehr drüber reden. Hol Brot und ein Dr. Pepper aus dem Kühlschrank«, sagte er.
»Was nagt an dir?«
»Gar nichts. Die Welt. Meine Wampe. Was spielt denn das für eine Rolle?«
»Clete?«
»Barbara will mich loswerden. Sie sagt, wir passen nicht zusammen. Sie sagt, ich hätte mehr verdient, als das, was sie mir geben kann. Ich fass es nicht. Den gleichen Spruch hab ich gebraucht, als ich mit Big Tit Judy Lavelle Schluss gemacht habe.«
»Wann hat sie das gesagt?«
»Vor ’ner Weile.«
»Nachdem du im Knast warst, weil du sie verteidigt hast.«
»Ist nicht ihre Schuld. Meine Ex hat immer gesagt, ich rieche ständig nach Dope und Huren. Ich bin der einzige Mensch, der sich nicht damit abfindet, was ich bin.«
Er ging mit seinem Steak in die Küche, holte eine Flasche Whiskey aus dem Hängeschrank und goss sich ein Glas drei Finger breit ein. Er blickte zu mir, öffnete dann den Kühlschrank und warf mir eine Dose Dr. Pepper zu.
»Schau mich nicht so an. Ich hab alles im Griff«, sagte er.
»Hast du vor, dich zu betrinken?«, fragte ich.
»Wer weiß? Der Abend ist noch jung.«
Ich stieß den Atem aus. »Du willst dich mit Zerelda Calucci aussöhnen, nicht wahr?«
Er trank seinen Whiskey in einem Zug aus und bekam einen Moment lang wässrige Augen, als sich die Hitze in seinem
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