Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
schaute uns an und schlenkerte den Zündschlüssel über den Fingerknöcheln hin und her. Er hatte eng zusammenstehende Augen, eine platte Nase und eine Statur wie ein Mittelgewichtsboxer, was er in Angola auch gewesen war, wo er in einem improvisierten Ring draußen auf dem Hof sämtliche Herausforderer fertig gemacht hatte.
»Gut sehen Sie aus, Jimmy«, sagte ich.
»Yeah, wir sehn die Tage alle gut aus«, erwiderte er.
»Ich habe Ihr Bild im People -Magazingesehen. Passiert nicht alle Tage, dass jemand vom Teche im Rap groß rauskommt«, sagte ich.
»Ich würd ja gern mit euch reden, aber ich hab ’nen Anruf von meinem Barkeeper gekriegt. Ein fetter weißer Sack war drin, hat sich unbeliebt gemacht und meinen Gästen ’ne Goldmarke unter die Nase gehalten, als ob er ’n echter Cop wäre statt irgendein Privatdetektiv, der die Drecksarbeit für ’nen Kautionsheini macht. Ich schau lieber mal nach, ob sich der Fettarsch woanders hin verzogen hat.«
»Hey, ist das wirklich wahr? Du bist ein Rapper? Du bist im People -Magazingewesen«, sagte Clete und drehte sich grinsend auf dem Autositz um, um Styles besser sehen zu können.
»Sie ham’s auf den Punkt getroffen, Massa Charlie«, sagte Styles.
Clete, an dessen Nacken sich die Haut wie Fischschuppen schälte, öffnete die Tür des Cadillac, setzte den in einem Slipper steckenden Fuß auf die blanke Erde und richtete sich dann nach wie vor grinsend zu voller Größe auf, wie ein Elefant, der nach einem Sonnenbad am Flussufer aufsteht. Ein Totschläger ragte aus seiner Hosentasche.
»Wenn du im Showbiz bist, kommst du doch oft rüber an die Westküste«, sagte Clete.
Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, aber er ging nicht darauf ein.
»Schaun Sie, ich bin viel unterwegs, weil ich ein paar Gruppen promote. So läuft das in dem Geschäft. Aber im Augenblick muss ich meinem Mann da drin beistehn. Deshalb mach ich’s kurz und sag Ihnen bloß, dass ich niemand an den Karren gefahren bin. Das heißt, dass auch mir keiner ranzufahren braucht.« Styles legte die Hand auf die Brust, um zu zeigen, wie ernst er es meinte, und ging dann hinein.
»Ich geh noch mal zum Klan«, sagte Clete.
Ich folgte Styles. Drinnen war es dunkel; nur die Jukebox und die Neonröhren einer Bierreklame über der Bar spendeten Licht. Eine Frau saß vornüber gesunken am Tresen, hatte den Kopf auf die Arme gebettet, die Augen geschlossen und den Mund geöffnet, so daß man die vielen Goldzähne sah.
Sie trug eine rosa Stretchhose, unter deren Gummibund die schwarze Unterwäsche hervorquoll. Styles fasste ihr an den Hintern, packte mit Daumen und Zeigefinger eine dicke Hautfalte und kniff fest zu.
»Wir sind hier nicht im Motel 6, Mama. Außerdem ist dein Deckel noch offen«, sagte er.
»Ach, hi, Jimmy, was is denn los?«, sagte sie träge, so als ob sie aus dem Delirium aufwachte und ein bekanntes Gesicht vor sich sähe.
»Gehn wir, Baby«, erwiderte er, fasste sie unter dem Arm, brachte sie zur Hintertür und stieß sie in das gleißende Tageslicht hinaus, schlug die Tür hinter ihr zu und verriegelte sie.
Er drehte sich um und sah mich dastehen.
»Die Sache mit meinem Freund Clete Purcel da draußen tut mir Leid«, sagte ich. »Aber eine Warnung. Legen Sie sich nie wieder mit ihm an. Er zerreißt Sie in Fetzen.«
Styles holte eine Flasche Selters aus dem Kühlschrank, hebelte sie auf, ließ den Kronkorken zwischen die Laufplanken fallen und trank einen Schluck.
»Was wollen Sie von mir, Mann?«, fragte er.
»Tee Bobby fährt womöglich wegen einer schlimmen Sache ein. Er könnte ein bisschen Beistand brauchen.«
»Ich hab Tee Bobby ausgemustert. Zydeco und Blues sind nicht mehr mein Ding.«
»Sie haben ein Talent wie Tee Bobby Hulin ausgemustert?«
»Wenn du in Süd-Louisiana der große Bringer bist, bringt dir das in L. A. überhaupt nix. Ich muss mal pissen. Wollen Sie sonst noch was?«
»Ja, ich möchte Sie darum bitten, nie mehr mit einer Frau auf diese Art und Weise umzuspringen, zumindest nicht in meinem Beisein.«
»Die hat quer über den Klositz gekotzt. Wollen Sie sich um sie kümmern? Helfen Sie mir beim Saubermachen. Ich setz Sie bei Ihrer Hütte ab«, sagte er.
Zwei Wochen später stellte Perry LaSalle die Kaution für Tee Bobby Hulin. So gut wie jeder in der Stadt räumte ein, dass Perry LaSalle ein großzügiger und herzensguter Mensch war, aber manch einer beklagte sich jetzt auch darüber, dass ein mutmaßlicher Frauenschänder und Mörder auf freien
Weitere Kostenlose Bücher