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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Kücheninsel, starrt geradeaus und wartet darauf, dass ich ihm etwas vorsetze.
    »Was isst du normalerweise zum Frühstück?«, frage ich freundlich. »Weetabix? Rice Krispies?«
    »Porridge.«
    Ich runzele die Stirn. »Jeden Morgen?«
    Er nickt ungerührt.
    »Na gut, dann also Porridge.«
    Ich öffne und schließe die Küchenschränke. Kates Küche hat ungefähr viermal so viel Lagerraum wie meine. Jeder Schrank ist perfekt aufgeräumt und auch von innen makellos sauber. Ich brauche eine Weile, um die Haferflocken zu finden (ich suche nach einer blauen Schachtel, Quaker Oats oder Scott’s, aber stattdessen entdecke ich eine braune Papiertüte, eine erlesene Biomarke, von der ich noch nie gehört habe), und dann muss ich mich zwischen einer verwirrenden Auswahl an Töpfen entscheiden.
    »Wie viel Zucker möchtest du?«, frage ich Fergus, während ich im Topf rühre. Das Zeug will partout nicht weich werden.
    »Mummy nimmt nur Honig und Blaubeeren.«
    Ich lächle Fergus an. Natürlich, wie sollte es anders sein.
    »Möchtest du sie aus dem Schrank holen und selbst unterrühren?«
    Er springt vom Barhocker herunter und sieht in dieser riesigen Küche auf einmal winzig klein aus. Ich sehe, wie er vor dem Kühlschrank steht und … kennen Sie diese Geschichten, in denen Kinder in Kühlschränken und Backöfen verschwinden und man denkt, das geht doch gar nicht? Jetzt kann ich es mir vorstellen. Er ist so ein kleines, dünnes Kerlchen, er könnte mühelos in den Kühlschrank hineinklettern und sich dort verstecken. Das braune Haar steht ihm vom Schlafen nach allen Seiten ab. Deutlich ist sein flacher Hinterkopf zu sehen, der ihm das Aussehen eines Elfen verleiht. Aus dieser Perspektive wirkt sein Kopf fast spitz.
    »Fergus«, frage ich vorsichtig, »ist dein Daddy irgendwo hingefahren?«
    Er zuckt die Achseln. »Keine Ahnung.«
    »War er gestern Abend hier, als du schlafen gegangen bist?«
    »M-hmm.«
    »Dann hast du ihn also gesehen?«
    »Ja.«
    Ich überlege und frage mich, ob ich noch weiter in ihn dringen soll, ob es in Ordnung ist, einen Siebenjährigen so auszuhorchen. »Fergus … haben sich Mummy und Daddy gestern Abend gestritten?«
    Er beißt sich auf die Unterlippe, holt die Blaubeeren aus dem Kühlschrank und wirft mir einen verunsicherten Blick zu.
    Ich lasse meine Stimme so sanft und mitfühlend wie möglich klingen und hake so beiläufig nach, als wäre mir das Thema eigentlich egal. »Haben sie sich angeschrien?«, frage ich.
    »Ein bisschen«, sagt er zögerlich.
    Ich verdrehe lächelnd die Augen und mache »tse«, wie um zu sagen: Diese verrückten Erwachsenen, was?
    Nach einer Weile versuche ich es erneut. »Tut mir leid, dass ich so neugierig bin, Fergus … Es wäre einfach gut, wenn wir deinen Vater jetzt anrufen könnten, aber ich weiß nicht genau, wo er ist. Hat er dir gesagt, wohin er wollte? Musste er gestern Abend irgendwohin?«
    Fergus schlägt die Kühlschranktür zu und sagt entschieden: »Nein.«
    Außer dem Honig und den Blaubeeren hat Fergus zusätzlich eine Schachtel Schokolinsen von Cadbury auf den Tisch gestellt, die hier zum Frühstück garantiert verboten sind. Er stellt sie neben seinen Platz und legt schuldbewusst eine Hand darüber, als er meine Blicke sieht.
    Ich löffele das Porridge in eine Schüssel und trage sie hinüber.
    »Es ist noch ein bisschen heiß«, sage ich sanft und beuge mich vor, um auf den Brei zu pusten.
    Fergus sieht mich an. »Daddy sagt uns nie, wann er woanders schläft«, sagt er. »Deswegen hat Mummy sich so aufgeregt.«
    Ich weiche zurück und merke, dass ich wohl ziemlich schockiert aussehen muss mit meinem offenen Mund. Mir fällt nichts zu sagen ein.
    Ich flüstere: »Weißt du, wo er hinfährt, Fergus? Hat er dir das jemals gesagt?«
    Und Fergus reißt die Augen auf und will es mir erzählen. Aber im selben Moment fällt die Haustür ins Schloss, und wir hören Schritte. Instinktiv lege ich einen Arm um Fergus’ Schultern, und Guy erscheint in der Tür. Er ist unrasiert, seine Augen sehen eingesunken und blutunterlaufen aus. Er wirft mit dramatischer Geste seinen Kopf in den Nacken und mustert mich mit einem eisigen Blick.
    »Was machst du denn hier?«, fragt er. »Und wo zum Teufel ist Kate?«

29
    H aben Sie irgendeine Vorstellung, warum Ihre Frau eine Überdosis nehmen wollte, Mr Riverty?«
    Joanne ist erst vor einer Minute angekommen, hat aber auf den ersten Blick gesehen, dass alles anders ist als erwartet. Zunächst einmal fragt sie sich,

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