Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
zwei Seiten«, sagte sie.
Helen stieg zuerst aus, als wir vor Hattie Fontenots alter Bar parkten, und schob ihren Schlagstock in den Ring an ihrem Waffengurt. Wir gingen hinein und sahen Legion an einem der hinteren Tische sitzen, wo er Patience spielte und nur auf seine Karten achtete. Sämtliche Barhocker waren leer. Unsere Schritte hallten laut auf den hölzernen Dielen wider, die vom vielen Schrubben grau und verblichen waren. Das Barmädchen saß mit hängenden Schultern auf einem Hocker und versteckte sich hinter der Zigarette, die sie rauchte, sodass ihr geschminkter Mund inmitten der Qualmkringel und der blond gefärbten Haare rot wie eine Rose leuchtete.
»Wo ist der Mann, den Legion angegriffen hat?«, fragte ich.
Sie zog an ihrer Zigarette, streifte die Asche in den Kronkorken einer Bierflasche ab und betrachtete mit flatternden Augenlidern eine Schmeißfliege, die an der Wand emporkroch. Helen und ich gingen auf Legions Tisch zu, teilten uns auf, als wir uns ihm näherten, und Helen zog ihren Schlagstock aus dem Ring.
»Stehen Sie auf«, sagte sie.
»Hat euch ein schwarzer Junge gerufen?«, sagte er, als er aufstand und die Hutkrempe hochschob, sodass die langen, steilen Falten in seinem Gesicht zum Vorschein kamen.
»Haben Sie da eine Waffe im Gürtel?«, sagte Helen.
»Daran is nix auszusetzen. Ich hab von Staats wegen eine Erlaubnis dazu«, sagte Legion. Seine Hand wanderte zu dem geriffelten Griff einer verchromten 25er.
Ihr Schlagstock zischte durch die Luft und knallte auf sein Handgelenk. Es war ein schmerzhafter Schlag, der normalerweise zu einer schweren Schwellung und Blutergüssen führt. Aber Legion verzog nur kurz das Gesicht und zuckte mit der Kinnlade, zeigte aber ansonsten keine Reaktion.
»Jetzt hast du mich am Wickel, Weibsstück. Aber wart’s ab, bis wir uns wieder begegnen«, sägte er.
Sie stieß ihn an die Wand und trat seine Beine auseinander, zog die 25er Automatik aus seinem Gürtel und warf sie mir zu. Er wollte sich umdrehen, worauf sie ihm mit dem Schlagstock in die Kniekehlen drosch – ein Hieb, der ihn eigentlich hätte zu Boden zwingen müssen. Stattdessen wandte er den Kopf um, sodass sie seine Augen sehen und den boshaften Blick erkennen konnte, während ihr sein Atem ins Gesicht schlug. Aber Helen ging jetzt ganz in ihrer Aufgabe auf. Sie legte ihm Handschellen an und drückte sie so fest zu, dass sie ins Fleisch schnitten.
»Sie sind wegen Bedrohung eines Polizisten festgenommen«, sagte sie.
»Is mir scheißegal«, sagte er. Er fuhr zu mir herum. »Heb meinen Hut auf.«
»Sie wollen Ihren Hut? Hier«, sagte Helen, trat auf die Krone und stülpte ihn dann über seine Ohren. »Ich habe gehört, dass Sie anderen Männern gern die Zunge in den Mund stecken. Wir haben grade zwei schwarze Tunten eingebuchtet. Mal sehen, was sich da machen lässt.«
Nachdem wir Legion hinten in den Streifenwagen verfrachtet und die Tür geschlossen hatten, fasste ich Helen am Arm.
»Handle dir wegen diesem Strolch keinen dienstlichen Verweis ein«, sagte ich.
Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und rieb sich die Hände an ihrer Jeans ab. »Ich komme mir vor, als hätte ich irgendwas Widerliches angefasst«, sagte sie.
Helen steckte Legion in eine Zelle, in der zwei stark parfümierte Transvestiten saßen, die Stöckelschuhe und Paillettenblusen, mit Spitzen besetzte Shorts, rostrote Perücken und falsche Wimpern trugen, dick geschminkt waren und Dracula-Nagellack aufgetragen hatten. Die beiden lehnten mit keckem Hüftschwung an den Gitterstäben und zogen einen Schmollmund, der teils kokett, teils eingeschnappt wirkte.
Ich wartete an der Zellentür, bis Helen weg war.
»Kommen Sie da drin klar, Legion?«, fragte ich.
»Selbstverständlich. Wir kümmern uns schon um das kleine Schnuckelchen«, sagte einer der Transvestiten. Er spitzte den Mund, kniff Legion in die Wange und zupfte behutsam mit Daumen und Zeigefinger an der Hautfalte.
Bei Sonnenaufgang ging der Beschließer vom Nachtdienst zu Legions Zelle, um ihm mitzuteilen, dass sein Anwalt, Perry LaSalle, soeben Kaution für ihn gestellt hatte. Die Transvestiten saßen eng aneinander gedrückt und Händchen haltend auf einer Bank in der hinteren Ecke und blickten zu Boden.
»Was ist denn mit denen los?«, sagte der Beschließer.
»Woher soll ich das wissen? Wo sind meine Sachen«, sagte Legion.
Später rief mich der Beschließer im Köderladen an.
»Sherenda, die Fummeltrine, will dich sprechen«, sagte er.
»Es
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