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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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herumgeschubst zu werden … die älteren Hunde sind in ruhigen Haushalten besser aufgehoben.«
    Ich bin mir ganz sicher, dass Bluey gut mit Kindern auskommen würde. Und selbst wenn nicht, würde ich ihn jederzeit in einen turbulenten Haushalt abgeben, nur um ihm ein Leben im Zwinger zu ersparen. Eigentlich frage ich den Mann nur, weil ich neugierig bin.
    »Ja«, antwortet er. »Ich bin ganz allein. Ich arbeite viel, aber ich habe die Möglichkeit, mehrmals täglich zu Hause vorbeizuschauen … meine Kanzlei liegt ganz in der Nähe meines Hauses, das sollte also kein Problem sein.«
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Notar. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht mit meiner Sekretärin gesprochen, aber sie ist sehr tierlieb, und ich hoffe, dass ich Bluey einige Male pro Woche ins Büro mitbringen darf, damit sie sich um ihn kümmert. Was meinen Sie?«
    »Bluey wäre der perfekte Bürohund. Ich bin sicher, er wird den Platz unter Ihrem Schreibtisch lieben.«
    »Wie macht er sich an der Leine? Zieht und zerrt er?«
    »Kein bisschen.«
    »Dürfte ich kurz mit ihm spazieren gehen? Ich weiß, es ist kalt draußen, aber ich würde ihn gerne mitnehmen.«
    »Kein Problem. Offen gesagt ermutigen wir die Leute dazu, mit dem Hund probeweise spazieren zu gehen, bevor sie ihn adoptieren. Es ist wichtig, das passende Tier zu finden. Immerhin haben Sie vor, viel Zeit mit ihm zu verbringen. Ich hole Ihnen eine Leine. Und vielleicht finde ich auch irgendwo noch ein Mäntelchen für Bluey.«
    »Ausgezeichnet«, sagt er.
    »Über eine Sache haben wir noch gar nicht gesprochen … Es ist mir, ehrlich gesagt, ein bisschen unangenehm, das vorzubringen … aber als gemeinnützige Organisation dürfen wir kein Geld für die Hunde nehmen. Wir bitten jedoch um Spenden. Was immer Sie erübrigen können, würde uns sehr weiterhelfen …«
    Normalerweise fangen die Leute an dieser Stelle an, nach ihrer Brieftasche zu angeln und mir zu sagen, sie würden mit Freuden und so weiter, aber dieser Mann bleibt stocksteif und mit ungerührter Miene vor mir stehen. Mir wird unwohl, aber ich fahre mit meiner auswendig gelernten Ansprache fort: »Unsere Tierarztkosten belaufen sich auf bis zu fünfundzwanzigtausend Pfund pro Jahr«, sage ich, »für diesen Zweck verwenden wir die Spenden, und natürlich ist Bluey, wenn Sie ihn bekommen, vollständig geimpft und kastriert, damit …«
    Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch und lächle ihn unbeholfen an. Er reagiert immer noch nicht.
    »Die Leine?«, sagt er unvermittelt, als wäre die letzte Minute nicht passiert.
    »Oh ja«, stammle ich. »Ich hole sie.«
    Woher weiß man, dass etwas nicht stimmt? Woran merkt man, dass ein winziges Detail nicht stimmt, und warum entscheidet man sich, das Gefühl zu ignorieren und einfach weiterzumachen? Ist es reine Dummheit? Oder Ignoranz?
    Wahrscheinlich beides.
    Ich weiß nicht, was es ist, aber als Charles Bluey auch fünfundvierzig Minuten später noch nicht wieder zurückgebracht hat, werde ich nervös. Draußen hat es minus sechs Grad. Der Boden ist hart gefroren und die Luft schneidend kalt. Wie weit will er mit Bluey auf diesem »kurzen Spaziergang« eigentlich gehen?
    Ich gehe vor die Tür in der Hoffnung, sie zurückkommen zu sehen, und da erst bemerke ich, dass nur drei Autos auf dem Parkplatz stehen. Meins, das von Lorna und das von Shelley. Shelley ist die zweite Tierpflegerin; sie fährt einen klapprigen Ford Fiesta.
    Charles Lafferty ist verschwunden. Keine Spur von ihm ist mehr zu sehen.
    Und seltsamerweise hat er Bluey mitgenommen.

22
    E s ist fast fünf Uhr nachmittags, und Joanne hat die letzten Stunden damit verbracht, sich ein umfassendes Bild von Guy Riverty zu machen. Sie hat vor, noch einmal nach Troutbeck zu fahren und ihn zu befragen, sobald McAleese ihr die Erlaubnis erteilt. McAleese möchte sich zunächst einmal darüber informieren, welche Immobilien Guy rund um Troutbeck besitzt. Falls die Suche ergebnislos bleibt, werden sie den Radius erweitern.
    Ron Quigley muss sich mit ViSOR herumplagen, der Datenbank für Gewaltverbrecher und Sexualstraftäter, und er ist darüber alles andere als glücklich. Er schimpft leise vor sich hin, schüttelt den Kopf und murmelt gelegentlich so etwas wie »diese kranken Arschlöcher«. Was Joanne für vollkommen nachvollziehbar hält.
    Sexualstraftäter müssen sich jährlich bei den Behörden melden. Sie müssen der Polizei mitteilen, ob sich ihre persönlichen Lebensumstände geändert haben –

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