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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mit unsteten Schritten über die Schalen, bis er seinen Hut fand, und klopfte ihn an seinem Bein ab.
    »Trotzdem habt ihr kein Recht, den alten Leuten euern Müll in den Garten zu schmeißen«, sagte er.
    Die Menge drängte vor, aber Jimmy Dean Styles trat zwischen Marvin und seine Widersacher, bückte sich, hob den Zugriemen seines Koffers auf und drückte ihn Marvin in die Hand.
    »Lass dich hier nicht mehr blicken«, sagte er.
    Marvin schaute Styles in die Augen, als suchte er eine Antwort auf die uralte Frage nach dem Wesen des Bösen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Marvin.
    »Der Mann, der einen Nigger erkennt, wenn er ihn vor sich hat. Mach jetzt lieber die Fliege, Bruder«, erwiderte Styles.
    Helen und ich waren auf der Rückfahrt von einer Konferenz mit den Kollegen der umliegenden Polizeidienststellen in Jeanerette, als wir an dem Getümmel vor dem Boom Boom Room vorbeikamen. Wir hielten am Straßenrand an und sagten Marvin, er sollte hinten in den Streifenwagen einsteigen, hinter dem Maschendrahtgitter.
    Er warf seinen Koffer auf die Sitzbank, zog sich die Hutkrempe in die Stirn, als wir davonrasten, und schaute durch das Rückfenster wie ein Pony-Express-Reiter, der von seinen Freunden gerade vor feindlichen Indianern gerettet worden ist.
    »Sind Sie verrückt, Marvin?«, sagte Helen und warf einen Blick in den Rückspiegel.
    »Wie heißt der Typ, der dahinten das Sagen hat?«, fragte Marvin.
    »Jimmy Dean Styles. Warum fragen Sie?«, sagte ich.
    »Mir tun die Leute bloß Leid, das is alles.« Er sprühte sich mit einem Zerstäuber den Mund aus.
    Sein Gesicht war mit Sonnenstrahlen gesprenkelt, die durch das Laub der Eichen fielen, als Helen und ich ihn bei den Shadows in der Innenstadt absetzten.
    »Er scheint was für Farbige übrig zu haben«, sagte ich.
    »Das sollte er auch«, sagte Helen.
    »Wie bitte?«
    »Seine Mutter hat niemand von der Bettkante gestoßen. Ich habe gehört, dass Marvins Vater ein Schwarzer gewesen ist«, sagte sie.
    Am gleichen Nachmittag fuhr Clete Purcel auf das Motelgelände, wo er früher gewohnt hatte, und klopfte an die Tür von Joe Zeroskis Cottage.
    »Was willst du, Purcel?«, sagte einer von Joes Männern. Er war glatzköpfig und trug eine Stoffhose und ein Trägerunterhemd. Aus seinem Mund hing ein abgebissenes Stück von dem Sandwich, das er gerade aß. Im Hintergrund plärrte ein Fernseher.
    »Wo ist Joe?«, fragte Clete.
    »Der is nicht da.«
    Clete schaute zwischen den Eichen hindurch auf den Bayou, auf einen vorbeifahrenden Schlepper, die gleißende Sonne, die sich auf dem Wasser brach.
    »Willst du nicht das Hundefutter aus dem Mund nehmen und meine Frage beantworten, statt mir etwas zu erzählen, was ich selber weiß?«, sagte er.
    Danach fuhr Clete vom Motelgelände und über die Hängebrücke zu einer katholischen Kirche auf der anderen Seite des Bayous. Er ging hinein und sah Joe Zeroski auf einer Bank bei einem Ständer mit brennenden Kerzen in der sonst menschenleeren Kirche sitzen. Clete ging wieder hinaus und wartete. Fünf Minuten später kam Joe in den Sonnenschein heraus und setzte seinen Hut auf, als er aus dem Portal trat. Er starrte Clete an.
    »Steigst du mir etwa nach?«, fragte Joe.
    »Ich habe nicht gewusst, dass du in die Kirche gehst.«
    »Ich habe eine Kerze für meine Tochter angezündet. Was willst du hier, Purcel?«
    Joe trug einen grauen Anzug und einen grau-roten Schlips, den ihm der Wind über die Schulter blies.
    »Die Sheriff-Dienststelle ist hinter einem gewissen Legion Guidry wegen dem Mord an Linda her. Ich dachte, du solltest das wissen«, sagte Clete.
    »Was denn, bist du mir etwa einen Gefallen schuldig?«
    »Du bist immer aufrichtig zu mir gewesen. Genau wie Frankie Dogs. Wer weiß, vielleicht war Frankie Dogs an dem Typ dran. Vielleicht ist Frankie deswegen umgelegt worden.«
    Joe musterte die Bäume am Ufer des Bayous und massierte sich den verspannten Nacken, als ginge ihm ein Gedanke durch den Kopf, mit dem er nicht ganz klarkam.
    »Ich musste sie einäschern lassen. Nicht mal für die Beerdigung konnte man ihr Gesicht zurechtflicken«, sagte er.
    »Guidry ist seit langem bekannt dafür, dass er Frauen Gewalt antut. Du hast es selber gesagt, Joe. Wie viele Typen, die zu so was fähig sind, laufen in einer Kleinstadt rum?«
    »Sag den Namen noch mal.«
    An diesem Abend saß Clete an dem Redwood-Tisch unter dem Mimosenbaum im Garten hinter meinem Haus und berichtete mir von seinem Gespräch mit Joe Zeroski. Als er fertig war, nahm

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