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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ihnen gerade geschickt haben. In Absatz acht dieses Vertrages beauftragen Sie den Anwalt, in Ihrem Namen tätig zu werden. Lesen Sie sich den Absatz durch, dann werden Sie feststellen, dass Sie die Kanzlei ermächtigt haben, jedem Vergleich zuzustimmen, bei dem mehr als fünfzigtausend Dollar angeboten werden.«
    »Daran kann ich mich erinnern, aber mir wurde gesagt, das wäre bloß ein Ausgangspunkt. Ich habe viel mehr erwartet. «
    »Der Vergleich ist bereits vom Gericht genehmigt worden. Das ist bei Sammelklagen immer so. Wenn Sie den Vergleich nicht annehmen, bleibt Ihr Anteil im Topf, und dann bekommt ihn jemand anders.«
    »Hat euch eigentlich schon mal jemand gesagt, dass ihr eine Bande von Betrügern seid? Ich weiß nicht, wer schlimmer ist die Firma, die das Medikament hergestellt hat, oder meine eigenen Anwälte, die mich um einen fairen Vergleich bringen.«
    »Es tut mir Leid, dass Sie so darüber denken.«
    »Ihnen tut überhaupt nichts Leid. In der Zeitung steht, dass Sie einhundert Millionen Dollar bekommen. Diebe!«
    Mr Worley knallte den Hörer auf die Gabel und schleuderte die Unterlagen durch seine Küche.
24
    A uf dem Titelbild des Capitol Magazine in der Ausgabe Dezember war ein sonnengebräunter Clay Carter zu sehen, der sich in einem perfekt sitzenden Armani-Anzug in seinem repräsentativen Büro an den Schreibtisch lehnte. Der Artikel über Clay war in letzter Sekunde gegen eine Reportage mit dem Titel »Weihnachten am Potomac« eingetauscht worden, eine der üblichen Feiertagsstrecken, in der ein reicher, alter Senator und seine frisch angetraute, erheblich jüngere Ehefrau die Tür ihres neuen Anwesens in Washington öffneten, damit alle an ihrem Glück teilhaben konnten. Das Paar wurde samt Inneneinrichtung, Katzen und Lieblingsrezepten auf die Innenseiten verbannt, da Washington eine Stadt war, in der es in erster Linie um Geld und Macht ging. Und wie oft hatte die Zeitschrift schon Gelegenheit, die unglaubliche Geschichte eines mittellosen jungen Anwalts zu bringen, der so schnell so ungeheuer reich geworden war?
    Der Artikel war mit Fotos illustriert: Clay auf der Terrasse seines Hauses, mit einem Hund, den er sich von Rodney ausgeliehen hatte, Clay in einem leeren Gerichtssaal neben der Geschworenenbank, als hätte er den Geschworenen gerade eine millionenschwere Entschädigung für seine Mandanten abgerungen, und natürlich Clay, der seinen neuen Porsche wusch. Er vertraute dem Reporter an, dass er leidenschaftlich gern segelte und sich gerade ein neues Boot gekauft hatte, das in einem Hafen auf den Bahamas lag. Nein, keine feste Beziehung zurzeit. Prompt wurde er zu einem der begehrtesten Junggesellen der Stadt erklärt.
    Im hinteren Teil der Zeitschrift wurden Hochzeitsanzeigen abgedruckt, die mit einem Bild der Braut versehen waren. Jede Debütantin, jedes junge Mädchen aus gutem Hause, jede in den Country Clubs verkehrende Reiche und Schöne im Großraum Washington träumte von dem Moment, in dem ihr Bild im Capitol Magazine erschien. Je größer das Foto, desto wichtiger die Familie. Angeblich griffen ehrgeizige Mütter zum Lineal und maßen aus, wie groß die Fotos ihrer Töchter waren, um dann entweder hämisch zu triumphieren oder jahrelang einen geheimen Groll gegen die anderen Familien zu hegen.
    Rebecca van Horn saß auf einem Korbstuhl in irgendeinem Garten. Es war ein hübsches Foto, das nur durch das Gesicht ihres Bräutigams und zukünftigen Ehemanns ruiniert wurde. Jason Shubert Myers IV. schmiegte sich an sie und schien ganz offensichtlich die Aufmerksamkeit der Kamera zu genießen. Bei Hochzeiten stand die Braut im Mittelpunkt, nicht der Bräutigam. Warum hatte Myers darauf bestanden, mit auf das Foto zu kommen?
    Bennett und Barbara hatten ihre Beziehungen spielen lassen; Rebeccas Hochzeitsanzeige war die zweitgrößte von etwa einem Dutzend. Sechs Seiten später fand Clay eine ganzseitige Werbeanzeige für die BvH-Group. Das Druckmittel.
    Clay weidete sich an der Vorstellung von dem Entsetzen, das die Zeitschrift in diesem Moment im Hause van Horn hervorrufen würde. Rebeccas Hochzeit, das große gesellschaftliche Ereignis, mit dem Bennett und Barbara die Öffentlichkeit beeindrucken wollten und für das sie so viel Geld ausgaben, wurde von ihrer alten Nemesis in den Schatten gestellt. Wie oft würde die Hochzeit ihrer Tochter wohl noch im Capitol Magazine angekündigt werden? Sie ha tten ihr Möglichstes getan, um ein großes Foto für sie zu bekommen. Und jetzt

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