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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dicken Sonnenbrille verborgen.
    »Dann wird das wohl so sein« erwiderte Clay.
    »Der Kat hat vier Millionen Dollar gekostet und ist so gut wie neu, eines unserer besten Boote. Er wurde für einen dieser Internet-Millionäre gebaut, der sein Geld aber schneller verloren hat, als er es verdienen konnte. Ein jämmerlicher Haufen, wenn Sie mich fragen. Jedenfalls haben wir das Boot jetzt am Hals. Zurzeit ist nicht viel los auf dem Markt. Für drei Millionen würden wir es verkaufen, aber bei diesem Preis sollte man Sie eigentlich wegen Diebstahls vor Gericht bringen. Wenn Sie für das Boot eine Chartergesellschaft auf den Bahamas gründen, können Sie jede Menge Steuern sparen. Ich kann Ihnen die Tricks nicht erklären, aber wir haben einen Anwalt in Nassau, der den Papierkram erledigt. Wenn er gerade nüchtern ist.«
    »Ich bin auch Anwalt.«
    »Und warum sind Sie dann nüchtern?«
    Haha! Beide lachten etwas gezwungen.
    »Was ist mit der Abschreibung?«
    »Die ist hoch, sehr hoch, aber da blicken nur durch die Anwälte durch. Ich bin bloß der Verkäufer. Ihrem Vater scheint der Kat aber zu gefallen. Von hier bis zu den Bermudas und Südamerika sind alle ganz wild auf solche Boote. Er wird Ihnen eine Menge Geld einbringen.«
    So sprach nur ein Verkäufer, und ein schlechter dazu. Wenn Clay ein Boot für seinen Vater kaufte, dann mit dem einzigen Ziel, dass es sich selbst finanzieren musste und nicht zu einem schwarzen Loch werden durfte. Maltbee verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war.
    Drei Tage später unterschrieb Clay einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete, 2,9 Millionen Dollar für das Boot zu zahlen. Der Anwalt, der tatsächlich bei beiden Besprechungen mit Clay nicht mehr ganz nüchtern war, gründete die Chartergesellschaft nur auf Jarretts Namen. Das Boot war ein Geschenk vom Sohn an den Vater, eine Geldanlage, die auf den Bahamas versteckt wurde, genau wie Jarrett selbst.
    Am letzten Abend in Nassau saßen sie in einer heruntergekommenen Kneipe, zusammen mit Drogenhändlern, Steuerflüchtlingen und unterhaltssäumigen Männern, die so gut wie alle Amerikaner waren. Clay knackte die Scheren seiner Königskrabben und stellte schließlich eine Frage, die ihm schon seit Wochen im Kopf herumging. »Besteht eigentlich die Möglichkeit, dass du wieder in die Staaten zurückgehst?«
    »Wozu?«
    »Um als Partner in meiner Kanzlei zu arbeiten. Um Prozesse zu führen und den anderen in den Hintern zu treten.«
    Jarrett musste lächeln. Die Vorstellung, dass Vater und Sohn zusammenarbeiteten. Der Gedanke daran, dass er wieder in die Staaten ging - zurück in ein Büro, zurück in einen ehrbaren Beruf. Über dem Jungen schwebte eine düstere Wolke, die sich nach der Flucht seines Vaters zusammengebraut hatte. Aber angesichts des Erfolgs, den er in letzter Zeit gehabt hatte war die Wolke sicher schon etwas geschrumpft.
    »Das glaube ich nicht, Clay. Ich habe der Anwaltskammer meine Zulassung zurückgegeben und versprochen, für immer wegzubleiben.«
    »Willst du denn nicht zurückkommen?«
    »Vielleicht, um meinen Namen rein zu waschen, aber ganz sicher nicht, um wieder als Anwalt zu arbeiten. Es ist zu viel passiert und viele meiner alten Feinde wollen mir immer noch eins auswischen. Ich bin jetzt fünfundfünfzig, und das ist schon ein bisschen alt, um noch mal von vorn anzufangen.«
    »Was wird in zehn Jahren sein?«
    »So denke ich nicht. Ich glaube nicht an Kalender und Terminpläne und Listen mit Punkten, die noch zu erledigen sind. Ziele zu setzen ist eine furchtbar dumme Angewohnheit von Amerikanern. Das ist nichts für mich. Ich versuche, durch den Tag zu kommen, denke vielleicht ein- oder zweimal an morgen, und das war's dann. Pläne für die Zukunft zu schmieden ist lächerlich.«
    »Tut mir Leid, dass ich gefragt habe.«
    »Lebe für den Augenblick, Clay. Die Zukunft wird sich schon irgendwie richten. Mir scheint, dass du zurzeit alle Hände voll zu tun hast.«
    »Das Geld sorgt dafür, dass ich beschäftigt bin.«
    »Verdirb es nicht. Ich weiß, dass das sehr unwahrscheinlich klingt, aber du wirst dich wundern. Plötzlich wirst du jede Menge neue Freunde haben. Und die Frauen werden dir hinterherlaufen. «
    »Wann?«
    »Wart's nur ab. Ich hab mal ein Buch gelesen, in dem es um lauter Idioten ging, die ein Vermögen gemacht und es dann wieder verloren haben. Faszinierender Lesestoff. Du solltest es dir besorgen.«
    »Ich glaube, das lasse ich lieber.«
    Jarrett steckte sich eine Garnele in den

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