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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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einem Fach steckte eine vergilbte Visitenkarte mit einer Nummer des FBI. Der Mann, der sie ihr gegeben hatte, war vor vielen Jahren noch aktiver Agent gewesen. Sie ließ sich mit dem Büro von Victor Hobson verbinden, dem Stellvertretenden Direktor für Polizeiaufgaben.
    »Wen darf ich melden?« fragte Hobsons Sekretärin.
    »Sagen Sie ihm, Vanessa Kohl er ruft an.«
    »Weiß Mr. Hobson, worum es geht?«
    »Nennen Sie ihm einfach meinen Namen und sagen Sie ihm, dass ich weiß, wo Carl Rice steckt. Dann nimmt er den Anruf schon entgegen.«
    Einen Moment war die Leitung wie tot, dann meldete sich Hobson.
    »Vanessa. Das muss ja schon Jahre her sein.«
    »Ich habe leider keine Zeit für höfliche Plaudereien, Mr. Hobson. Carl Rice lebt. Ich habe ihn gesehen.«
    »Wo befindet er sich?« Hobsons Stimme verriet Vanessa, dass er seine plötzliche Aufregung unterdrückte.
    »Das sage ich Ihnen, wenn Sie mir einen Gefallen tun.«
    »Welchen?«
    »Es geht um einen Mann, Sam Cutler. Er arbeitet mit mir beim Exposed. Er ist Fotograf. Ich möchte, dass er beschützt wird.«
    Vanessa nannte Hobson die Adresse ihrer Wohnung.
    »Warum glauben Sie, dass Mr. Cutler in Gefahr ist?« »Gestern hat jemand versucht, mich umzubringen. Mein Vater hat die Leute geschickt.«
    Hobson schwieg, und Vanessa umklammerte den Hörer. Wenn er sie für verrückt hielt, würde er ihr nicht helfen.
    »Sie müssen Sam beschützen, während ich mich davon überzeuge, dass der Mann, den ich gesehen habe, wirklich Carl Rice ist.«
    »Sie sind sich nicht sicher?«
    »Ich bin mir zu achtundneunzig Prozent sicher, aber genau weiß ich das erst, wenn ich ihn selbst gesehen habe. Es ist immerhin zwanzig Jahre her. Eine so lange Zeit verändert Menschen. Sorgen Sie für Sams Sicherheit. Ich rufe Sie an, sobald ich weiß, dass es wirklich Carl ist. Abgemacht?«
    »Ich biete Ihrem Freund Personenschutz an. Wo kann ich Sie erreichen, um Sie darüber zu informieren, dass wir ihn haben?«
    Vanessa lachte. »Netter Versuch.«
    »Warten Sie! Schreiben Sie sich meine Handynummer auf. Sie können mich jederzeit anrufen.«
    Vanessa notierte sich die Nummer, legte auf und begann sofort zu packen. Sie musste das Hotel sofort verlassen. Hobson hatte den Anruf während ihres Gesprächs vielleicht zurückverfolgen lassen. Sie wollte kein Risiko eingehen, und außerdem musste sie ohnehin die nächste Maschine nach Portland erreichen

5. KAPITEL
    Die Leitung war tot. Victor Hobson legte den Hörer auf und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. In jungen Jahren hatten seine kalten, grauen Augen und sein zerfurchtes Gesicht ihm ein verwegenes Aussehen verliehen. Auch nun mit Anfang Sechzig, sah er immer noch hart aus. Allerdings lichtete sich sein graues Haar allmählich, er hatte einen Bauch bekommen und nahm Pillen gegen Bluthochdruck. Neben all den Banküberfällen, den Drogenproblemen und den übrigen Bundesverbrechen, mit denen er sich herumschlagen musste, konnte er auf den zusätzlichen Stress, den das plötzliche Auftauchen von Carl Rice bedeutete, gut verzichten. Die Vorfälle von Lost Lake waren eine der merkwürdigeren Begebenheiten in seinem an Aufregungen nicht gerade armen Leben gewesen. Vanessa Kohler hielt er für eine schwer gestörte Frau. Entweder war sie eine Mörderin oder der Schlüssel zu einem Geheimnis.
    Hobson befahl einer Agentin, Sam Cutler aufzulesen und ihn in die Agentur zu schaffen. Er glaubte zwar nicht, dass Cutler tatsächlich in Gefahr schwebte, aber Vanessas Freund wusste vielleicht, wohin sie wollte. Sobald die Agentin gegangen war, schwang Hobson seinen Stuhl herum, bis er mit dem Rücken zum Schreibtisch saß. In Washington schien die Sonne. Während Hobson von seinem Fenster im FBI-Gebäude aus das Getriebe auf den Straßen betrachtete, dachte er an das letzte Mal zurück, als er mit Vanessa gesprochen hatte. Das war Ende der achtziger Jahre gewesen, mehr als ein Jahr, nachdem sie aufgegriffen worden war, als sie benommen vor dem Sommerhaus von Eric Glass herumspazierte. Und drei Monate, nachdem sie aus dem Serenity Manor entlassen worden war, dem Privatsanatorium, in dem sie gelebt hatte, nachdem ihr Vater, General Morris Wingate, sie aus dem Krankenhaus in Lost Lake abgeholt hatte. Damals hatte Hobson es nicht geahnt, aber mittlerweile war er davon überzeugt, dass seine Untersuchung des Mordes an dem Kongressabgeordneten Glass der Wendepunkt seiner Karriere gewesen war.
    Die Shenandoah-Apartments in Chevy Chase, Maryland, waren

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