Die Schuld wird nie vergehen
im Nebel an mir vorübergegangen.«
»Erinnern Sie sich denn noch an das, was an dem See passiert ist?« fragte Hobson vorsichtig. Er konnte sehen, wie nervös sie war, und hatte Angst, sie zu verschrecken. Vanessa antwortete nicht sofort. Stattdessen zog sie an ihrer Zigarette und starrte ins Leere.
»Miss Kohler?« Er benutzte ihren neuen Namen
»Ich habe Sie gehört, aber ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen möchte.«
»Es ist wichtig. Vor allem jetzt, da noch jemand ermordet wurde.«
Damit weckte er ihre Aufmerksamkeit. »Wen hat Carl... ?«
»General Peter Rivera. «
Vanessa runzelte die Stirn. »Der Name sagt mir nichts.«
»Er ist klein, untersetzt, hat einen dunklen Teint und eine Narbe auf der Stirn.«
Sie sch üttelte den Kopf. »Nein. Wieso glauben Sie, dass Carl ihn umgebracht hat?«
»Er wurde auf dieselbe Weise gefoltert und ermordet wie der Kongressabgeordnete Glass.« Vanessa erbleichte. »Und es gibt noch andere Beweise dafür, dass Rice am Tatort war.«
Vanessa rauchte schweigend weiter, Hobson gab ihr Zeit zum Nachdenken.
»Ich habe im Gästezimmer geschlafen«, sagte Vanessa übergangslos. Sie starrte ins Feuer und sah Hobson kein einziges Mal an. »Im ersten Stock. Ich bin aufgewacht, weil ich Stimmen gehört habe. Das hat mich überrascht, weil ich dachte, wir seien allein im Haus.«
»Nur Sie und der Kongressabgeordnete?«
Nun drehte sie sich zu ihm um. »Es war nicht so, wie Sie denken. Er hat sich häufig in unserem Haus in Kalifornien mit meinem Vater getroffen. Eric saß im Geheimdienstausschuss des Kongresses, und mein Vater war der Vorsitzende der AIDC, der Agentur zur Koordination von Geheimdienstdaten. Ich habe einmal mit den beiden zu Mittag gegessen. Als ich von der Schule abging, habe ich mich bei Eric um einen Job beworben.«
»Er war Ihr Arbeitgeber?«
Sie nickte. »Wir waren einfach nur Freunde.« »Und warum waren Sie dann allein in seinem Haus?«
Vanessa senkte den Blick. »Das ist eine Privatangelegenheit. Darüber möchte ich nicht reden.« Sie klang eingeschüchtert.
»Also, Sie haben Stimmen gehört und dann ...«
»Eric hat etwas gesagt. Ich konnte es nicht verstehen, aber es hörte sich merkwürdig an.«
»Merkwürdig?«
»Wie ein Keuchen. Es klang, als habe er Schmerzen. Ich ging hinunter, um nachzusehen. In seinem Büro brannte Licht.« Sie kniff ihre Augen zu.
»Geht es Ihnen gut?«
Vanessa beantwortete Hobsons Frage nicht, sondern redete weiter, als h ätte er sie gar nicht gestellt.
»Carl stand mit dem Rücken zu mir. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Zuerst habe ich ihn natürlich nicht erkannt. Als er sich dann herumdrehte, blieb mir fast die Luft weg. Ich weiß noch, wie ich die Hand vor den Mund geschlagen habe. Carl, sagte ich, und dann sah ich Eric und ... und das Messer, das Carl in der Hand hielt. Es war blutverschmiert. Ich bin weggelaufen. Ich glaube, ich habe geschrien.«
»Hat er versucht, Sie einzuholen?«
»Nein. Darüber habe ich ebenfalls nachgedacht, Carl war sehr athletisch. Wenn er mich hätte erwischen wollen, wäre das ein Kinderspiel für ihn gewesen.«
»Er hat Sie also nicht verfolgt?«
»Ich habe nicht zurückgeschaut, sondern bin einfach nur weiter gerannt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich nicht verfolgt hat. Ich bin in den Wald gelaufen. Dann hörte ich, wie ein Boot über den See fuhr. Und dann hat der Deputy mich gefunden.«
»Soweit ich weiß, kannten Sie Rice bereits eine Weile.« »Wir waren in der Highschool zusammen. Dann wurde er eingezogen, und wir haben den Kontakt verloren. Ich bin ihm in Washington D. C. wieder begegnet, einige Monate vor ... vor Lost Lake.«
»Wissen Sie, warum Rice den Kongressabgeordneten umgebracht hat?«
Vanessa sah zur Seite. »Nein.« Hobson war überzeugt, dass sie log.
»Ihr Vater glaubt, dass Rice eifersüchtig auf ihn gewesen ist.«
»Ich sagte Ihnen doch schon, dass da nichts zwischen uns war. Wir waren einfach nur Freunde. Ich habe für ihn gearbeitet.«
»Als Sie Ihre Bekanntschaft mit Rice auffrischten, hat er da etwas gesagt, was Ihrer Meinung nach darauf hindeutete, dass er einen Groll gegen das Militär hegte?«
»Nein.« Die Antwort kam etwas zu schnell. Hobson spielte mit dem Gedanken, nachzuhaken, aber er wollte sie jetzt nicht zu sehr in Bedrängnis bringen. Wenn er mehr in der Hand hatte, würde er noch einmal mit ihr reden.
»Was haben Sie für Pläne?«
»Keine Ahnung. Ich war auf der Graduate School, als das alles passiert ist.
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