Die Schuld
Rebecca, die den Arm auf seine Schulter gelegt hatte.
»Soll ich gehen?« Er wollte sie an sich ziehen, aber der weite Rock ihres Hochzeitskleides machte einen engeren Körperkontakt unmöglich.
»Die Leute sehen schon her.« Sie lächelte, um kein Aufsehen zu erregen. »Warum bist du gekommen?«
»Um deine Hochzeit zu feiern. Und um mir deinen Neuen etwas näher anzusehen.«
»Sei nicht so gemein, Clay. Du bist nur eifersüchtig.«
»Ich bin mehr als nur eifersüchtig. Ich würde ihm am liebsten das Genick brechen.«
»Wo hast du denn das Blondchen her?«
»Wer von uns beiden ist eifersüchtig?«
»Ich.«
»Mach dir keine Sorgen, Rebecca, im Bett kommt sie nicht an dich ran.« Er dachte flüchtig daran, dass Ridley das in einer gewissen Hinsicht vielleicht schade fand.
»Jason ist gar nicht so schlecht.«
»Davon möchte ich jetzt wirklich nichts hören. Pass nur auf, dass du nicht schwanger wirst.«
»Das geht dich überhaupt nichts an.«
»Es geht mich sehr wohl was an.«
Ridley und ihr Verehrer schwebten an ihnen vorbei. Zum ersten Mal an diesem Abend konnte Clay sich ihren Rücken genauer ansehen, der in seiner ganzen Pracht zur Schau gestellt wurde, da ihr Kleid erst ein paar winzige Zentimeter über den runden, perfekt geformten Pobacken anfing. Auch Rebecca sah hin. »Steht sie auf deiner Gehaltsliste?«, erkundigte sie sich.
»Noch nicht.«
»Ist sie überhaupt volljährig?«
»Natürlich. Sag mir, dass du mich noch liebst.«
»Ich liebe dich nicht mehr.«
»Du lügst.«
»Ich halte es für das Beste, wenn du jetzt gehst und sie mitnimmst. «
»Sicher, es ist ja deine Party. Ich will nicht stören.«
»Das ist der einzige Grund, warum du hier bist, Clay.« Sie rückte ein Stück von ihm ab, tanzte aber weiter.
»Warte ein Jahr auf mich«, sagte er. »Dann habe ich zweihundert Millionen. Wir können an Bord meines Privatjets gehen, den Spießern hier eine lange Nase zeigen und den Rest unseres Lebens auf einer Jacht verbringen. Deine Eltern werden uns nie finden.«
Rebecca blieb stehen. »Leb wohl, Clay.«
»Ich werde warten«, sagte Clay. Plötzlich wurde er von einem über seine Füße stolpernden Benne tt zur Seite gestoßen, der sich mit den Worten »Sie gestatten?« seine Tochter schnappte und sie rettete, indem er mit ihr zur anderen Seite der Tanzfläche schlurfte.
Dann war Barbara an der Reihe. Sie nahm Clays Hand und warf ihm ein künstliches Lächeln zu. »Keine Szene bitte«, sagte sie, ohne die Lippen zu bewegen. Sie machten ein paar steife Schritte, die niemand für einen Tanz halten konnte.
»Wie geht es Ihnen, Mrs van Horn?«, erkundigte sich Clay, der sich fühlte, als säße er in den Fängen einer Grubenotter fest.
»Glänzend, bis ich Sie gesehen habe. Ich bin ganz sicher, dass Sie keine Einladung für diese kleine Party bekommen haben.«
»Ich wollte gerade gehen.«
»Gut. Den Sicherheitsdienst würde ich nur höchst ungern bemühen.«
»Das wird nicht notwendig sein.«
»Verderben Sie ihr bitte nicht das Fest.«
»Wie ich schon sagte, ich wollte gerade gehen.«
Die Musik hörte auf, und Clay riss sich von Mrs van Horn los. Um Ridley bildete sich sofort wieder eine Menschentraube aber Clay zog sie mit sich. Sie gingen in den hinteren Teil des Ballsaals, wo eine Bar mehr Fans anzog als die Band. Clay nahm sich ein Bier und plante gerade den Rückzug, als sie schon wieder von Männern umzingelt wurden - Rechtsanwälten, die sich über die Freuden von Sammelklagen unterhalten wollten, während sie Ridley auf den Leib rückten.
Nach einigen Minuten idiotischen Smalltalks mit Leuten, die er zutiefst verabscheute, stellte sich ein beleibter junger Mann in einem geliehenen Smoking neben Clay und flüsterte: »Ich bin vom Sicherheitsdienst.« Er hatte ein freundliches Gesicht und sah sehr professionell aus.
»Ich wollte gerade gehen«, flüsterte Clay zurück.
Er wurde vom Empfang der van-Horn-Hochzeit ausgeschlossen. Man warf ihn aus dem vornehmen Potomac Country Club.
Als Clay mit Ridley neben sich davonfuhr, sagte er sich, dass er sich selten so gut amüsiert hatte.
25
I n der Hochzeitsanzeige war erwähnt worden, dass das frisch vermählte Paar seine Flitterwochen in Mexiko verbringen wolle. Clay beschloss, ebenfalls in Urlaub zu fahren. Wenn jemand einen Monat auf einer tropischen Insel verdient hatte, dann er.
Sein einst so effektives Team hatte jeglichen Ehrgeiz verloren. Vielleicht lag es an der Weihnachtszeit, vielleicht am Geld, jedenfalls kamen
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