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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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die Leute, die Johnny mit einem Kopfschuss erledigt, ihm die Beine abgesägt und mitsamt dem Rumpf in das Fass gesteckt hatten, nachdem sie versucht hatten, ihm mit einem Eispickel die Bauchdecke aufzustechen, hatten gepatzt, sodass Johnnys letzte Mahlzeit auf Erden vergären und Gase hatte bilden können, die seinen zerstückelten Leib nach oben treiben ließen, in den tropischen Sonnenaufgang.
    Frankie Dogs verzieh sich niemals, dass er an dem Tag, an dem Johnny gestorben war, verschlafen hatte.
    Er verließ Miami mit dem Sunset Limited, pleite und deprimiert, und stieß wieder zu Joe, der am Bahnsteig in New Orleans auf ihn wartete. Joe ließ ihn in sein Haus ziehen und besorgte ihm einen Job als Schuldeneintreiber für die Kredithaie der Familie Giacano. Frankie fand wieder halbwegs zu seinem Seelenheil, indem er sein Leben fortan Joe und dessen verlorener Tochter widmete, der bedauernswerten, rauschgiftsüchtigen Linda.
    Aber wieder ging alles den Bach runter. Wenn du Ausputzer bist, gibt’s nur eins – du musst auf Zack sein. Du musst dazu stehen und deine Gleichgültigkeit raushängen lassen, wie ein unrasierter Mann in einem maßgeschneiderten Anzug. Deine Feinde müssen dir an den Augen ansehen, dass auch sie fällig sind, selbst wenn sie dir das Licht ausblasen. Aber ein paar Jungs aus Houston versuchten Joe auf offener Straße bei der Sozialsiedlung St. Thomas umzulegen. Joe schoss durch die Heckscheibe seines Autos und traf ein Kind auf einem Fahrrad.
    Pech für alle Beteiligten. Aber das war auch alles – pures Pech. Das heißt nicht, dass du irgendwie abartig bist, sagte sich Frankie.
    Nach Frankies Ansicht lief bei diesem Ding in New Iberia so gut wie alles daneben. Frankies Motto lautete: Im Zweifelsfalle machst du jeden alle. Und zum Auftakt, hatte er Joe gesagt, sollten sie diesen Schwarzen umlegen, diesen Tee Bobby Soundso. Schmeiß einen Zuhälter vom Dach und lass seine Freunde zuschauen. Und mach Zerelda klar, dass sie nicht bei jeder erstbesten Gelegenheit den Schlüpfer runterlassen soll, weil dadurch alles bloß noch komplizierter wird. Erst bumst sie mit diesem Tier, diesem Purcel, dann treibt sie sich mit einem Hausierer rum, der sein eigenes Essen ins Restaurant mitbringt. Es war zum Kotzen.
    Frankie spielte in einer etwas abseits gelegenen Bar in Lafayette Pool. Einer Bar, in der es kaltes Bier gab, gute Austern-Poorboys, einen ebenen, mit grünem Filz bespannten Tisch, dessen Löcher mit Leder gefüttert waren, und erstklassige Gegner. Es war wie einst in den Saloons an der Magazine Street, wo er und Joe als Jungs Pool gespielt hatten.
    Blitze flackerten auf den Bananenstauden draußen vor dem Fenster, und er hörte ein paar Regentropfen, die wie Vogeldunst auf das Blechdach schlugen. Ein Mann mit silbergrauen Haaren kam herein und setzte sich vorn an die Bar. Er hatte eine Adlernase und eine breite Stirn, auf der sich das Licht spiegelte. Frankie musste zweimal hinschauen, um sich davon zu überzeugen, dass es sich nicht um Johnny handelte, der dem Grab entstiegen war. Frankie stieß die aufgebauten Kugeln mit dem Spielball an und versenkte eine der nach der anderen. Als er wieder zur Bar schaute, war der Mann mit den silbergrauen Haaren weg.
    Die einzige andere Person, die sich außer dem Barkeeper in der Kneipe aufhielt, war ein Typ, der in einem schummrigen Nebenraum Flipper spielte, ein Typ, der die Hosenbeine in rotgrüne, von Hand gefertigte Cowboystiefel gesteckt hatte, die fast bis zum Knie reichten, und dessen Gesicht von einem hohen Cowboyhut verdeckt wurde.
    Frankie hatte nicht gehört, dass die Tür ging, hatte weder einen Windstoß noch den mit Regen durchsetzten Luftzug gespürt. Wohin war der Mann mit den silbergrauen Haaren gegangen?
    »Bring mir noch ein Bier«, rief Frankie dem Barkeeper zu.
    »Sie haben noch Bier.«
    »Das ist abgestanden. Und bring mir auch ’nen Austern-Poorboy«, sagte Frankie.
    Zehn Minuten später warf Frankie einen Blick aus dem Seitenfenster. Der Mann mit den silbergrauen Haaren stand neben einem schwarzen Cadillac. Der Wind zerrte an seinem Regenmantel, und am Himmel zuckten Blitze, deren flackerndes Licht sich auf dem Parkplatz spiegelte. Der Mann neben dem Cadillac schien ihn anzulächeln.
    Wahrscheinlich hast du dir irgendwas eingefangen, sagte sich Frankie. Sein Magen grummelte; die Eingeweide brannten wie Feuer. Er ging auf die Toilette, betrat das hölzerne Kabuff und hakte die Tür hinter sich zu. Als er die Hose herunterließ und

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