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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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keine FDA zu fürchten waren. Es war ein brillanter Plan, und das Medikament übertraf alle Erwartungen. Nach dreißig Tagen hatte Tarvan das Verlangen nach Drogen besiegt, nach sechzig Tagen waren die Süchtigen schon ziemlich zufrieden damit, dass sie clean waren, und nach neunzig Tagen hatten sie keine Angst mehr, in der Welt draußen wieder unter die Räder zu kommen. Alles wurde genauestens überwacht - Ernährung, Körperübungen, die eigentliche Therapie. Selbst Gespräche wurden aufgezeichnet. Bei meinem Auftraggeber kam auf einen Patienten mindestens ein Angestellter, und diese Entziehungseinrichtungen hatten jeweils einhundert Betten. Nach drei Monaten wurden die Patienten mit der Auflage entlassen, sich jeden zweiten Tag in der Klinik ihre Tarvan-Pille abzuholen. Neunzig Prozent hielten sich daran und blieben clean. Neunzig Prozent. Nur zwei Prozent wurden rückfällig.«
    »Und die restlichen acht Prozent?«
    »Die wurden zu einem ernsthaften Problem, mit dem meine Auftraggeber nicht gerechnet hatten. Wie auch immer, die Betten waren weiterhin voll belegt, und im Verlauf von achtzehn Monaten wurden über tausend Süchtige mit Tarvan behandelt. Die Resultate sprengten alle Erwartungen, und mein Auftraggeber wit terte einen Milliardenprofit. Überdies gab es keine Konkurrenz. Die anderen Pharmaunternehmen beschäftigten sich nicht mehr ernsthaft mit der Entwicklung eines Medikaments gegen die Drogensucht. Die meisten von ihnen haben schon vor Jahren aufgegeben.«
    »Und der nächste Fehler?«
    »Es gab einige«, sagte Pace nach kurzem Zögern. Der Zimmerservice klingelte. Ein Kellner rollte einen Wagen mit dem Essen herein und brauchte dann fünf Minuten, bis er alles arrangiert hatte. Clay stand am Fenster und starrte auf das Washington Monument, doch er war so tief in Gedanken versunken, dass er es nicht wahrnahm. Nachdem der Kellner sein Trinkgeld erhalten hatte, verließ er die Suite endlich.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Pace.
    »Nein. Fahren Sie fort.« Clay zog sein Jackett aus und setzte sich. »Ich glaube, jetzt wird's langsam interessant.«
    »So kann man es auch nennen. Der nächste Fehler bestand darin, einen Teil der Veranstaltung in die Vereinigten Staaten zu verlegen, und hier lief die Geschichte aus dem Ruder. Mein Auftraggeber hatte sich nach einem sorgfältigen Blick auf den Globus drei Städte ausgesucht - eine für Weiße, eine für Hispanics, eine für Asiaten. Jetzt brauchte er noch Schwarze.«
    »Die haben wir in Washington reichlich.«
    »Genau das hat sich mein Auftraggeber auch gedacht.«
    »Das ist alles Quatsch, oder? Geben Sie zu, dass Sie lügen.«
    »Ich habe Sie einmal angelogen, Mr Carter, und Ihnen versprochen, dass es nicht wieder geschehen wird.«
    Clay stand langsam auf und ging erneut zum Fenster hinüber. Pace beobachtete ihn aufmerksam. Das Essen wurde kalt, aber keiner der beiden verschwendete einen Gedanken daran. Die Zeit schien still zu stehen.
    Clay drehte sich um. »Tequila?«, fragte er.
    Pace nickte. »Ja.«
    Eine Minute verstrich. Clay verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand, Pace zupfte an seinem Schnurrbart. »Erzählen Sie weiter«, sagte Clay schließlich.
    »Bei ungefähr acht Prozent der Patienten geht etwas schief«, fuhr Pace fort. »Mein Auftraggeber kann sich keinen Reim darauf machen, was es ist, wie es passiert und wer gefährdet ist. Aber Tarvan macht sie zu Mördern, daran gibt es nichts zu deuteln. Nach ungefähr hundert Tagen passiert etwas in ihrem Gehirn, und sie empfinden das unwiderstehliche Bedürfnis zu morden. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie vorher gewalttätig waren. Auch Alter, Rasse und Geschlecht lassen keinerlei Rückschlüsse zu.«
    »Dann haben wir also achtzig Mordopfer?«
    »Mindestens. In den Slums von Mexiko City kommt man nicht so leicht an entsprechende Informationen heran.«
    »Wie viele Morde sind es in Washington?«
    Dies war die erste Frage, die Pace zusammenzucken ließ, und er antwortete ausweichend. »In ein paar Minuten sage ich es Ihnen. Lassen Sie mich die Geschichte erst zu Ende erzählen. Würden Sie sich bitte wieder setzen? Ich schau nicht gern nach oben, während ich rede.«
    Clay nahm Platz.
    »Der nächste Fehler bestand darin, dass mein Auftraggeber die FDA umgehen wollte.«
    »Klar.«
    »Er hat viele einflussreiche Freunde in dieser Stadt. Er ist ein alter Profi, wenn es darum geht, Interessen durchzusetzen und Politiker mit zweckgebundenen Geldern zu versorgen oder ihre

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