Die Schuld
sich Ackerman mit achtundzwanzig Prozent für Kläger der Kategorie eins einverstanden.
In Kategorie zwei fielen Patienten mit bösartigen Tumoren; da ihre Behandlung Monate oder Jahre dauern konnte, blieb der Vergleich offen. Für diese Entschädigung wurde keine Obergrenze vereinbart - Barry und Harry zufolge ein Beweis dafür, dass Philo Products irgendwo im Hintergrund agierte und Ackerman mit zusätzlichen Mitteln versorgte. Für Kläger der Kategorie zwei sollten die Anwälte fünfundzwanzig Prozent bekommen, wobei Clay keine Ahnung hatte, warum. French ging die Zahlen so schnell durch, dass niemand mehr mitkam.
Kläger der Kategorie drei waren Patienten aus Kategorie zwei, die wegen Dyloft sterben würden. Da es bis jetzt noch keine Todesfälle gegeben hatte, blieb diese Gruppe ebenfalls offen. Als Höchstgrenze für die Honorare wurden zweiundzwanzig Prozent vereinbart.
Um neunzehn Uhr unterbrachen sie die Besprechung und kamen überein, sich am nächsten Tag erneut zu treffen, um die Details für die Kategorien zwei und drei festzulegen. Als Clay mit den anderen im Fahrstuhl nach unten fuhr, reichte French ihm einen Computerausdruck. »Gar nicht schlecht für einen Anfänger«, sagte er lächelnd. Es war eine Zusammenstellung von Clays Fällen und voraussichtlichen Honoraren, darunter auch ein Zuschlag von sieben Prozent für seine Tätigkeit im Ausschuss.
Allein für die Kläger der Kategorie eins konnte Clay mit einem Bruttohonorar von einhundertsechs Millionen Dollar rechnen.
Als er endlich allein war, stellte er sich ans Fenster seines Hotelzimmers und starrte nach draußen in die Dämmerung die sich über den Central Park legte. Tarvan hatte ihn in keinster Weise auf den plötzlich über ihn hereinbrechenden Re ichtum vorbereiten können. Er war wie betäubt, unfähig zu sprechen, sich zu bewegen. Wie angewurzelt blieb er vor dem Fenster stehen, während ihm willkürlich Gedanken durch den Kopf Schossen, die sich mühsam durch seine überlasteten Gehirngänge kämpften. Dann trank er zwei große Whiskeys aus der Minibar, die jedoch keinerlei Wirkung zeigten.
Wieder am Fenster stehend, rief er Paulette an, die den Hörer abnahm, bevor das erste Klingelzeichen verklungen war. »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie, als sie seine Stimme erkannte.
»Die erste Runde ist vorbei«, sagte er.
»Spann mich nicht auf die Folter!«
»Du hast gerade zehn Millionen Dollar verdient.« Die Wörter schienen von jemand anderem gesprochen zu werden. »Lüg mich nicht an, Clay.« Ihre Stimme verlor sich. »Es stimmt, ich lüge nicht.«
Paulette begann zu weinen und sagte eine Weile nichts. Clay ging rückwärts zu seinem Bett und setzte sich auf den Rand. Am liebsten hätte er auch ein paar Tränen vergossen. »O mein Gott«, stammelte sie dann zweimal.
»Ich ruf dich in ein paar Minuten noch mal an«, versprach Clay.
Jonah war noch in der Kanzlei. Er brüllte etwas ins Telefon, dann ließ er den Hörer fallen und holte Rodney. Clay hörte sie im Hintergrund reden. Eine Tür knallte. Rodney nahm den Hörer: »Clay?«
»Dein Anteil liegt bei zehn Millionen«, sagte Clay zum dritten Mal, als wäre er der Weihnachtsmann. Nie wieder würde er so viel Geld verteilen können.
»Ich… ich fasse es nicht«, stotterte Rodney. Im Hintergrund schrie Jonah etwas Unverständliches.
»Ja, es ist unglaub lich«, sagte Clay. Einen Augenblick lang sah er Rodney an dessen altem Schreibtisch im OPD vor sich: überall Akten und Papier, Fotos seiner Frau und seiner Kinder an der Wand - ein guter Mann, der für sehr wenig Geld hart arbeitete. Was würde er seiner Frau sagen, wenn er sie in ein paar Minuten anrief?
Jonah griff nach einem Nebenanschluss, und sie unterhielten sich noch eine Weile über die Besprechung, in der der Vergleich ausgehandelt worden war - wer war da, wo fand das Ganze statt, wie lief es? Die beiden wollten gar nicht mehr aufhören, aber Clay sagte schließlich, dass er Paulette versprochen habe, noch einmal mit ihr zu telefonieren.
Nachdem er seine Anrufe erledigt hatte, saß er lange Zeit auf dem Bettrand. Ihm war bewusst geworden, dass er jetzt niemanden mehr hatte, den er anrufen konnte. Er sah Rebecca vor sich, und plötzlich hörte er ihre Stimme, spürte ihren Körper. Sie könnten ein Haus in der Toskana oder auf Maui oder sonst wo auf der Welt kaufen - wo immer sie wollte. Sie könnten dort leben, glücklich, mit einem Dutzend Kinder, ohne Schwiegereltern, mit Kindermädchen und Hausangestellten
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