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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Erdgeschoß hinaufstieg. Die Kellertür führte in einen kurzen Flur neben der Küche. Er öffnete sie einen Spalt, so dass er den Flur überblicken konnte.
    Ein Wachposten ging am Flureingang vorbei, und Carl duckte sich hinter die Tür. Nachdem der Posten sich entfernt hatte, schlich Carl über den Flur in seine Richtung. Als er das Ende des Flurs erreicht hatte, bückte er sich und spähte um die Ecke. Der Wachposten stand mit dem Rücken zu ihm und schien eine Pause einzulegen. Carl setzte den Mann mit einem Schlag auf den Schädel außer Gefecht. Anschließend schleifte er ihn in den Keller, fesselte ihn mit Plastikhandschellen, die er in der Gesäßtasche des Wachpostens gefunden hatte, und lehnte ihn aufrecht an staubige Kartons. Dann schlug er ihm mehrmals in Gesicht, bis er aufwachte.
    Der Mann schlug flackernd die Augen auf. Er versuchte, seinen Blick auf Carls Gesicht zu richten, aber der metallische Geschmack in seinem Mund lenkte seinen Blick auf die Pistolenmündung, die zwischen seinen Lippen steckte.
    »Du hast eine einzige Chance«, sagte Carl leise und gebieterisch. »Wenn ich die Mündung aus deinem Mund nehme, sagst du mir, wo der General seine Gefangene versteckt. Sonst erschieße ich dich und suche mir jemanden, der redseliger ist. Klar?«
    Der Posten nickte. Carl zog die Mündung von den Lippen des Mannes zurück.
    »Erster Stock. Dienstmädchenzimmer.«
    Carl schlug dem Mann schnell und härter als beim ersten Mal die Waffe an den Kopf. Der Wachposten sank zur Seite, während Carl bereits zur Treppe lief. Das Dienstmädchenzimmer kannte er. Vanessa und er hatten dort an einem Sommerabend miteinander geschlafen. Wenn er darüber nachdachte, hatte fast jede Erinnerung an Wingates Haus etwas mit Sex zu tun
    Er benutzte die Hintertreppe in den ersten Stock. Lautlos schlich er über den Flur. Als er sich dem Zimmer näherte, hörte er Stimmen. Dann schrie Vanessa.
    »Ich will keine Drogen mehr!«
    Als Carl die Tür aufstieß, drückte der General Vanessa auf das Bett, und Sam Cutler hockte auf ihr mit einer Spritze in der Hand. Er sagte etwas zu dem General.
    »Leg die Spritze weg!« sagte Carl mit schneidender Stimme.
    Cutler erstarrte. Wingate drehte den Kopf zur Tür, ohne aber ein Wort zu sagen.
    »Leg sie weg!« wiederholte Carl.
    Cutler legte die Spritze vorsichtig auf den Nachttisch neben dem Bett.
    »Weg von ihr, an die Wand. Sofort!«
    Beide Männer gehorchten.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagte Vanessa.
    Carl trat an die Seite des Bettes. Einen winzigen Moment lang glitt sein Blick von Wingate und Cutler zu Vanessa. Im gleichen Moment ließ Cutler einen japanischen Wurfstern aus seinem Ärmel in seine Hand fallen und schleuderte ihn wie einen Frisbee über das Bett. Der Wurfstern hatte sechs rasiermesserscharfe Spitzen und traf Carl in die rechte Schulter. Vor Schmerzen ließ er die Glock fallen. Cutler sprang über das Bett. Vanessa riss das Bein hoch und erwischte Cutler am Knie. Als er über sie stolperte, packte Vanessa die Spritze und rammte sie tief in Cutlers Schenkel.
    »Du Miststück!« fauchte er. Im nächsten Moment verdrehte er die Augen. Vanessa wusste genau, was nun mit Cutler passierte. Sie hatte es immer wieder erlebt, seit Cutler ihr im Wald das erste Mal diese Spritze gegeben hatte.
    Wingate machte einen Schritt auf Rice zu, änderte dann seine Richtung und stürmte aus dem Zimmer, während Carl die Glock mit der linken Hand packte und auf ihn zielte. Der Schuss fegte durch die offene Tür und grub sich in die Wand. Der Putz flog durch den Flur. Der General schrie aus Leibeskräften. Rice spähte in den Flur. Es war niemand sonst zu sehen, aber das würde sich bald ändern.
    »Steh auf, Vanessa!«
    Sie rappelte sich hoch. Sie wollte sich beeilen, aber ihre Beine fühlten sich wie aus Gummi an. Carl stützte sie. Er wusste, dass er sich unmöglich den Weg aus dem Haus kämpfen und dann die Klippe hinunter fliehen konnte, solange Vanessa in diesem Zustand war.
    Carl hielt die Glock mit seiner linken Hand und packte Vanessas Ellbogen mit der rechten.
    »Konzentriere dich, Vanessa! Wir müssen schnellstens hier raus.«
    »Okay«, antwortete sie schläfrig.
    Carl trat einen Schritt in den Flur hinaus, als auch schon auf ihn geschossen wurde. Die Kugel hätte ihm fast den Kopf abgerissen. Er duckte sich hastig in das Zimmer zurück, während Holzsplitter aus dem Türrahmen durch die Luft flogen. Carl schlug die Tür zu und klemmte einen Stuhl unter den Türknauf.

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