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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aufzureißen, sich selber mal ausgenommen.
    Barbara und Zerelda kennen sich von früher, als sie gemeinsam auf der Tulane studiert haben. Barbara wollte mit LaSalle nichts zu tun haben, weil die Familie LaSalle ihren Großvater mal hat einfahren und seine Strafe absitzen lassen, statt selber dafür gradezustehen. Dann kommt LaSalle eines Abends aus einer Kneipe an der St. Charles Avenue, wo die Jurastudenten grade eine Party feiern, und sieht, wie eine Schlägerbande zwei Vietnamesenjungs aufmischen will. LaSalle geht dazwischen, obwohl die zu sechst sind, worauf sie von den Vietnamesen ablassen und stattdessen ihm die Hucke vollhauen.
    Barbara hat LaSalle mit nach Hause genommen, seine Wunden versorgt, ihm ein paar Löffel Suppe eingeflößt, und dann, dreimal darfst du raten, sind sie prompt in der Horizontalen gelandet.
    Rat mal, wie’s weiter geht. LaSalle schaut noch ein paar Mal vorbei, bumst mit ihr und lässt sie dann sausen, als ob es sie nie gegeben hätte.«
    »Und deswegen ist er hirnvernagelt?«, fragte ich.
    »Ein Typ, der eine Frau wie Barbara Shanahan sitzen lässt? Der hat entweder Scheiße im Hirn, oder er ist ein heimlicher Hinterlader.«
    »Du hast sie als Frau bezeichnet, nicht als Braut«, sagte ich.
    Clete zog die Augenbrauen hoch. »Yeah, kann schon sein«, sagte er.
    Das Telefon klingelte. Als ich wieder auflegte, war Clete weg. Ich fing ihn bei seinem Auto ab, das draußen bei der Bootsrampe stand.
    »Der Sheriff hat mir vorgestern mitgeteilt, dass jemand die Reifen an Legion Guidrys Pickup zerschlitzt hat«, sagte ich. »Du bist dort in der Gegend gesehen worden.«
    »Mir bricht gleich das Herz«, sagte er.
    »Halt dich da raus, Cletus.«
    »Die Show fängt doch grade erst an, Großer«, erwiderte er und fuhr davon.
    Am Montag darauf fuhr ich die East Main Street entlang, an den mit Stuck und Schnörkeln verzierten alten Herrenhäusern und den schattigen Rasenflächen vorbei, auf denen bunte Azaleensträucher blühten. Ich parkte bei den Shadows, wo gerade ein Touristenbus ausgekippt wurde, überquerte die Straße und betrat ein einstöckiges viktorianisches Haus, das von Perry LaSalle zu einer Anwaltskanzlei umgebaut worden war. Es war, als käme ich in eine Gedenkstätte für eine glorreiche Vergangenheit.
    Drei Sekretärinnen saßen im Vorzimmer an ihren Computern, während ringsum Telefone klingelten und ein Faxgerät eine dicht beschriebene Seite nach der anderen ausstieß. Aber weitaus eindrucksvoller als diese Zugeständnisse an die Moderne wirkte eine riesige, in einem Glaskasten aufgehängte Kriegsflagge der Konföderation, ein verblichenes, von Kartätschen und Miniékugeln zerfetztes Tuch, mit dem die Angehörigen des 8. Freiwilligenregiments von Louisiana in die Schlachten des Bürgerkriegs gezogen waren, an Stätten, deren Namen auf den braunen, in Handarbeit auf den Rand der Fahne genähten Flicken prangten – Manassas Junction und Fredericksburg, Antietam, Cross Keys und Malvern Hill, Chantilly und Gettysburg. Ölgemälde der LaSalles hingen über dem Kamin und zwischen den hohen Fenstern. Eine Brown-Bess-Muskete, mit der einer von ihnen an der Schlacht von New Orleans teilgenommen hatte und an deren Steinschloss ein gerahmtes Dankesschreiben von Andrew Jackson an Perrys Vorfahren lehnte, ruhte auf dem Kaminsims.
    Aber es waren weniger die historischen Erinnerungsstücke der LaSalles, die mir ins Auge fielen. Vielmehr sah ich durch das Fenster, wie ein hoch aufgeschossener Mann mit einem feuerroten Pickup auf der Auffahrt zurücksetzte. Er trug ein mit Blumen bedrucktes Hemd und einen Strohhut, dessen Krempe in die Stirn gezogen war, aber trotzdem konnte ich die steilen Falten in seinem Gesicht erkennen, die wie die Runzeln an einer Backpflaume wirkten.
    Die Sekretärin teilte mir mit, dass ich nach oben, zu Perrys Büro, gehen könnte.
    »Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus. Was ist passiert?«, sagte Perry, der hinter seinem Schreibtisch saß.
    »Ein schlechter Tag, was den Dienst angeht. Sie wissen ja, wie das ist. Wer war der Mann in dem Pickup, der grade von Ihrer Auffahrt zurückgesetzt ist?«
    Perry blickte aus dem Fenster auf den Verkehr draußen auf der Straße. »Ach, den meinen Sie?«, sagte er wie selbstverständlich. »Das ist Legion, der Mann, nach dem Sie sich schon mal erkundigt haben.«
    »Ist er Ihr Mandant?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Was macht er dann hier?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    Ich setzte mich hin, ohne dass er mich dazu

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