Die Schuld einer Mutter
Probleme. Wahrscheinlich wird die Wohnung verkauft.«
»Okay«, sage ich und schiebe ihr Stift und Papier hinüber. »Schreiben Sie die Adresse auf.«
Sie greift den Stift mit der ganzen Faust, so wie James, mein mittleres Kind, es früher gemacht hat. Sie schreibt Groß- und Kleinbuchstaben wild durcheinander.
»Ist da jemand, der mich ins Haus lässt? Wenn ich die Katzen abhole?«
Sie zieht einen schweren Schlüsselbund heraus, den sie an ihrer Gürtelschlaufe befestigt hat, und löst einige Schlüssel davon.
»Was soll danach mit den Schlüsseln passieren?«, frage ich.
»Die können Sie wegschmeißen«, sagt sie und überreicht mir die Wäscheleine mit dem Hund. »Er heißt Tyson«, sagt sie, und ich nicke. So wie alle Staffies. Ich werde seinen Namen ändern müssen, andernfalls werden wir nie ein neues Zuhause für ihn finden.
Und dann ist sie verschwunden. Sie macht sich nicht die Mühe, die Formulare auszufüllen, und ich kann sie nicht dazu zwingen. Ich nehme den ganzen Papierkram nicht allzu ernst. Ich sehe mir den Hund an. »Ich glaube, wir nennen dich Banjo«, sage ich zu ihm, und er scheint einverstanden.
Ich habe eine Liste von etwa zwölf netten, harmlos klingenden Namen für Staffies. Wir taufen all die Tysons, Killers und Tarantinos in Teddys, Alfies und Percys um. Der Name eines Hundes ist allein für den Halter von Bedeutung. Ein Hund hört auf alles und kümmert sich nicht darum, wie man ihn nennt.
Ich knie neben Banjo nieder. Ich ahne schon, dass er nicht kastriert ist, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Natürlich ist er nicht kastriert. Unter seinem Bauch hängt ein Hodensack von der Größe eines Granatapfels, und ich seufze auf. Ich würde mir wünschen, nur hin und wieder einmal positiv überrascht zu werden. Ich streichle seinen Kopf und sage: »Komm, ich zeige dir dein neues Zuhause.«
Drüben in den Zwingern sind die Mädchen dabei, die Wände abzuspritzen und die Böden zu schrubben. Um halb zehn öffnen wir für die Besucher, und bis dahin muss alles blitzen und blinken. Der Hundekot stößt die Leute ab, das verstehen Sie sicher.
Lorna, eine meiner Tierpflegerinnen, lässt den Schlauch sinken, als sie mich und Banjo hereinkommen sieht. »Nummer sieben ist frei«, ruft sie mir über das Gebell hinweg zu. Sie zeigt auf Banjo: »Wie ist er so?«
»Keine Vorgeschichte, er macht einen ganz netten und gutmütigen Eindruck. Als wir an den Zwingern vorbeigegangen sind, hat er sich ruhig verhalten. Ich glaube, er ist in Ordnung.«
»Gibt es Neuigkeiten?«
»Du meinst, wegen Lucinda?«, frage ich, und sie nickt.
»Nichts. Bist du gestern gut allein zurechtgekommen? Gab es irgendwelche Probleme?«
»Nein, eigentlich war es ganz ruhig. Clive war da, und ich habe ihm die Liste von deinem Schreibtisch gegeben. Er hat Holz eingekauft für die Zaunpfähle, die wir ersetzen müssen …«
»Hast du ihn aus der Portokasse bezahlt?«
Lorna lächelt, und ihre Augen blitzen. »Zum Glück hatte er Kleingeld dabei …«
Clive Peasgood ist ein älterer Mann, den wir im Tierheim unseren guten Geist nennen. Er ist pensionierter Lehrer, der fast alles reparieren, flicken und bauen kann. Er wolle nur etwas zurückgeben, sagt er, und ich beute ihn täglich aus.
Gelegentlich hilft er beim Hundeausführen und bei der Zwingerreinigung mit, wenn Personalmangel herrscht, aber hauptsächlich kümmert er sich darum, unsere Räumlichkeiten wasserdicht und ausbruchssicher zu halten. Wann immer ich ihm Geld für Materialien geben will, hat er »Kleingeld dabei«.
Seine wunderbare Frau sammelt Spenden für uns, durch Basarverkäufe und alles mögliche andere, und wann immer ich sie sehe, entschuldige ich mich dafür, die Zeit ihres Mannes zu stehlen, wo die beiden doch eigentlich ihre Rente gemeinsam genießen sollten. Sie antwortet immer mit demselben Satz: »Wenn Sie Clive seine Aufgaben wegnehmen, nehmen Sie ihm sein Leben.« Vermutlich hat sie recht, was aber nichts daran ändert, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, ihn so auszunutzen. Letztes Jahr hat er das Katzenhaus neu gedeckt und wollte keinen Penny dafür annehmen.
»Ich brauche dich später für eine Abholung«, sage ich zu Lorna. »Katzen – wie viele freie Plätze haben wir?«
Sie verzieht das Gesicht. »Eigentlich keinen. Erst gestern wurden welche abgegeben, weißt du noch?«
»Ach ja, ich vergaß. Mist. Ich werde Bill in West Cumbria anrufen, vielleicht kann er welche nehmen.«
»Wie viele sind es denn?«
»Die Frau wusste es
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