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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Wassertropfen, die an der Wand herabrannen. Seine nasse Haut schimmerte in den Dampfwolken wie Gold. Er biss sich kurz auf die Unterlippe. »Sie frang mich, ob ich die Weißen mag. Mein Großvater hat immer gesagt, bloß ein paar von den Weißen wären schlecht. Immer wieder hat er das gesagt, egal, wie schlecht er behandelt worden is. Die haben ihn an einen Baum gekettet und mit ’ner Lötlampe verbrannt. Und jetzt will ich den Dampf genießen«, sagte er.
    »Sie waren auf Poinciana Island und haben sich nach Tee Bobbys Schwester erkundigt. Warum interessieren Sie sich für ein autistisches Mädchen?«
    »Weil Tee Bobbys Großmutter und Rosebud niemand haben, der sich um sie kümmert. Wenn Ihnen das nicht in den Kopf geht, is das Ihre Sache, aber mir isses scheißegal, Mann.«
    Er blähte die Nasenflügel auf und warf mir einen funkelnden Blick zu, voll abgrundtiefem Hass auf mich, beziehungsweise die Staatsgewalt, die ich vertrat, vielleicht auch, weil er sich sein Leben lang mit den schlimmsten Vertretern der weißen Rasse hatte auseinander setzen müssen.
    »Dazu fällt Ihnen wohl nix mehr ein?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Sehr gut, Mann.« Er legte die Hand über sein Gemächt, schloss die Augen und rieb die Schultern an den heißen Kacheln. Ölig glänzte sein Gesicht in der Hitze.
    »Ihr Großvater ist Klansmännern und Menschenschindern zum Opfer gefallen. Sie aber nicht. Sie schieben das Leiden anderer vor, um Ihre Boshaftigkeit zu rechtfertigen. So was macht nur ein Feigling«, sagte ich.
    Er beugte sich vor, stützte die Unterarme auf die Schenkel und ballte ein ums andere Mal die Fäuste, als überlegte er, ob er nicht einen Schritt weitergehen sollte. Er stand auf und ließ das Handtuch von seinem Unterleib fallen. Schweißbäche rannen über seinen Körper. Er kratzte sich unter der Narbe und musterte mich von oben bis unten.
    »Ich hab Sie vorhin im Umkleideraum gesehn. Wie Sie ein paar Pillen aus ’nem Röhrchen geschluckt ham. Das warn keine Pfefferminzdrops oder Vitamine. Sie ham sich die Düse gegeben, Mann. Sie bezeichnen mich als Feigling? Sie ham andere Cops vorgeschoben, die mir das Gesicht verhunzt haben, mir die Füße unterm Leib weggetreten haben, als mir die Hände auf den Rücken gefesselt waren. Sie ham ein Problem, Mann, aber damit hab ich nix zu tun.«
    Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er mit schlappenden Badelatschen hinausging, an dem großen Fenster des Dampfbads vorbei.
    Ich duschte mich, zog meine Straßenkleidung an und stopfte meine Turnhose, das verschwitzte T-Shirt und die Socken in meinen Turnbeutel. Bootsies Diätpillen, die ich aus unserem Medizinschrank genommen hatte, lagen unten drin. Ich dachte an Jimmy Dean Styles, sein höhnisches Gesicht, die Worte, mit denen er mich bewusst hatte beleidigen wollen, und spürte, wie es in meinen Eingeweiden rumorte, wie mich die Wut packte, spitz und scharf, als stieße man mir ein Stück Stanzblech in die Brust. Ich warf zwei Pillen ein, schaufelte mir unter dem Hahn eine Hand voll Wasser in den Mund und schluckte sie. Ein gutes Gefühl durchströmte mich, wie die warme, weiche Glut eines alten Whiskeys, so als ob man einer ehemaligen Freundin wiederbegegnet, deren Zärtlichkeit ins Verderben führt.
    Draußen ging ein heftiger Wind, der die Palmen auf dem Mittelstreifen peitschte, und rundum zuckten Blitze am Himmel. Mülltonnen und Zeitungen tanzten durch die Straßen, und die Luft roch nach Staub und Regen. Jimmy Dean Styles klappte gerade das Verdeck eines roten Kabrioletts hoch. Eine kleine, stämmige Weiße mit gebleichten Haaren, die aussahen, als wären sie in der Mikrowelle unter Strom gesetzt worden, stand hinter ihm, sah zu, wie er das Dach schloss und hielt geduldig einen in eine Serviette eingewickelten Joghurtbecher in der Hand. Ich konnte sie zuerst nicht recht unterbringen, dann fiel mir ein, dass ich sie mit Linda Zeroski an der Ecke hatte stehen sehen, in der Linda in der Nacht, in der sie starb, aufgelesen worden war.
    Styles nahm ihr den Becher aus der Hand, drückte sie an sich und leckte einen großen Klumpen Joghurt ab, dann hielt er ihn der Frau hin, als fütterte er ein Haustier, während er den bloßen Oberarm um ihren Hals schlang.
    »Wie gefällt Ihnen das, Mann? Ich rede von meinem Auto. So ’ne Karre könnten Sie auch gebrauchen. Da kommt der Schwengel wieder in Schwung, wenn Sie wissen, was ich meine«, sagte Styles und lachte mich jetzt offen aus.

14
    Frankie Dogs war

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