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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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warum Guy Riverty nicht im Krankenhaus bei seiner Frau ist. Zweitens, warum ist Lisa Kallisto um diese Zeit hier und schrubbt einen Topf, als hinge ihr Leben davon ab?
    Guy Riverty sitzt am Küchentisch und hat das Gesicht in den Händen vergraben. Er sieht aus, als trage er die Kleider von gestern und hätte seit einer Woche nicht geschlafen. Er reibt sich übers Gesicht, atmet tief durch und beantwortet Joannes Frage: »Sie glaubt, dass unsere Tochter nicht mehr lebt. Sie ist nicht gerade bester Stimmung. Wie würden Sie sich an ihrer Stelle fühlen?«
    Lisa kommt vom Spülbecken herüber und trocknet sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. Dann beginnt sie, das Tuch nervös zu wringen. Joanne sieht sie an. »Sie haben sie gefunden?«
    Lisa nickt. Sie fühlt sich unwohl. Als sei es ihr peinlich, hier zu sein. Sie kneift die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
    »Können wir das Gespräch bitte weiterführen, wenn ich Fergus untergebracht habe? Er weiß von nichts. Er weiß nicht, was seine Mutter getan hat«, sagt Guy.
    Joanne fragt: »Gibt es jemanden, der ihn zur Schule bringen kann …«
    »Ich mache das«, sagt Lisa schnell.
    »Niemand sonst?« Joanne würde Lisa lieber hierbehalten. Die Frau ist immer noch vollkommen aufgelöst, außerdem glaubt Joanne nicht so recht an die Geschichte von der Überdosis. Sie zieht ihren Notizblock heraus.
    Guy wirft Lisa einen Blick zu. »Hast du Kates Schwester schon angerufen?«
    Lisa schüttelt den Kopf. »Ich habe die Nummer nicht.«
    »Die Nummer ist drei-fünf-sechs-vier-acht. Würdest du Alexa bitte anrufen und sie bitten, sofort herzukommen?«
    Anstatt zu antworten, marschiert Lisa aus der Küche.
    »Also, Mr Riverty«, fängt Joanne an.
    »Nennen Sie mich Guy.«
    »Wie Sie möchten. Guy.« Sie überlegt kurz. »Sie waren über Nacht außer Haus, oder?«
    Er schweigt.
    »Wo waren Sie gestern Abend?«
    »Hier.«
    »Was ist mit halb vier Uhr gestern Nachmittag? Wo waren Sie da?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon erklärt«, sagt er gereizt, aber Joanne verzieht keine Miene, so als wüsste sie nichts davon. »Wenn Sie wissen möchten, wo ich war, als dieses Mädchen verschwand: Ich war hier. Bei meiner Frau. Sie hat es der Polizei schon gesagt. Sie hat ausgesagt, dass ich hier bei ihr war.«
    »Hat Sie sonst noch jemand gesehen?«
    »Ja … nein … vielleicht. Hier gehen ständig Leute ein und aus. Falls es Ihnen entgangen sein sollte, unsere Tochter wird vermisst.«
    »Tun Sie mir bitte den Gefallen und denken Sie einmal nach. Vielleicht fällt Ihnen noch jemand ein – irgendjemand außer Ihrer Frau, meine ich –, der Sie hier gesehen hat.«
    Joanne schreibt das heutige Datum in ihren Notizblock.
    »Wird mir irgendwas vorgeworfen?«
    Sie sieht ihn lächelnd an. »Noch nicht«, sagt sie.
    »Warum stellen Sie mir dann dieselben Fragen wie gestern?«
    »Weil die Zeugin, die Ihnen ein Alibi verschafft hat, versucht hat, sich umzubringen, Mr Riverty.« Sie legt den Kopf schief. »Vielleicht möchte sie ihre Aussage ändern, sobald sie aufwacht?«
    »Ich war hier«, sagt er bestimmt.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich einmal umsehe?«
    »Bitte sehr – aber regen Sie bitte Fergus nicht auf. Er ist in seinem Zimmer, und er weiß, wie ich schon sagte, nichts von seiner Mutter. Er glaubt, sie ist krank.« Er reibt sich wieder mit der Hand übers Gesicht und murmelt kaum hörbar: »Scheiße.«
    »Ich mache das ganz unauffällig«, flüstert Joanne.
    Sie tritt in den Flur, wo Lisa Kallisto vor dem Telefontisch steht, als hätte sie ein Gespenst gesehen.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Joanne.
    »Ich bin immer noch ein bisschen nervös«, antwortet sie. »Das war nicht leicht, sie anzurufen … Kates Schwester.«
    Joanne nickt mitfühlend. »Sicher nicht. Sie ist auf dem Weg hierher, oder?«
    »Ja. Mein Gott, die arme Familie. Sicher fragt sie sich jetzt, was als Nächstes kommt.«
    »Wie kommt es, dass Sie sie gefunden haben? Ich habe übrigens Ihre Nachricht abgehört, die wegen des Hundes …«
    »Wie bitte?«, fragt Lisa und sieht Joanne verständnislos an. Und dann reißt sie auf einmal die Augen auf. »Oh, ja, Bluey. Verdammt, den hatte ich ganz vergessen. Nur deswegen bin ich ja gekommen – ich wollte Kate von dem Kerl erzählen, der ihn mitgenommen hat. Wissen Sie, vielleicht kommt er ihr bekannt vor. Ich dachte … vielleicht … es könnte ja sein, dass …« Sie holt Luft. »Ich weiß auch nicht, was ich mir gedacht habe«, sagt sie. »Jedenfalls hatte ich

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