Die Schuld wird nie vergehen
bekannt vor.
»Wer ist das?« »Das brauchen Sie nicht zu wissen.«
Carl war verwirrt. General Rivera hatte ihm immer die Namen der Zielpersonen einer Operation genannt.
»Das ist ungewöhnlich, Sir.«
»Stimmt.« Wingate schob das Foto zur Seite und schlug eine Landkarte auf.
»Lost Lake ist eine wohlhabende Gemeinde mit Sommerhäusern in Nordkalifornien.« Wingate deutete auf eine rot umrandete Stelle. »Ihre Zielperson lebt hier. Sie können das Grundstück mit einem Boot erreichen.« Der General schob Carl einen Papierstreifen zu. »Das ist der Sicherheitscode. Die Zielperson dürfte heute Nacht allein sein.«
»Was soll ich tun?«
»Sie erledigen den Spion eines ausländischen Geheimdienstes. In seinem Besitz befinden sich die militärischen Unterlagen jedes Mitgliedes unserer Einheit, einschließlich Ihrer Unterlagen.«
»Wie...?«
»Ich habe nicht das Recht, Ihnen das zu sagen, aber Sie können sich vorstellen, was passiert, wenn eine uns nicht eben freundlich gesonnene Macht zum Beispiel Ihre Identität herausfindet. Ich will diese Unterlagen wiederhaben. Die Existenz der Einheit steht auf dem Spiel. Wenn Sie die Unterlagen haben, möchte ich, dass Sie diesen Mann eliminieren. Und zwar so brutal und drastisch wie möglich.«
Carl war überrascht. Normalerweise wurde ein Mord so schnell und reibungslos wie möglich ausgeführt.
»Darf ich fragen, Sir, warum die Zielperson auf diese Art und Weise eliminiert werden soll?«
»Ich pflege meine Befehle nicht zu erklären, Carl. Sie dürfen davon ausgehen, dass es gute Gründe für alles gibt, was ich anordne.« Der General stand auf. »Sie fliegen sofort los. Am Flughafen wartet ein Wagen auf Sie. Bringen Sie mir diese Papiere. Vergessen Sie nicht, dass die Existenz der Einheit von Ihnen abhängt.«
Das normale Prozedere bei einer Mission sah eine ausführliche Instruktion und genug Zeit zur Vorbereitung vor. Diesmal flog Carl nur mit den spärlichen Informationen nach Westen, die Wingate ihm im Motel gegeben hatte. Er landete nach Einbruch der Dunkelheit auf einem winzigen Flughafen in Kalifornien. Kurz vor zwei Uhr morgens ankerte er mit einem Rennboot kurz vor einem flachen Strand, der vor dem Haus der Zielperson durch Bäume abgeschirmt wurde. Carl arbeitete sich durch das Wäldchen, bis er die Rückseite eines modernen Blockhauses sehen konnte. Alles war dunkel. Er überquerte rasch den Rasen. In seiner dunklen Kleidung, der Tarnfarbe und der dunkelblauen Strickmütze war er kaum zu erkennen.
Carl öffnete das Schloss, tippte den Sicherheitscode ein und war nach einigen Sekunden im Inneren des Hauses. Er hatte sich auf dem Flug den Grundriss des Hauses eingeprägt und wusste, wo die Treppe zum Schlafzimmer lag. Der Mann in dem breiten Doppelbett lag auf der Seite zusammengerollt und schlummerte friedlich. Er riss entsetzt die Augen auf, als Carl ihm ein Klebeband über den Mund presste. Carl setzte ihn mit einem gezielten Schlag außer Gefecht und fesselte ihm Hände und Knöchel. Als er fertig war und der Mann aus seiner Ohnmacht erwachte, zeigte Carl ihm ein großes Jagdmesser mit einer gezackten Klinge. Ein Skalpell war zwar leichter und einfacher zu handhaben, aber er benutzte das große Messer, um seinem Opfer Angst einzuflößen.
»Ich will die Armyunterlagen, die Sie gestohlen haben. Geben Sie sie mir, und ich lasse Sie am Leben«, log er. »Weigern Sie sich, leiden Sie, bis Sie zerbrechen. Das tut am Ende jeder.«
Die Brust des Mannes hob und senkte sich hastig unter seinen angstvollen Atemzügen. Er schwitzte, und seine Muskeln zuckten unwillkürlich
»Ich werde jetzt das Klebeband entfernen. Sie bringen mich dorthin, wo wir suchen müssen. Wir gehen zusammen. Wenn Sie gelogen haben, schneide ich Ihnen Ihr linkes Auge heraus.«
Carl zog das Band ab. »Sie machen einen Fehler ...!« keuchte der Mann.
Noch bevor der Mann den Satz zu Ende sprechen konnte, presste Carl das Band wieder über dessen Mund, riss dessen Pyjamajacke auf und schnitt ihm ein Stück Haut aus der Brust. Der Mann kniff die Augen zu, stöhnte dumpf und wand sich hin und her, als er versuchte, den Schmerz zu lindern. Carl empfand normalerweise nichts in einer solchen Situation, aber diesmal fühlte er sich elend. Er schwor sich, dass dies seine letzte Mission sein würde.
»Wir versuchen es noch einmal. Ich frage Sie nach den Papieren, und Sie geben sie mir. Mehr will ich nicht von Ihnen. Vergessen Sie den Schmerz nicht, den Sie eben erlitten haben, denn das war
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