Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
ein verschlossener Mann, der kaum Kontakt mit anderen Menschen hatte. Er und seine Frau hatten keine Kinder kriegen können, und seit sie vor vielen Jahren an Darmkrebs gestorben war, war der Mob seine Familie geworden. Frank war ein Mafioso und gestandener Soldat von echtem Schrot und Korn. Er war zweimal eingefahren, hatte drei Jahre in Raiford abgerissen und volle fünf in Angola. In Raiford war er im Flat Top verwahrt worden, dem Hochsicherheitstrakt, und die anderen Häftlinge hatten ihn mit »Mister« angeredet. In Angola galt er als schwerer Junge und verbüßte den Großteil seiner Strafe in Einzelhaft, wo er dreiundzwanzig Stunden am Tag unter Verschluss gehalten wurde. Seine Zellennachbarn waren Messerstecher, Spitzel, schwule Schläger, die auf dem Hof andere Jungs geschändet hatten, und Durchgeknallte, die die Wärter durch die Gitter mit Kot bewarfen.
    Miese Wachteln konnten ihn fertig machen, ihm seine Privilegien nehmen, ihn ungewaschen und stinkend in der Zelle sitzen lassen. Aber Frankie Dogs verpfiff niemanden, nahm sich nie einen Pupen, stellte sich allen Herausforderern, sei es in der Dusche oder sonstwo, und ließ sich von seinen Gegnern eher Salz in die Wunden reiben, als dass er sich beschwerte oder die Wärter um Hilfe bat.
    Frankie war mit Joe Zeroski im Irish Channel aufgewachsen und in der gleichen Woche wie Joe offiziell vom Mob aufgenommen worden. Aber im Gegensatz zu Joe, der nie zockte, ging Frankie für sein Leben gern auf die Rennbahn, vor allem auf den Biscayne Dog Track in Miami. Dort lernte er Johnny kennen (dessen Nachnamen Frankie nie erwähnte), einen gut aussehenden Mann mit silbergrauen Haaren und dem Profil eines römischen Imperators, einen Mann mit guten Beziehungen in Hollywood, der stets maßgeschneiderte Anzüge zu fünfzehnhundert Dollar das Stück trug und mit seinem jungenhaften Grinsen so sympathisch wirkte, dass später niemand glauben wollte, er hätte bei der Ermordung des Präsidenten der Vereinigten Staaten seine Hand im Spiel gehabt.
    Johnny hätte um ein Haar Fidel Castro mit einer explodierenden Zigarre aus dem Verkehr gezogen. Frankie bediente Johnny in seinem Haus in Ft. Lauderdale, spielte Karten mit ihm und schwamm mit ihm in seinem Pool, hörte zu, wenn Johnny über Benny Siegel und Meyer redete, erzählte, wie Albert in einem Friseursalon gestorben war und wer den Mord an ihm in Auftrag gegeben hatte. Johnny hatte nicht nur die Schlüssel zu fantastischen Häusern in Phoenix und Beverly Hills, er hatte die Schlüssel zur Geschichte.
    Er mochte einst ein Spaghetti aus den Slums von New York gewesen sein, aber er hatte etwas aus sich gemacht, war ein Mann, der Würde und Charme besaß, in einer Welt lebte, in der man unter Palmen auf dem Zierrasen vor den mit roten Ziegeln gedeckten Villen Champagnerpartys feierte. Der tropische Sonnenaufgang kam Johnny jeden Morgen wie eine Absolution vor, nicht von der Sünde, sondern von der Armut.
    »Worüber brütest du, mein Junge?«, fragte ihn Johnny eines Abends, als sie auf dem Patio Karten spielten und Steaks grillten.
    »Diese Politiker sind nicht gut für uns«, erwiderte Frankie.
    »Die drehen ihr Ding, genau wie die Gewerkschaften oder die Bauunternehmer, so wie wir unsere Geschäfte durchziehen.«
    »Diese Typen kennen weder Treue noch Ehrgefühl, Johnny. Die lassen uns ihre Botschaften durch kubanisches Straßengesindel zukommen, weil sie nicht mit uns gesehen werden wollen. Die benutzen dich und lassen dich dann fallen.«
    Johnny fasste Frankie um den Nacken und warf ihm einen väterlichen, fast gerührten Blick zu.
    »Du machst dir zu viel Gedanken, mein Junge. Aber deswegen mag ich dich. Du lässt niemals jemand hängen«, sagte er.
    Am nächsten Tag verschlief Frankie, der im Haus am Pool wohnte. Als er in die Villa kam, fragte er den Koch aus Puerto Rico, wo Johnny sei.
    »Is nicht da«, erwiderte der Koch.
    »Das weiß ich. Deswegen frag ich dich. Warum lernst du nicht endlich Englisch?«, sagte Frankie.
    Der Koch sagte, Johnny wäre zum Einkaufszentrum gelaufen, um sich eine Schachtel Zigaretten zu besorgen.
    »Das soll er doch nicht machen. Warum hat mich keiner geweckt? Zu welchem Einkaufszentrum? Hey, ich rede mit dir«, sagte Frankie.
    »Ich nix wissen«, erwiderte der Koch.
    Eine Woche später trieb ein verschlossenes Ölfass auf dem Wasser der Biscayne Bay. Das Fass war mit Ketten umschlungen, an denen Gewichte hingen, und hätte für immer im Schlick am Grunde der Bucht bleiben sollen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher