Die Schuld
Vergleich.«
»Wie bald?«
»Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie viele Fälle gibt es tatsächlich? Wie schnell bringen wir sie unter Dach und Fach? Wie viele andere Anwälte stürzen sich ins Getümmel? Und, besonders wichtig, wie groß ist der Schaden für unsere Mandanten?«
»Nicht sehr groß. Praktisch alle Tumore sind gutartig.« French runzelte zunächst die Stirn in Anbetracht dieser schlechten Nachricht, doch er fand rasch etwas Gutes daran.
»Umso besser. Die Heilung erfolgt durch operative Entfernung mittels zystoskopischem Eingriff.«
»Korrekt. Eine ambulante Operation, die rund tausend Dollar kostet.«
»Die Langzeitprognose?«
»Eine klare Sache: Setz Dyloft ab, und das Leben wird wieder sein wie vorher. Das ist für einige dieser Arthritis-Patienten allerdings keine besonders rosige Aussicht.«
French schnüffelte an seinem Wein, schwenkte ihn im Glas und nahm schließlich einen Schluck. »Viel besser, was meinen Sie?«
»Ja«, stimmte Clay zu.
»Ich bin letztes Jahr durch die Bourgogne gereist und habe eine Weinprobe nach der anderen gemacht. Eine Woche lang nur Schnüffeln, Gurgeln und Ausspucken. Sehr unterhaltsam.« Bei einem weiteren Schluck wägte er die nächsten Gedanken ab, spuckte dann jedoch nicht aus.
»Es ist sogar noch viel besser«, fuhr er fort. »Besser für unsere Mandanten, das ist offensichtlich, weil sie nicht so krank sind wie sie sein könnten. Besser für uns, weil die Vergleiche schneller geschlossen werden. Das Entscheidende ist, dass wir die Fälle bekommen. Je mehr Fälle wir in der Hand haben, desto mehr Kontrolle haben wir über die Sammelklage. Und mehr Fälle heißt mehr Honorar.«
»Das habe ich verstanden.«
»Wie viel zahlen Sie für die Fernsehspots?«
»Zwei Millionen.«
»Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht.« French hätte es brennend interessiert, woher ein Anfänger wie Clay Carter zwei Millionen Dollar für einen Werbespot hatte. Aber er riss sich zusammen und verkniff sich die Frage.
Sie spürten ein deutliches Nachlassen des Schubs, als der Jet die Nase absenkte. »Wie lange brauchen wir bis New York?«, wollte Clay wissen.
»Von Washington aus sind es rund vierzig Minuten. Dieser kleine Vogel macht fast neunhundertsechzig Stundenkilometer.«
»Welchen Flugplatz fliegen wir an?«
»Teterboro in New Jersey. Alle Privatjets landen dort.«
»Deshalb habe ich noch nie davon gehört.«
»Ihr Jet ist schon auf dem Weg, Mr Carter, bereiten Sie sich darauf vor. Sie können mir alle Spielzeuge wegnehmen, nur lassen Sie mir einen Jet. Man braucht einen.«
»Ich werde Ihren benutzen.«
»Fangen Sie mit einem kleinen Lear an. So einen bekommen Sie jederzeit für ein paar Millionen. Sie brauchen zwei Piloten, fünfundsiebzig Riesen pro Mann. Fällt unter die Gemeinkosten. Sie müssen einfach einen haben, Sie werden schon sehen.« Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Clay Tipps zum Thema Privatjet bekommen.
Julia räumte die Tabletts ab und informierte sie, dass sie in etwa fünf Minuten landen würden. Clay war hingerissen vom Blick auf die Skyline Manhattans im Osten. French schlief ein. Sie landeten und rollten an einer Reihe privater Terminals vorbei, wo Dutzende schicke Jets entweder geparkt standen oder gewartet wurden. »Hier sieht man mehr Privatjets als an jedem anderen Ort der Welt«, erläuterte French, während sie aus dem Fenster blickten. »Alle wichtigen Jungs aus Manhattan parken ihre Flieger hier. Mit dem Wagen ist man in fünfundvierzig Minuten in der Stadt. Wer genug Mäuse hat, legt sich auch einen Helikopter zu. Dann sind es nur zehn Minuten.«
»Haben wir einen Helikopter?«, fragte Clay.
»Nein. Aber wenn ich hier leben würde, hätte ich einen.« Eine Luxuslimousine holte sie auf dem Rollfeld ab, nur ein paar Schritte von der Stelle entfernt, wo sie aus dem Flugzeug gestiegen waren. Die Piloten und Julia blieben an Bord, um aufzuräumen, und zweifellos auch, um dafür zu sorgen, dass der Wein für den nächsten Flug kühl war.
»Manhattan«, sagte French zum Fahrer.
»Ja, Sir, Mr French.« War die Limousine gemietet, oder gehörte sie Patton? Sicherlich würde sich der weltweit erfolgreichste Experte für Schadenersatzklagen nicht mit einem Mietwagen bescheiden. Clay beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Was machte es schon für einen Unterschied? »Ich bin gespannt auf Ihre Fernsehspots«, sagte French auf dem Weg durch das Verkehrschaos von New Jersey. »Wann haben Sie sie auf Sendung gehen
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