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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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am liebsten ungeschehen machen wollten?«, fragte der Coroner.
    Der Detective schien seinen Notizblock zu mustern. »Yeah, ein, zwei Mal«, erwiderte er.
    »Der Mann, der das hier getan hat, war nicht betrunken. Er hat eine ganze Zeit lang auf sie eingeschlagen. Er hat es ungeheuer genossen. Er hat ihr sämtliche Knochen im Gesicht zertrümmert. Das eine Auge wurde tief in den Schädel getrieben. Sie dürfte an ihrem eigenen Blut erstickt sein. Möglicherweise hat er weiter auf sie eingeschlagen, als sie schon tot war. Was für ein Mann das ist? Jemand, der aussieht wie Ihr nächster Nachbar«, sagte der Coroner.
    Am darauf folgenden Nachmittag schaute Clete Purcel bei mir im Büro vorbei. Er wohnte in einem zauberhaften, im Schatten immergrüner Eichen liegenden alten Motel am Bayou Teche und wollte mich dazu überreden, mit ihm an diesem Abend angeln zu gehen. Dann fiel ihm irgendetwas draußen vor dem Fenster auf.
    »Ist das Joe Zeroski, der da den Gehweg hochkommt?«, fragte er.
    »Vermutlich.«
    »Was macht der denn hier in der Gegend?«
    »Die Prostituierte, die gestern am Bayou Benoit umgebracht wurde, war seine Tochter«, sagte ich.
    »Mir ist der Zusammenhang nicht klar gewesen. Ich warte draußen auf dich.«
    »Was ist denn los?«
    »Ich bin mal mit ihm aneinander geraten.«
    »Weswegen?«
    »Als ich beim First District war, musste ich ihn mal mit einer Taschenlampe niederschlagen. Genau genommen musste ich fünf, sechs Mal zuschlagen. Er wollte einfach nicht liegen bleiben. Der Typ hat sie nicht alle, Streak. Ich würde ihn abwimmeln.«
    Dann grinste Clete in sich hinein, wie immer, wenn er sich darüber im Klaren war, dass sein Rat nichts nutzte, verließ mein Büro und ging in die Herrentoilette auf der anderen Seite des Flurs.
    Joe Zeroski war im Irish Channel von New Orleans aufgewachsen und hatte mit sechzehn die Highschool geschmissen, um Stahlarbeiter beim Hochbau zu werden. Schon in jungen Jahren fuhr Joe so leicht aus der Haut, dass ihn seine Kollegen behandelten, als hantierten sie bei offenem Feuer mit Benzindämpfen. Als er zwanzig war, kam ein wegen seiner Brutalität und Grausamkeit berüchtigter texanischer Ölbaron mit seinem Bodyguard in Tony Bacinos Club im French Quarter und beschloss aus purem Mutwillen, irgendjemanden an der Bar zu Klumpen zu hauen. Der Ölbaron suchte sich einen in sich gekehrten, scheinbar harmlosen Arbeiterjungen aus, der über seinen Bierkrug gebeugt war. Der Junge war Joe Zeroski. Eine Viertelstunde später waren der Ölbaron und sein Bodyguard in einem Krankenwagen zum Charity Hospital unterwegs.
    Ein andermal traf es zwei Catcher aus Detroit, die von einer Baufirma eingestellt worden waren, um Streikbrecher durch die Postenketten der Gewerkschaft zu geleiten. Einer von ihnen wollte Joe aus dem Weg schieben. Ehe der Catcher wusste, wie ihm geschah, saß Joe rittlings auf seiner Brust und stopfte ihm eine Hand voll Schotter nach der anderen in den Mund, während die Streikenden ringsum johlten.
    Aber den großen Einstieg schaffte er mit einer Sache, auf die er offiziell keinerlei Ansprüche geltend machen konnte. Mit zweiundzwanzig verdiente er sich seine ersten Sporen bei der Familie Giacano, indem er einen Polizisten aus dem Weg räumte, der versucht hatte, Didoni Giacanos Sohn abzuknipsen. Sämtliche Mafiosi in New Orleans, aber auch alle Cops, die außer Dienst waren, spendierten ihm jedes Mal ein Bier und einen Kurzen, wenn sie ihn irgendwo sahen.
    Joe sah aus wie jemand, der sich gerade aus dem Grab gewühlt hat, als er in mein Büro kam. Schwerfällig blieb er mitten im Zimmer stehen, leicht gebeugt, mit weiß angelaufenen Nasenflügeln, und ballte ein ums andere Mal die Fäuste.
    »Die Sache mit Ihrer Tochter tut mir Leid. Ich hoffe, ich kann Ihnen helfen und den Kerl finden, der das getan hat«, sagte ich.
    Er hatte stahlgraue Haare, in der Mitte gescheitelt und zu beiden Seiten ausgeschoren; die grauen Augen funkelten kalt und durchdringend, als ob sie alles und jeden gleichermaßen misstrauisch musterten. Er trug ein Tweedsakko, eine graue Hose, Slipper, weiße Socken und ein rosa Hemd mit einem anthrazitfarbenen Tennisschläger über der Brusttasche. Als er näher zu meinem Schreibtisch kam, nahm ich den Geruch nach Hitze und muffigem Deodorant wahr, der in seiner Kleidung hing.
    »Ein junger Schwarzer ist grade auf Kaution rausgekommen. Er hat ein weißes Mädchen vergewaltigt und mit einer Flinte kaltgemacht. Warum ist der nicht hier drin?« Wie die

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