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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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solche Gerüchte verbreitet.«
    Er kam aus dem Schatten und trat ins Mondlicht. Sein Gesicht war weiß, von steilen Falten zerfurcht. Eine ölige Haarsträhne hing unter seinem Hut hervor und ringelte sich übers Ohr.
    »Dass Sie zu meinem Haus gekommen sind, war ein Fehler, Legion«, sagte ich.
    »Das denkst du«, erwiderte er, zog mir einen Totschläger über den Kopf und erwischte mich oben am Schädel.
    Ich ging neben dem Fahrweg zu Boden, blieb an der Böschung meines Grundstücks liegen. Ich roch das Laub, das Gras und die feuchte Erde an meinen Händen, als er auf mich zukam. Der Totschläger hing von seinen Fingern herab wie eine große, mit Leder überzogene Wollsocke.
    »Ich bin Polizist«, hörte ich mich sagen.
    »Spielt keine Rolle, was du bist. Wenn ich hier fertig bin, willst du niemand was davon erzählen«, erwiderte er.
    Er verpasste mir einen Rückhandschlag, der mich seitlich am Kopf traf, und als ich mich einrollen wollte, hieb er mir auf Arme und Rückgrat, Kniescheiben und Schienbeine ein, dann zerrte er mich am Hemd auf die Straße und drosch auf meinen Hintern und die Rückseite der Oberschenkel ein. Das Bleigewicht in der zusammengenähten Ledersocke war mit einer Feder an einem Holzgriff befestigt, und bei jedem Schlag hatte ich das Gefühl, als fahre mir der Schmerz bis ins Mark, wie beim Zahnarzt, wenn der Bohrer auf den Nerv trifft.
    Er hielt inne und richtete sich auf, aber ich konnte lediglich die Beine seiner Khakihose sehen, seinen Unterleib, die Schnalle des Westerngürtels an seinem flachen Bauch und den Totschläger, der reglos von seiner Hand hing.
    Ich setzte mich mit untergeschlagenen Beinen auf, hatte ein dumpfes Dröhnen in den Ohren, und mein Bauch und die Eingeweide fühlten sich an wie nasses Zeitungspapier, das entzweigerissen war. Ich hätte nicht einmal die Arme heben und den Hieb abwehren können, wenn er noch einmal auf mich eingeschlagen hätte.
    Er zog mich an der Hemdbrust hoch und ließ mich an der Böschung meines Grundstücks auf den Hintern fallen. Dann schob er den Totschläger in die Seitentasche seiner Hose und blickte auf mich herab.
    »Wie schmeckt dir das?«, fragte er.
    Schweigend wartete er auf eine Antwort.
    »Ich frag dich noch mal«, sagte er.
    »Leck mich«, flüsterte ich.
    Er schlang meine Haare um seine Faust, zerrte meinen Kopf zurück und küsste mich grob, stieß mir die Zunge in den Mund. Ich nahm seinen Speichel wahr, der gallig bitter, nach Tabak und fauligem Essen schmeckte, die Hitze, die sein Körper verströmte, den Geruch nach Straßenstaub und trockenem Schweiß, der in seinem Hemd hing.
    »Jetzt kannst du allen erzählen, was ich mit dir gemacht hab. Dass ich dich verprügelt hab wie ’nen Hund und dich genommen hab wie ein Weibsstück. Wie schmeckt dir das, mein Junge? Wie schmeckt dir das?«, sagte er.

10
    Rosa und im Dunst verschwommen, wie die Farben und Formen bei einem Morphiumtraum, ging die Sonne am Morgen auf, und durch das Fenster des Iberia General konnte ich die Palmen und die mit Moos behangenen Eichen entlang des Old Spanish Trail sehen und einen weißen Reiher, der mit ausgebreiteten Schwingen vom Bayou aufstieg.
    Der Sheriff saß vornübergebeugt auf einem Stuhl am Fußende meines Betts und starrte mit grimmiger Miene, so als gingen ihm lauter widersprüchliche Gedanken durch den Kopf, auf den Dampf, der aus seinem Kaffeebecher aufstieg.
    Clete stand schweigend an der Wand, rollte ein Streichholz vom einen Mundwinkel zum anderen und hatte die mächtigen Arme verschränkt. Durch die Tür sah ich Bootsie, die draußen auf dem Flur mit einem Arzt in einem grünen OP-Kittel redete.
    »Der Kerl taucht aus heiterem Himmel auf, prügelt Sie mit einem Totschläger windelweich und fährt weg, ohne die geringste Erklärung abzugeben?«, sagte der Sheriff.
    »So in etwa«, sägte ich.
    »Haben Sie die Autonummer erkannt?«, fragte er.
    »Die Lichter am Bootssteg waren abgeschaltet. Das Nummernschild war mit Lehm verschmiert.«
    Der Sheriff wollte sich an Clete wenden, zwang sich dann aber dazu, wieder mich anzuschauen, weil er ihn nicht zur Kenntnis nehmen, geschweige denn eingestehen wollte, dass er ein Recht hatte, sich in dem Zimmer aufzuhalten.
    »Daraus soll ich also schließen, dass einer unserer Kunden aus Angola eine alte Rechnung begleichen wollte? Wenn man mal davon absieht, dass der Cop, den er niedergeschlagen hat, dreißig Jahre Berufserfahrung hat, ihn aber trotzdem nicht erkennt. Können Sie das

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